Feuertanz
mit brennender Zigarette auf dem Bett eingeschlafen war. Sein Arm hatte über die Bettkante gehangen, und seine Zigarette war auf den Bettvorleger gefallen und hatte diesen in Brand gesetzt.
Irene stellte fest, dass Sophie in dem Bericht nicht erwähnt wurde. Wahrscheinlich war sie bei ihrem Vater Ernst Malmborg gewesen.
Die zwei ersten Brände waren in einem Umkreis von einem Kilometer vom Haus der Familie Malmborg-Eriksson in Björkil gelegt worden. Der dritte hatte sich gleich im Haus selber abgespielt.
Das konnte ein Zufall sein, war aber rein statistisch gesehen recht unwahrscheinlich. Oder wie Kommissar Andersson in seiner kaum lesbaren Handschrift geschrieben hatte: »Ein Brand – möglich. Zwei Brände – kaum. Drei – schon gar nicht!«
Irene gab ihm Recht. Drei Brände innerhalb eines halben Jahres in einem Umkreis von einem Kilometer waren wohl kaum als Zufall zu bezeichnen.
»Zugegeben, ich bin nervös. Schließlich verhören wir fast nie Kinder, und wenn, dann nur, wenn wir den Verdacht haben, dass sie selbst Opfer eines Verbrechens geworden sind. Aber das hier ist was anderes.«
Irene und Tommy tranken Kaffee in ihrem Büro.
»Glauben die allen Ernstes, dass sie das Feuer gelegt haben könnte?«, fragte Tommy.
»Der Brand muss ungefähr zu dem Zeitpunkt ausgebrochen sein, als sie von zu Hause losradelte. Vielleicht war das nur ein Zufall. Magnus Eriksson könnte mit einer brennenden Zigarette in der Hand im Bett eingeschlafen sein, und es könnte im Bett oder auf dem Teppich zu brennen begonnen haben. So war es schließlich vor knapp einem Jahr schon einmal. Aber dass so etwas zweimal passiert …«
Irene seufzte und schüttelte den Kopf. »Das wirkt recht unwahrscheinlich. Hat die Spurensicherung schon einen Hinweis auf die Ursache des Feuers gefunden?«
»Nein. Sie wissen nicht einmal, wo der Brand ausgebrochen ist. Im Haus ist schließlich kein Stein auf dem anderen geblieben. Im letzten Halbjahr gab es zwei Fälle von Brandstiftung ganz in der Nähe. Damals waren Plastikflaschen mit Brennspiritus beteiligt. Aber bei diesem Feuer war kein Brandbeschleuniger nötig. Die Techniker fanden eine Menge Flaschen. Schnaps. Sie lagen überall in den verkohlten Trümmern. Man brauchte sie nur auszugießen und ein Streichholz dranzuhalten.«
»War er Alkoholiker?«
»Keine Ahnung. Beim ersten Mal, als er im Bett geraucht hat, hatte er laut Aktennotiz wohl ziemlich einen in der Krone. Aber es war Weihnachten, und da ist es schließlich nicht ungewöhnlich, wenn die Leute was trinken …«
»Er verbrannte am 6. November. Vielleicht hat er da ja den Gustav-Adolf-Tag gefeiert. Du weißt schon. Da isst man doch immer diese grünen Sahnetörtchen mit dem rosaroten Marzipankonterfei des Gründers von Göteborg im Profil und muss sie dann unbedingt mit einer halben Flasche runterspülen«, meinte Tommy. Er machte ein paar Kaubewegungen und tat dann so, als würde er aus einer Branntweinflasche trinken.
Irene verzog angeekelt das Gesicht. Von dieser Geschmackskombination hielt sie nicht viel.
»Ein richtiger Festschmaus. Aber wir wissen nicht, ob er wirklich Alkoholiker war. In den Unterlagen ist jedenfalls nichts vermerkt, aber vielleicht sollte man der Sache mal nachgehen.«
»Gut möglich. Ich melde mich freiwillig. Vielleicht kriege ich ja noch was über diesen Eriksson raus. Ich habe das Gefühl, dass du es mit Sophie und ihrer Mutter ganz schön schwer haben wirst.«
»Bestimmt.«
»Nimmst du den großen Verhörraum?«
»Ich glaube schon. Dort können wir die Vernehmung auch auf Video aufzeichnen. Ich werde mich erst mal mit der Mutter unterhalten, mit Angelica.«
»Sitzt jemand im Nebenzimmer?«
»Ja. Jemand von der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder vom Jugendamt war bisher bei allen Verhören dabei. Und die Mutter. Sophie hat offenbar seelische Wunden davongetragen. Außerdem ist sie erst elf. Obwohl sie in einem Monat zwölf wird.«
Tommy sah sie nachdenklich an. Schließlich seufzte er und stellte fest: »Wir sind nicht sonderlich geschult darin, Kinder zu verhören.«
»Nein. Aber schließlich haben wir auch nur eher selten damit zu tun. Eigentlich übernimmt immer das Jugendamt, wenn die Täter so jung sind.«
»Täter … glaubst du denn, dass sie es getan hat?«
»Keine Ahnung. Ich muss sie erst mal treffen, dann sehen wir weiter. Es ist wichtig, unvoreingenommen zu sein.«
»Was machst du, wenn sie schweigt?«
Irene zuckte resigniert mit den Schultern.
»Keine
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