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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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mich erheben konnte. Ich warf beide Arme um ihn, streichelte ihn mit zitternden Händen, wie um mich zu vergewissern, daß er keine Verletzungen davongetragen hatte.
    »Hast du nichts? Keine Wunde? Keine Verbrennung?«
    Er strich mein Haar aus der Stirn.
    »Keinen Kratzer, Querida. Keine Brandblase. Sei ganz ruhig. Du weißt doch, wie das ist.«
    »Oh, Manuel! Ich kann es nicht glauben! Was du gemacht hast, war reiner Wahnsinn. Wie hast du das bloß geschafft?«
    Seine Augen blickten ins Leere. Er schüttelte leicht den Kopf.
    »Ich kann es nicht sagen, Querida. Noch als ich hinter dir den Hang herunterkam, wußte ich nicht, was ich vorhatte. Aber als ich sah, daß du nicht weiterkonntest… da mußte ich ja wohl gehen.«
    »Einfach so? Ganz nebenbei?«
    »Erinnerst du dich«, sagte er, »in Langada, als ich dir folgen wollte und mir ein Feuervorhang den Weg versperrte?«
    Ich schluckte würgend.
    »Genauso war es, Manuel. Den Vorhang sah ich jetzt auch. Ich konnte mich nicht von der Stelle rühren.«
    »Für mich war der Weg offen, verstehst du? Ich weiß nicht, woran es lag. Es war einfach so. Da ging ich denn. Und Martins Lage war abscheulich, das darf ich nicht vergessen. Aber für mich selbst war es unvergleichlich schön. Ich spürte nicht einmal Martins Gewicht. Als ob ich schwebte…«
    »Wie geht es ihm?« flüsterte ich rauh.
    »Nicht gut. Seine Lungen sind in einem schlimmen Zustand. Helmut hat erste Hilfe geleistet, zum Glück hatten wir das nötige Material. Helmut wollte Arzt werden, bevor er sich mit Geochemie befaßte. Er meint, daß Martin wohl mit dem Leben davonkommt. Aurelio hat in Catania einen Krankenwagen angefordert. Er kam vor einer halben Stunde und ist schon unterwegs zur Notfallstation. Luciana fuhr mit; sie wird sich um das Nötige kümmern.«
    »Hat Martin etwas gesagt?«
    »Reden konnte er nicht. Er hat mir nur die Hand gedrückt. Ich habe ihm gesagt, er solle in Zukunft vorsichtig sein, ich könne ihn ja nicht ständig aus der Lava holen. Ich sagte das natürlich nur, um ihn aufzumuntern.
    Keine Ahnung, ob er mich gehört hat, Helmut hatte ihm eine Spritze gegeben. Und dein Fuß?«
    »Tut weh.«
    »Helmut hat ihn verbunden. Er meint, der Schnitt sei tief und müsse vielleicht genäht werden.«
    »Wie habt ihr mich hierhergebracht?«
    »Auf einer Tragbahre. Im Refugio ist ein Notdienst für Touristen eingerichtet. Die Studenten haben sich um alles gekümmert. Wir hatten auch eine Sauerstoffmaske für Martin.«
    »Ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Das ist der Schock. Helmut hat dir eine Schlaftablette gegeben.«
    Ich lächelte bitter.
    »Wir haben natürlich Aufsehen erregt.«
    »Zwangsläufig. Nur Helmut wunderte sich nicht übermäßig. Er ist viel herumgekommen und hat Menschen gesehen, die das konnten. Er nennt das eine Art von Intuition.«
    »Ja, das stimmt. Mit Willensanstrengung hat das nichts zu tun. Eher mit Kindlichkeit, möchte ich sagen.«
    Er lachte leise.
    »Die Sache hat eben auch ihre komischen Seiten.«
    In mir kreiste eine Erinnerung. Der Gedanke, der mich beschäftigte, hing mit der Familie Vlachos zusammen. Jemand hatte etwas darüber gesagt. Stavros? Nein, nicht Stavros. Es war eine andere Stimme. Und auch die Worte waren mir entfallen. Sie waren irgendwo in mir, diese Worte, aber ihr Klang verblaßte immer dann, wenn ich glaubte, sie im Gedächtnis zu haben.
    Ich holte tief Atem; und plötzlich kribbelte mir das Rückgrat. Die Stimme, dünn und zittrig, war wieder da. Ich entsann mich gut: Es war die Stimme der alten Demetria. Und auch die Worte kannte ich, denn sie hatte sie an jenem Tag in Langada zu Manuel gesprochen. Jetzt, wie ein Echo, kehrte der Klang zurück:
    »Manche Menschen sollen behutsam wandern, das Schicksal nicht herausfordern. Aber wie kannst du helfen, bevor du weißt, wer du bist? Du wirst es aus Liebe tun und es von ihr nehmen. Die Zeit wird kommen, da es von ihr abfallen wird. Zwei Leben kann sie nicht schützen…«
    Viele Dinge kamen mir in den Sinn; Dinge, die ich nicht beachtet hatte: die fortdauernde Müdigkeit, die Schwäche am Morgen, der Brechreiz. Das Ausbleiben der Periode, von der ich keine Notiz genommen hatte, weil sie bei mir immer schwach und unregelmäßig war. Jetzt endlich verstand ich das Muster, den Zusammenhang. Ich legte meine Hand an Manuels Gesicht, ließ meine Fingerspitzen über seine Stirn, seine Wange, seinen Mund gleiten und sagte:
    »Manuel, ich erwarte ein Kind.«
    Er starrte mich an, mit leicht gerunzelter

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