Feuertochter: Roman (German Edition)
Du kannst mir bei den Kleidern helfen. Man legt sie doch anders an als bei mir zu Hause.« Zwar hatte Ciara überlegt, Bríd zu ihrer Leibmagd zu machen, sagte sich aber, dass es besser war, wenn sie eine Einheimische wählte. Bríd konnte Aufgaben übernehmen, die ihren Fähigkeiten mehr entgegenkamen. Das würde ihnen beiden helfen, die hier gebräuchliche Sprache schneller zu beherrschen.
Die Magd war geschickt und mit Eifer dabei, so konnte Ciara kurz darauf ihr Zimmer verlassen. Als sie an Irmbergas Gemächern vorbeikam, wurde sie von deren Leibdienerin aufgehalten.
»Verzeiht, die Herrin will Euch sehen!« Die Frau sprach höflich, wirkte aber distanziert. Immerhin hatte Ferdinand die junge Frau aus der Fremde mitgebracht, und diese mochte Angewohnheiten haben, die man hierzulande nicht so gerne sah.
Irmberga begrüßte Ciara liebevoll und betrachtete zufrieden deren Aussehen. »Wie es scheint, hat Moni gute Arbeit geleistet. Ich dachte mir doch, dass sie dir eine gute Leibmagd sein wird.«
»Moni muss noch viel lernen«, wandte ihre eigene Zofe ein und zupfte an Ciara herum, weil ihr der Sitz des Mieders missfiel.
»So, jetzt könnt Ihr Euch bei den Herren sehen lassen«, setzte sie hinzu und öffnete die Tür, damit Irmberga und Ciara aufbrechen konnten.
Auf dem Weg zum Söller verlegte ihnen Gamhain den Weg. Die Hündin war Ionatán entkommen und tanzte nun schwanzwedelnd um Ciara herum. Dieser gelang es gerade noch zu verhindern, dass sie ihr die Vorderpfoten auf die Schultern legte und ihr übers Gesicht leckte.
»Lass das, Gamhain! Geh zu Ionatán!«, schalt Ciara, doch die Hündin dachte nicht daran, zu gehorchen. Sie folgte ihnen, lief dann voraus und schnupperte im Söller herum.
»Heute benimmt Gamhain sich eigenartig«, sagte Ciara verwundert.
Dann aber hatte sie nicht mehr die Zeit, sich um die Hündin zu kümmern, denn der Schlossherr begrüßte sie. Schräg hinter diesem stand Ferdinand und winkte ihr zu. Saraid und Hufeisen waren ebenfalls anwesend, und nun kam auch noch Bríd herein, die nicht so recht wusste, ob sie sich in Anwesenheit so hoher Herrschaften einfach dazusetzen durfte.
»Wo ist denn Euer Jonathan?«, fragte Franz. »Er soll auch kommen. Immerhin hat er euch durch dick und dünn die Treue bewahrt.«
»Das hat er – und Bríd ebenfalls!« Ferdinand lächelte der jungen Irin zu und fasste nach Ciaras Hand. »Hast du gut geschlafen?«
Als wenn du das nicht wüsstest, spottete ihr Blick. Mehr an die anderen gerichtet aber sagte sie, dass sie ausgezeichnet geschlafen habe.
»Das freut mich! Hattest du auch schöne Träume, mein Kind?«, wollte Irmberga wissen.
»Ich weiß nicht … Ich kann mich nicht erinnern«, antwortete Ciara zögernd.
»Dann waren sie schön, denn an schlechte Träume erinnert man sich«, befand Irmberga und befahl den Mägden, das Morgenmahl aufzutragen.
Es herrschte eine angenehme Atmosphäre, die den Schlossherrn und dessen Gemahlin ihren Kummer eine Weile vergessen ließ. Ein paarmal lachten sie sogar über witzige Bemerkungen, die Ferdinand oder Hufeisen von sich gaben, und auch über Ciaras kleine Sprachschnitzer, die Irmberga liebevoll berichtigte.
Als Ciara Gamhain ein wenig Fleisch zuwerfen wollte, sah sie diese mit gespitzten Ohren neben einer Tür liegen, die offensichtlich in den Turm führte. Die Hündin hatte die Lefzen hochgezogen und knurrte leise.
Gewohnt, sich auf die Instinkte des Tiers zu verlassen, zupfte Ciara Ferdinand am Ärmel. »Achte auf Gamhain! Irgendetwas passt ihr nicht.«
»Vielleicht riecht sie die Bullenbeißer meines Oheims«, antwortete Ferdinand, der eben eine Frage des Schlossherrn beantworten wollte.
Mit der Erklärung gab Ciara sich nicht zufrieden. »Was liegt jenseits der Tür?«
»Die Treppe, die ins Erdgeschoss führt. Doch das ist abgeschlossen«, erklärte Irmberga ihr.
Inzwischen war Gamhain aufgestanden und kratzte leise am Holz.
»Etwas geht dort vor!« Ciara erhob sich und trat neben die Hündin. »Seid bitte still«, sagte sie zu den anderen und lauschte. Nun vernahm sie ein Geräusch, ein leises Schaben, als wenn jemand einen Gegenstand über den Boden schleifen würde. Aufgeregt deutete sie zur Tür.
»Da unten ist jemand!«
»Unmöglich!« Franz schüttelte den Kopf, hielt aber inne, als Ciara die Tür leise öffnete. Die gut geölten Scharniere gaben kein Geräusch von sich. Nun vernahm auch Ferdinand, dass sich jemand unten im Erdgeschoss aufhalten musste. Gamhain wollte hinunter,
Weitere Kostenlose Bücher