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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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gelegentliche Aufschimmern bunter Seidenstoffe, das Glitzern von Metall oder Goldflitter –, das alles gehörte zu mir, zu meiner Jugend und zu meinen Träumen, ebenso wie die Gerüche nach Butangas, Pferdeschweiß und Torf. Ich sog diese Gerüche mit jedem Atemzug ein; Bilder und Erinnerungen kehrten wieder. Ein geheimnisvoller Zauber drehte die Zeit zurück. Ich war wieder die Schülerin im blauen Faltenrock, mit den Zöpfen und den großen blanken Augen, die hier in Avignon, vierzehn Jahre zuvor, vor der Zeltwand schlief und auf dich wartete…
    Plötzlich wehte ein Luftzug; ich blähte leicht die Nüstern. Dieser Tabakgeruch, woher kannte ich ihn? Da löste sich eine schmale, fast körperlose Gestalt aus den Schatten: ein uralter Mann, leicht gebeugt, mit weißem Stoppelhaar. Die Falten und Risse auf seinem kupferbraunen Gesicht glichen einem eng geknüpften Netz, in dessen Maschen sich die hellen Augen gefangen hatten. Und der Geruch kam von jenem Zigarrenstummel, der fast aufgeraucht zwischen seinen knorrigen Fingern hing.
    »Wassilio!«
    Wir umarmten uns; ich küßte seine Hand mit dem silbernen Ring. Ein sanftes Lächeln wanderte, von den strichdünnen Lippen aus bis hin zu seinem Blick, der freudig aufleuchtete.
    »Nun, meine Kleine? Bist du wieder bei uns?«
    »Ja, aber nur bis Montag.«
    »Das sind zwei Tage, Kind. Geborgte Zeit.«
    »Sag mir, ist es ernst mit Justine? Wird sie wieder aufs Flugtrapez können?«
    »Ich heile Knochenbrüche. Das kann ich gut. Aber einen Dickschädel kann keiner heilen, auch ich nicht. Ja, sie wird wieder fliegen.«
    Ich stellte Manuel vor. Er folgte meinem Beispiel und küßte die Hand des alten Mannes; er merkte, daß man es bei Wassilio zu tun hatte. Der alte Mann betrachtete ihn aus klaren, wimpernlosen Augen. Seine Stimme war fast nur ein Hauch, mit dem Klang von raschelnden Blättern.
    »Ich kenne dich, Hijo. Amadeo hat mir von dir erzählt. Er sagt mir manche Dinge, Amadeo. Und das, was er mir nicht sagt, errate ich.« Er nickte ein paarmal vor sich hin. »Oh ja, ich sehe schon. Amadeo kann sich glücklich schätzen, daß er dich zum Bruder hat.«
    »Ich schätze mich ebenso glücklich«, sagte Manuel.
    »Und das Feuer, mein Kind?« fragte mich Wassilio. »Gehorcht es dir immer noch?«
    Ich lächelte etwas traurig.
    »Nein. Es ist vorbei.«
    Wassilio nahm die Zigarre aus den Lippen, spuckte einen Krümel Tabak auf den Boden.
    »Ha! Das ist nur natürlich. Horche auf deinen Körper. Er sagt dir die Wahrheit. Sei ruhig, du Kindskopf. Die Gabe kehrt wieder. Sie ist etwas Angeborenes.«
    Er legte seine leichten, kräftigen Finger auf Manuels Arm.
    »Bei dir ist es etwas anderes, Hijo. Sie wurde dir aus Liebe zuteil. Das macht sie um so stärker. Geize nicht mit deinem Erbe, mein Sohn. Du hast noch mehr…«
    Wassilios dünne Stimme ging im Beifall unter, der unter der Zirkuskuppel toste. In der Manege machte Thyfos eine blitzschnelle Wendung, die Amadeo geschmeidig mit dem Körper auffing. Schon stob der Schimmel durch das aufspritzende Wasser, sprengte durch den Sattelgang dem Ausgang zu – uns entgegen. Ich achtete nicht auf das hämmernde Geräusch der Reiter, die nun auf der anderen Seite des Zeltes in die Manege brausten. Denn schon hielt Thyfos ruckartig vor uns. Der Hengst schnaubte, seine Augen glitzerten erregt. Er tänzelte und flatterte mit den Ohren, während ein Stallbursche auf ihn zulief und die Zügel packte. Ich sah dorthin, wo Wassilio gestanden hatte. Der alte Mann war weg – verschwunden wie ein Geist. Nur der Dunst seiner Zigarre hing in der Luft. Schon ließ sich Amadeo von dem Rücken des Tieres gleiten, in einer einzigen mühelosen und geschmeidigen Bewegung. Er zog einen Klumpen Salz aus der Tasche, den Thyfos aus seiner flachen Hand leckte.
    Plötzlich wandte er sich um und blickte mich an. Ein Leuchten ging über sein Gesicht.
    »Herzblume, wann bist du angekommen?«
    »Zu Anfang der Vorstellung.«
    »Wir haben zugeschaut, wie du den Speer wirfst«, sagte Manuel.
    »Den werfe ich nicht. Er fliegt von selbst.«
    Er sah mich an. Kein Wille, kein Bewußtsein lenkte unsere Bewegungen. Ich trat auf ihn zu; er legte beide Arme um mich, bewegte leicht das Gesicht hin und her, streichelte mich mit seinem Atem. Dann schlossen sich seine Lippen um meine. Mir war, als ob ich nicht nur mit den Lippen und der Zunge, sondern mit meinem ganzen Körper in seinem Mund versank. Das Begehren kam sofort, strömte wie ein warme Welle durch unsere Glieder. Fast

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