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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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des Königs. 4
    Aber der alte Mann antwortet nicht gleich. Sein
goldener Thron, besetzt mit Diamanten von der Größe
einer Männerfaust, steht
erhöht auf einer Empore und beherrscht von dieser Warte aus
einen weitläufigen
Saal mit Wänden, Fußboden und Decke aus poliertem
Marmor. Er sieht nur wenig
von diesem Saal; der größte Teil liegt im Dunkeln.
Eine Gaslampe auf dem Boden
zu seinen Füßen verbreitet knisternd und zischend
spärliches Licht.
    Fröstelnd schmiegt der greise Monarch sich
tiefer in die Pelzmäntel und -decken, die man um ihn
gehäuft hat. Er rückt an
die Kante des Thronsessels, näher an die Gaslampe, obwohl er
weiß, daß sie ihm
keine Wärme spenden wird. Ich glaube, er sucht vielmehr den
Trost der
Helligkeit. Sein Sohn hat recht. Die ewige Nacht tötet uns.
    »Es gab eine Zeit«, sagt der
König, »als die
Lampen im Palast vom Abend bis zum Morgen nicht erloschen. Die ganze
Nacht
hindurch wurde gefeiert und getanzt. Wenn wir dann atemlos und erhitzt
waren,
liefen wir aus dem Palast hinaus ins Freie unter dem
Höhlendach, ließen uns in
das weiche Gras fallen und lachten, lachten.« Er verstummte.
»Deine Mutter
tanzte leidenschaftlich gern.«
    »Ja, Vater. Ich erinnere mich.« Die Stimme
des
Sohnes ist leise und geduldig.
    Edmund weiß, daß sein Vater nicht
versucht, sich
vor der Gegenwart in die Vergangenheit zu flüchten. Er
weiß, der König hat die
einzig mögliche Entscheidung getroffen. Er weiß,
daß sein Vater Abschied nimmt.
    »Das Orchester war dort drüben.«
Der König deutet
mit dem knochigen Finger in eine schattenverhangene Ecke der Halle.
»Die
Musiker spielten die ganze Schlafhälfte des Zyklus hindurch.
Sie tranken
Parfruchtwein, um das Feuer in ihrem Blut in Gang zu halten.
Natürlich waren
sie bald allesamt betrunken. Gegen Ende spielte die eine
Hälfte von ihnen nicht
mehr dasselbe wie die andere. Aber das störte uns nicht. Wir
lachten nur um so
mehr. Wir haben viel gelacht, damals.«
    Der alte Mann summt vor sich hin, eine Weise aus
seiner Jugend. Ich habe bisher still im Halbdunkel des Ganges gestanden
und
durch einen Spalt der fast geschlossenen Tür die Szene
verfolgt, doch jetzt
beschließe ich, daß es an der Zeit ist, mich
bemerkbar zu machen, wenn auch nur
Edmund gegenüber. Es ist unter meiner Würde zu
lauschen. Ich winke einem
Bedienten und schicke ihn mit einer belanglosen Botschaft zum
König hinein. Die
Tür öffnet sich knarrend, ein Schwall kalter Luft
fährt in den Thronsaal und
löscht beinahe die Flamme der Gaslampe aus. Die schlurfenden
Schritte des
Bedienten wecken flüsternde Echos in dem nahezu unbewohnten
Palast.
    Edmund hebt abwehrend die Hand und bedeutet dem
Bedienten, sich zu entfernen. Doch er schaut zur Tür, nimmt
mit einem leichten
Kopfnicken meine Anwesenheit zur Kenntnis und bittet mich stumm, auf
ihn zu
warten. Mehr braucht es nicht. Wir verstehen einander ohne Worte.
    Der Bediente verläßt schwerfällig
den Saal. Er
will die Tür schließen, aber ich hindere ihn daran
und schicke ihn fort. Der
greise König hat das Erscheinen und den Weggang des Bedienten
bemerkt, auch
wenn er vorgibt, ganz in Gedanken versunken zu sein. Das Alter hat
wenig
Vorrechte, wenig Annehmlichkeiten. Seinen Grillen zu frönen
ist eine davon.
Sich Erinnerungen hinzugeben eine weitere.
    Der alte Mann seufzt und betrachtet den goldenen
Thron, auf dem er sitzt. Von dort wandert sein Blick zu einem kleineren
Thron
neben dem seinen, der offenbar für eine Frau bestimmt, aber
seit langem
verwaist ist. Vielleicht sieht er sich selbst, jung, stark, ungebeugt,
während
er sich zur Seite neigt, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, und
dabei ihre Hand
ergreift. Immer fanden sich ihre Hände, wenn sie zusammen
waren.
    Auch jetzt hält er noch manchmal ihre Hand, aber
sie ist kalt, ein Wahrzeichen der eisigen Nacht, die unsere Welt
heimsucht. Die
Kälte tötet in ihm die eifersüchtig
gehütete Blume vergangenen Glücks. Er
besucht sie nicht mehr oft. Er zieht die Erinnerungen vor.
    »Wie das Gold in dem hellen Licht
schimmerte«,
erzählt er seinem Sohn. »Manchmal funkelten die
Diamanten so grell, daß man den
Blick abwenden mußte, weil die Augen schmerzten. Wir waren
reich, unvorstellbar
reich, und wir genossen unseren Reichtum.
    In aller Unschuld, glaube ich«, fügt der
König
nach kurzem Nachdenken hinzu. »Wir waren nicht gierig, nicht
habsüchtig. ›Was
sie für

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