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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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er neuerdings so
wenig Wasser führt. Seine Majestät
hielt meine Absicht für erfolgversprechend, und ich brach
auf.«
    Ich bemerke, daß einige Ratsmitglieder Blicke
tauschen und verstimmt die Brauen zusammenziehen. Dieses Vorhaben ist
nicht vom
Rat besprochen oder gutgeheißen worden, was
natürlich prompte und einhellige
Mißbilligung hervorruft. Der König nimmt den Unmut
der Ratsherren wahr und
schickt sich an, etwas zu seiner Verteidigung vorzubringen, als ich in
die
Bresche springe, bevor er ein Wort sagen kann.
    »Seine Majestät bestand darauf,
daß wir den Rat
informieren und dessen Zustimmung einholen, aber ich war dagegen. Nicht
aus
Mangel an Respekt vor den Mitgliedern dieser ehrenwerten Versammlung,
sondern
aufgrund der Notwendigkeit, Ruhe im Volk zu bewahren. Seine
Majestät wie auch
ich waren damals überzeugt, daß es für das
Absinken des Wasserstandes eine
harmlose Erklärung gab. Vielleicht hatte eine seismische
Störung dazu geführt,
daß ein Teil der Höhlendecke eingestürzt
war und das Flußbett blockierte.
Vielleicht hatten Tiere einen Damm errichtet und das Wasser gestaut.
Weshalb
die Bevölkerung unnötig in Aufregung versetzen? Doch
leider ist die Erklärung
keineswegs harmlos.«
    Die Blicke, die gewechselt werden, drücken
tiefste Besorgnis aus. Man hat sich an mein ungewöhnliches
Aussehen gewöhnt,
und allmählich fällt den Ratsmitgliedern auf,
daß ich mich verändert habe. Ich
weiß selbst, daß ich elend aussehe, noch
kränklicher als gewöhnlich. Meine
schwarzen Augen liegen tief in den Höhlen und sind von dunklen
Schatten
umgeben. Die Lider sind rot und geschwollen. Es war eine lange,
anstrengende
Reise; ich habe seit vielen Zyklen nicht geschlafen. Meine Schultern
sind vor
Müdigkeit herabgesunken.
    Die Ratsmitglieder vergessen ihr Mißfallen
über
das eigenmächtige Handeln des Königs, der ohne sie
einen Beschluß gefaßt hat.
Sie lauschen mit starren, grimmigen Gesichtern dem, was ich zu sagen
habe.
    »Ich folgte dem Lauf des Hemo
flußaufwärts. Der
Weg am Ufer entlang führte mich über bewohntes Gebiet
hinaus, durch den
Laze-Wald an der Grenze, und schließlich gelangte ich zu der
Stelle, an der das
Felsendach, das sich über uns wölbt, die Erde
berührt. Aber ich fand dort nicht
den Quell des Flusses. Es gibt eine Öffnung im Fels, aus der
der Hemo sich
ergießt. Die Karten, nach denen ich mich richtete,
entsprachen genau der
Wirklichkeit. Entweder hat der Hemo sich selbst diesen Durchgang
geschaffen,
oder der Fluß folgt einem Pfad, den jene, die unsere Welt
erschufen, für ihn
angelegt haben. Vielleicht trifft beides zu.«
    Der König schüttelt tadelnd den Kopf
über meinen
gelehrten Diskurs. Mit einer leichten Verbeugung in seine Richtung
bitte ich um
Vergebung, dann nehme ich den Faden wieder auf.
    »Nachdem ich dem Tunnel ein gutes Stück
gefolgt
war, entdeckte ich in einer Schlucht ohne Ausgang einen kleinen See am
Fuße
eines ehemals wohl grandiosen Wasserfalls. Dort stürzt der
Hemo über eine
lotrechte Klippe mehrere hundert Armlängen in die Tiefe, aus
einer Höhe, die in
etwa der Felsendecke über unseren Köpfen
entspricht.«
    Meine Zuhörer scheinen beeindruckt zu sein. Mit
einer Handbewegung dämpfe ich ihre aufkeimenden Hoffnungen.
    »An den gewaltigen Ausmaßen der
spiegelglatten
Klippe und der Tiefe des Sees ließ sich ermessen,
daß der Fluß einst in
mächtigem Schwall dort hinuntergestürzt war. Ein
Mensch, der sich unter den
Katarakt gewagt hätte, wäre von der schieren Wucht
der Wassermassen
zerschmettert worden. Jetzt könnte ein Kind gefahrlos in dem
Rinnsal baden, das
die Felswand hinunterrieselt.«
    Meine Stimme klingt bitter. Der König und seine
Räte betrachten mich wachsam, voller böser Ahnungen.
    »Ich ging weiter, um doch noch den Ort zu
finden, an dem der Fluß entspringt. Ich kletterte die Wand
der Schlucht hinauf,
und dabei fiel mir ein merkwürdiges Phänomen auf: je
höher ich stieg, desto
kälter wurde es. Auf dem Grat des Wasserfalls angelangt, dicht
unter der
Höhlendecke, erkannte ich den Grund dafür. Ich war
nicht länger von den
Felswänden der Höhle umgeben.« Meine Stimme
wird dunkel, dramatisch. »Ich sah
mich umgeben von Wänden aus dickem Eis!«
    Die Ratsmitglieder wirken betroffen, sie
empfinden den Schreck und die Angst, die ich zu vermitteln versuche.
Doch ihre
ratlosen Gesichter sagen mir, daß sie das volle

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