Feuertanz
»bis das Schlimmste vorbei ist«.
Irene suchte nach dem Datum dieser Eintragung. Sie stammte von kurz vor Weihnachten.
War das Schlimmste inzwischen vorüber? Warum konnten Angelica und die Kinder nach dem Brand nicht bei Magnus Erikssons Schwester wohnen? Sie und der kleine Frej schienen ja ein gutes Verhältnis zu haben. Irene blätterte alle Papiere durch, die in der Mappe lagen, fand aber nirgendwo einen Hinweis auf ein Verhör mit der Schwester. Vage erinnerte sie sich daran, dass die Frau sich vorgestellt hatte. Wie war noch einmal ihr Name gewesen? Das würde sie morgen herausbekommen, und zwar nach dem Treffen mit Sophie, das für neun Uhr angesetzt war.
Ganz hinten in der Mappe fanden sich drei kurze Berichte. Der erste handelte vom Brand eines Heuhaufens im April 1989. Der Besitzer eines Reitstalls hatte das verrottete Heu des Vorjahres auf einen Acker hinter dem Stall gebracht, um es dort später zu verbrennen. Gegen neun Uhr abends hatte bei ihm das Telefon geklingelt. Es war der Nachbar, der berichtete, das Heu stehe in Flammen. Er könne es von seinem Küchenfenster aus sehen. Der Reitstallbesitzer und seine Frau waren zum Stall geeilt und hatten die Wände mit Wasser bespritzt. Als die Feuerwehr eintraf, war der Brand unter Kontrolle gewesen und hatte rasch gelöscht werden können.
Die Ermittlung der Brandursache hatte Brandstiftung ergeben. In der Nähe waren zwei leere Spiritusflaschen gefunden worden. Leider hatten sie nahe am Feuer gelegen und waren teilweise geschmolzen, sodass man keine Fingerabdrücke hatte sichern können.
Kurz vor Ausbruch des Brandes war eine Person auf einem Fahrrad in der Nähe gesehen worden. Diese Aussage stammte von dem Nachbarn, der auch den Brand entdeckt hatte. Er war schon älter und sah nicht mehr gut, aber er war sich ganz sicher, eine Person mit Fahrrad vor dem Stall bemerkt zu haben. Leider konnte er sie nicht näher beschreiben. Er wusste auch nicht, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau gehandelt hatte. Klar war seinen Angaben nach nur, dass die betreffende Person auf dem Fahrrad lange, dunkle Hosen und einen dunklen, langärmligen Pullover oder eine langärmlige Jacke getragen hatte.
Der andere Bericht galt einem viel schwerwiegenderen Brand. Er war Anfang September 1989 in einem Sommerhaus in Hovdalen ausgebrochen. Das Haus lag abgeschieden, und es hatte eine Weile gedauert, bis das Feuer von einem Paar, das einen Spaziergang mit seinen zwei Hunden gemacht hatte, entdeckt worden war. Das Haus war vollständig abgebrannt. Die Spurensicherung hatte schnell entdeckt, dass es sich um Brandstiftung handelte. Teppiche, Bettzeug und andere Textilien waren in der Mitte des Hauses aufgetürmt und angezündet worden. Die chemische Analyse hatte ergeben, dass der Täter Brennspiritus verwendet hatte.
In den Zeitungen war in großen Lettern vom »Pyromanen von Björlanda« die Rede gewesen, und die Bevölkerung hatte weitere Brandanschläge befürchtet. Aber bis November, als das Haus in Björkil abgebrannt war und Magnus Eriksson in den Flammen umkam, war es ruhig gewesen.
Der letzte Bericht handelte von einer Person, die im Bett geraucht hatte, und stammte vom 25. Dezember 1989, 19.47 Uhr. Eine hysterische Frau hatte die Feuerwehr zum Haus von Familie Malmborg-Eriksson gerufen. Laut Notrufzentrale hatte sie geschrien: »Es brennt! Es brennt!«
Als der Krankenwagen und die Feuerwehr eintrafen, war das Feuer bereits gelöscht. Magnus Eriksson hatte eine hässliche Brandverletzung an der rechten Hand und am rechten Unterarm davongetragen, war aber im Übrigen unverletzt. Laut Bericht war er sehr betrunken. Seine Frau war auch nicht nüchtern gewesen. Ihr siebenjähriger Sohn hatte sich ebenfalls im Haus befunden.
Man brachte Magnus Eriksson ins Krankenhaus, um seinen Arm zu versorgen. Seine Frau Angelica Malmborg-Eriksson erklärte, ihr Mann sei müde gewesen und nach oben gegangen, um sich hinzulegen. Als sie etwas später ins Schlafzimmer gekommen sei, um ihm zu sagen, der Film, den sie im Fernsehen sehen wollten, finge gleich an, habe es im Zimmer gebrannt. Sie habe geschrien, und so sei es ihr gelungen, ihren Mann zu wecken. Seine Frau verhielt sich erstaunlich geistesgegenwärtig. Sie lief ins Badezimmer, in dem ein paar Turnschuhe in einem Eimer einweichten. Sie zog die nassen Schuhe heraus und kippte das Wasser auf den Brandherd. Das Bett hatte noch nicht gebrannt, sondern nur ein dicker Bettvorleger. Die Untersuchung ergab, dass Magnus Eriksson
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