Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
zurückliegenden Ereignisse. Von der brünetten Zauberin, die inmitten magischer Blitze im Brokilon aufgetaucht war, von dem Krüppel mit den zerschmetterten Armen und Beinen, den sie mitgebracht hatte. Von dem Krüppel, der sich als der Hexer erwies, den die Dryaden unter dem Namen Gwynbleidd kannten, der Weiße Wolf.
    Anfangs, hatten die Dryaden erzählt, wussten sie nicht, was sie machen sollten. Der blutüberströmte Hexer schrie abwechselnd und fiel in Ohnmacht, Aglai's legte provisorische Verbände an, die Zauberin fluchte. Und weinte. Letzteres wollte Milva partout nicht glauben - wer hätte jemals eine Zauberin weinen sehen? Später war dann der Befehl aus Duén Canell gekommen, von der Silberäugigen Eithné, der Herrin des Brokilon. Die Zauberin wegschicken, lautete der Befehl der Herrscherin des Dryadenwaldes. Den Hexer heilen.
    Er wurde geheilt. Milva wusste es. Er lag in der Höhle, in einer Mulde voll Wasser von den magischen Quellen des Brokilon, seine mit Schienen und Streckvorrichtungen fixierten Extremitäten waren dicht mit den heilkräftigen Schlingpflanzen Conynhael und mit Büscheln von purpurrotem Beinwurz umwickelt. Seine Haare waren weiß wie Milch. Er war bei Bewusstsein, obwohl jemand, der mit Conynhael behandelt wurde, für gewöhnlich besinnungslos dalag, phantasierte und die Magie aus ihm sprach ...
    »Und?« Die ausdruckslose Stimme der Heilerin riss sie aus ihren Gedanken. »Was ist nun? Was soll ich ihm sagen?«
    »Dass er sich zum Teufel scheren soll«, blaffte Milva und zog den vom Quersack und vom Jagdmesser herabgezogenen Gürtel zurecht. »Und du geh auch zum Teufel, Aglai's.«
    »Wie du willst. Ich zwinge dich nicht.«
    »Daran tust du gut. Zwing mich nicht.«
    Sie ging in den Wald, zwischen die locker stehenden Kiefern. Sie war wütend.
    Von den Ereignissen, die sich in der ersten Neumondnacht des Juli auf der Insel Thanedd zugetragen hatten, wusste Milva; die Scioa'tael redeten pausenlos davon. Während der Zusammenkunft der Zauberer auf der Insel war es zu einem Aufstand gekommen, es war Blut geflossen, es waren Köpfe gerollt. Und wie auf ein Zeichen schlugen die Armeen Nilfgaards gegen Aedirn und Lyrien los, der Krieg begann. In Temerien, Redanien und Kaedwen aber stürzte sich alles auf die Eichhörnchen. Zum einen, weil den aufständischen Zauberern auf Thanedd ein Kommando der Scioa'tael zu Hilfe gekommen sein sollte. Zweitens, weil irgendein Elf oder Halbelf mit dem Stilett Wisimir ermordet haben sollte, den redanischen König. Also nahmen sich die aufgebrachten Menschen die Eichhörnchen gründlich vor. Überall kochte es, es flossen Ströme von Elfenblut...
    Ha, dachte Milva, vielleicht haben die Priester ja recht, die davon faseln, dass das Ende der Welt und der Tag des Gerichts nah sind? Die Welt in Flammen, der Mensch nicht nur des Elfs, sondern auch des Menschen Wolf, Bruder zückt gegen Bruder das Messer... Und ein Hexer mischt sich in die Politik ein und schließt sich einem Aufstand an. Ein Hexer, der doch zu nichts anderem da ist, als die Welt zu durchwandern und Ungeheuer zu töten, die den Menschen schaden! Seit die Welt steht, hat sich nie ein Hexer in die Politik oder in Kriege hineinziehen lassen. Es gibt sogar so ein Märchen von einem dummen König, der in einem Sieb Wasser trug, einen Hasen zum Boten und einen Hexer zum Heerführer machen wollte. Und jetzt ein Hexer, der sich gegen die Könige empört und dabei etwas abgekriegt hat, sich im Brokilon vor der Strafe verstecken muss. Fürwahr, das Ende der Welt!
    »Guten Tag, Maria.«
    Sie zuckte zusammen. Die an den Stamm einer Kiefer gelehnte, nicht besonders große Dryade hatte Augen und Haare von silberner Farbe. Die untergehende Sonne umgab ihren Kopf vor dem gefleckten Hintergrund des Waldes mit einem Glorienschein. Milva ließ sich auf ein Knie sinken, neigte tief den Kopf: »Sei gegrüßt, Frau Eithne.«
    Die Herrin des Brokilon steckte ein kleines, sichelförmiges goldenes Messer hinter ihren Bastgürtel. »Steh auf«, sagte sie. »Lass uns ein Stück gehen. Ich will mit dir reden.«
    Lange gingen sie zusammen durch den von Schatten erfüllten Wald, die kleine silberäugige Dryade und die große flachsblonde junge Frau. Lange brach keine das Schweigen.
    »Du hast lange nicht in Duén Canell vorbeigeschaut, Maria.«
    »Es war keine Zeit dazu, Frau Eithné. Nach Duén Canell ist es ein weiter Weg vom Bandwasser, und ich... Du weißt doch.«
    »Ich weiß. Bist du müde?«
    »Die Elfen brauchen

Weitere Kostenlose Bücher