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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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sich nicht - sie wusste um die wundersamen Heilkräfte des Waldwassers und des Conynhael genannten Krautes. Sie wusste auch, wie geschickt Aglai's war, mehr als einmal hatte sie miterlebt, wie verwundete Dryaden geradezu blitzschnell genasen. Und die Gerüchte von der beispiellosen Widerstandskraft und Zähigkeit der Hexer waren offensichtlich auch keine Ammenmärchen.
    Sie ging nicht gleich nach ihrer Ankunft nach Col Serrai, obwohl die Dryaden sie wissen ließen, Gwynbleidd warte ungeduldig auf ihre Rückkehr. Sie ließ sich vorsätzlich Zeit, sie war noch immer unzufrieden mit der ihr übertragenen Mission und wollte das auch zeigen. Sie begleitete die Elfen aus dem Eichhörnchen-Kommando, das sie hergeführt hatte, ins Lager. Ausführlich gab sie Bericht über die Geschehnisse unterwegs, warnte die Dryaden vor der von den Menschen eingerichteten Grenzsperre am Bandwasser. Erst als man sie zum dritten Mal daran erinnerte, badete sich Milva, zog sich um und ging zu dem Hexer.
    Er erwartete sie am Rande einer Lichtung, dort, wo Zedern wuchsen. Er ging auf und ab, hockte sich von Zeit zu Zeit hin, richtete sich federnd auf. Offensichtlich hatte Aglai's ihm Übungen aufgegeben.
    »Was gibt es Neues?«, fragte er sofort nach der Begrüßung. Die Kälte in seiner Stimme konnte Milva nicht täuschen.
    »Der Krieg scheint zu Ende zu gehen«, erwiderte sie und zuckte mit den Schultern. »Nilfgaard, heißt es, hat schließlich Lyrien und Aedirn vernichtend geschlagen. Verden hat sich unterworfen, und der König von Temerien hat sich mit dem Kaiser von Nilfgaard arrangiert. Und die Elfen im Blumental haben ein eigenes Königreich gegründet. Die Scioa'tael aus Temerien und Redanien sind allerdings nicht dorthin ausgewandert. Sie schlagen sich noch immer...«
    »Das wollte ich nicht wissen.«
    »Nein?« Sie tat verwundert. »Ach ja. Nun, ich hab in Dorian vorbeigeschaut, wie du mich gebeten hast, obwohl es ein ziemlich großer Umweg war. Und die Straßen sind heutzutage unsicher...«
    Sie brach ab, streckte sich. Diesmal drängte er sie nicht.
    »Dieser Codringher«, fragte sie schließlich, »den ich für dich aufsuchen sollte, war dein Freund?«
    Das Gesicht des Hexers zuckte nicht, doch Milva sah, dass er sofort verstanden hatte. »Nein. War er nicht.«
    »Das ist gut«, fuhr sie ungzwungen fort. »Denn er hat das Zeitliche gesegnet. Ist mitsamt seinem Anwesen verbrannt, nur der Schornstein und die halbe Vorderfront sind übrig. Ganz Dorian ist voll von Gerüchten. Die einen sagen, dieser Codringher hat Schwarzkunst betrieben und Gifte gemischt, ist mit dem Teufel im Bunde gewesen, also hat ihn das Höllenfeuer verschlungen. Andre sagen, er hat Nase und Finger in fremde Angelegenheiten gesteckt, wie es so seine Art war. Und jemandem hat das nicht gepasst, also hat der ihn einfach erledigt und Feuer gelegt, um die Spuren zu vernichten. Und was denkst du?«
    Sie erhielt weder eine Antwort, noch sah sie eine Regung auf dem grau gewordenen Gesicht. Also fuhr sie fort, ohne den boshaften und überheblichen Ton aufzugeben.
    »Merkwürdig ist, dass sich dieses Feuer und das Verschwinden Codringhers in der ersten Neumondnacht im Juli ereignet haben, genau wie der Tumult auf der Insel Thanedd. Just wie wenn jemand auf den Gedanken gekommen ist, dass Codringher etwas über den Aufstand weiß und man ihn nach Einzelheiten fragen wird. Wie wenn ihm jemand für immer den Mund stopfen wollte. Was sagst du dazu? Ha, ich seh, nichts sagst du. Bist ziemlich wortkarg! Dann sag ich dir: Diese deine Angelegenheiten sind gefährlich, deine Nachforschungen und Erkundigungen. Vielleicht will jemand außer bei Codringher auch noch andre Münder und Ohren stopfen. So denk ich mir das.«
    »Verzeih mir«, sagte er nach einer Weile. »Du hast recht. Ich habe dich der Gefahr ausgesetzt. Dieser Auftrag war zu riskant für...«
    »Für ein Weib, was?« Mit einer heftigen Kopfbewegung schüttelte sie die immer noch nassen Haare von der Schulter. »Wolltest du das sagen? So was von einem Kavalier! Schreib dir hinter die Ohren: Obwohl ich mich zum Pinkeln hinhocken muss, ist mein Oberrock mit Wolfspelz besetzt, nicht mit Kaninchen! Mach keinen Feigling aus mir, denn du kennst mich nicht!«
    »Ich kenne dich«, sagte er leise und ruhig, ohne auf ihre Wut und die erhobene Stimme zu reagieren. »Du bist Milva. Du führst Eichhörnchen in den Brokilon, schlägst dich zwischen den Suchtrupps durch. Ich kenne deinen Mut. Aber ich habe dich leichtfertig und

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