Feuerklingen (First Law - Band 2)
Grimm.
»Wir können sie umgehen, wenn wir wollen.« Hundsmann deutete hinein in den kalten Wald. »Sie sind da oben am Abhang zwischen den Bäumen. Wäre kein Problem, einen kleinen Haken zu schlagen.«
Dreibaum sah zum Himmel empor, der rosafarben und grau durch die Zweige schimmerte, und schüttelte den Kopf. »Nein. Uns geht das Licht weg, und ich hätte sie nicht gern im Rücken, wenn es dunkel ist. Da wir schon mal hier sind und sie auch, ist es am besten, wenn wir sie angehen. Zu den Waffen.« Er hockte sich hin und sprach ruhig weiter. »Und so werden wir es machen. Hundsmann, du gehst den Hügel hinauf, um sie herum und näherst dich ihnen dann von oben. Nimm den Linken, wenn du das Signal hörst. Hast du verstanden? Den Linken. Und versuch, nicht danebenzuschießen.«
»Joh«, sagte Hundsmann, »den Linken.« Dass er nicht vorbeischießen wollte, verstand sich mehr oder weniger von selbst.
»Dow, du schleichst dich leise an und nimmst den in der Mitte.«
»Den Mittleren«, knurrte Dow. »Der ist erledigt.«
»Dann bleibt noch einer für dich, Grimm.« Grimm nickte, ohne aufzublicken, während er seinen Bogen mit einem Lappen abrieb. »Sauber und ordentlich, Jungs. Ich will keinen von euch deswegen zu Schlamm werden sehen. Also jeder an seinen Platz.«
Der Hundsmann fand eine gute Stelle oberhalb von Bethods Männern und beobachtete sie, hinter einem Baumstamm verborgen. So etwas hatte er nun sicherlich schon Hunderte von Malen getan, aber trotzdem machte es ihn immer noch nervös. War vielleicht auch gut so. Man macht schließlich immer dann Fehler, wenn man sich zu sicher fühlt.
Da er wusste, dass Dow kommen würde, entdeckte er ihn schließlich im schwindenden Licht, wie er durchs Gebüsch glitt, die Augen bereits auf sein Ziel gerichtet. Er kam jetzt nahe, sehr nahe. Hundsmann legte einen Pfeil auf die Sehne und zielte auf den Mann zu seiner Linken, wobei er langsam atmete, damit seine Hände ruhig blieben. In diesem Moment wurde es ihm klar. Jetzt stand er auf der anderen Seite, und nun war der, der zuvor links gestanden hatte, von ihm aus rechts. Auf welchen also sollte er schießen?
Er fluchte unterdrückt und versuchte sich zu erinnern, was Dreibaum gesagt hatte. Nähere dich ihnen von oben und nimm den Linken. Es wäre fatal gewesen, gar nichts zu tun, also zielte er auf den, der von ihm aus gesehen links stand, und hoffte auf das Beste.
Dann hörte er Dreibaums Ruf von unten, der wie ein Waldvogel klang. Dow machte sich zum Sprung bereit. Hundsmann ließ seinen Pfeil davonschnellen. Er drang in dem Moment in den Rücken des Linken, als Grimms Pfeil ihn von vorn traf und Dow den Mittleren schnappte und von hinten erstach. Damit blieb einer von ihnen unversehrt, wenn auch sehr überrumpelt.
»Scheiße«, flüsterte der Hundsmann.
»Hilfe!«, schrie der Übriggebliebene, bevor Dow ihn niederwarf. Sie rollten im Gras umher, knurrten und schlugen um sich. Dows Arm fuhr auf und nieder – einmal, zweimal, dreimal, dann stand er auf und blickte mit mächtig verärgertem Gesicht durch die Bäume. Hundsmann zuckte nur die Achseln, als er plötzlich knapp hinter sich eine Stimme hörte.
»Was?«
Er erstarrte, und es überlief ihn kalt. Noch einer, hier im Gebüsch, keine zehn Schritte entfernt. Hundsmann griff nach einem Pfeil und legte ihn ganz leise an, dann wandte er sich langsam um. Er sah zwei Männer, und sie sahen ihn, und sein Mund verzog sich, als hätte er schales Bier geschmeckt. Sie alle starrten einander an. Dann zielte Hundsmann auf den Größeren und spannte den Bogen.
»Nein!«, brüllte er. Der Pfeil drang seinem Gegner in die Brust, und er stöhnte und stolperte, dann brach er in die Knie. Hundsmann ließ den Bogen fallen und griff nach seinem Messer, aber er konnte es nicht mehr ziehen, bevor ihn der andere erwischte. Sie landeten beide mit hartem Aufschlag im Gebüsch und rollten den Abhang hinab.
Hell, dunkel, hell, dunkel. Immer weiter ging es abwärts, während sie einander traten, zerrten und schlugen. Hundsmanns Kopf prallte auf etwas Hartes, und dann lag er auf dem Rücken und rang mit diesem Drecksack. Sie zischten einander an; es waren eigentlich keine Worte, sie klangen vielmehr wie kämpfende Hunde. Der Mann konnte seine eine Hand befreien und zog von irgendwoher ein Messer, und Hundsmann erwischte sein Handgelenk, bevor er damit Schaden anrichten konnte.
Der andere versuchte, die Klinge, die er nun mit beiden Händen führte, mit aller Gewalt
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