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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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genau den Tod sterben würde, dem er in Irland um Haaresbreite entronnen war. Auch würde er Ciara loswerden und ein paar Krokodilstränen wegen des Kindes vergießen, das angeblich das seine gewesen war. Man durfte ihn nur nicht erwischen. Aber da er auf Kirchberg aufgewachsen war und dort jeden Weg und Steg kannte, würde ihn niemand kommen oder gehen sehen.
    Kaum hatte Simon diesen Vorsatz gefasst, konnte er es kaum mehr erwarten, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er bezahlte seinen Verzehr, verließ das Gasthaus und ging noch ein Stück weiter in die Richtung, die er zu Beginn eingeschlagen hatte. Als das Dorf außer Sicht war, bog er auf einen Feldweg ein, der in Richtung Kirchberg führte. In einem Waldstück wartete er die Abenddämmerung ab, bis er aufbrach. Der fast volle Mond spendete genug Licht, so dass er gut vorankam und schon bald die Umfassungsmauer des Schlossparks vor sich sah. In ihrer Jugend waren Andreas und er oft darüber geklettert, um sich im Wald herumzutreiben oder Mädchen nachzustellen.
    Er überwand die Mauer ebenso leicht wie früher und schlich vorsichtig auf das Schloss zu. Beim Pulverturm angekommen, stand er vor dem Problem, in dieser Finsternis den Nachschlüssel zu finden, um sowohl die Tür des Turms wie die des Kellers aufschließen zu können. Es dauerte eine Weile, bis er den losen Stein in der Außenmauer ertastet hatte und herausziehen konnte. Das ging nicht ganz ohne Geräusch ab, und er hörte einen Hund wütend bellen. Das muss dieser verdammte irische Riesenköter sein, dachte er und ärgerte sich, weil er das Vieh damals im Turm nicht richtig erwischt hatte.
    Als das Gebell verklang, griff er mit zitternden Händen in das Loch und jubelte innerlich auf, als er den Nachschlüssel in den Fingern hielt. Doch als er diesen im Mondlicht betrachtete, überkamen ihn Zweifel. Das Ding war so verrostet, dass er befürchtete, es würde ihm bereits bei dem Versuch abbrechen, das erste Schloss zu öffnen.
    Angespannt steckte er den Nachschlüssel in den Gürtel und schob den Stein wieder an seinen Platz. Als er zum Tor kam, zitterte er vor Anspannung. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn sachte. Bereits beim ersten Versuch ertönte ein leises Knacken, und er dankte im Geiste höhnisch seinem Onkel, der die Türschlösser immer gut einfetten ließ, damit sie leichtgängig waren und nicht quietschten.
    Simon öffnete die Tür und betrat vorsichtig den Turm, um ja keinen Lärm zu machen. Da es im Erdgeschoss nur schmale Schießscharten gab, war es stockfinster. Er wusste sich jedoch zurechtzufinden und wich der hölzernen Treppe aus, die nach oben führte. Dahinter begann eine aus Steinen gemauerte Treppe, die in die Pulverkammer führte. Vorsichtig tastete er sich die ausgetretenen Stufen hinab. Vor der Kellertür konnte er die Hand nicht vor Augen sehen und brauchte für sein Gefühl eine halbe Ewigkeit, bis er das Schloss gefunden hatte. Danach dauerte es noch einmal schier unendlich lange, bis auch dieser Riegel im Schloss zurückglitt und die Tür sich öffnen ließ.
    Nun stand Simon vor dem Problem, dass er in dieser absoluten Finsternis kaum etwas tun konnte. Er tastete nach der geschlossenen Lampe, die sein Onkel und dessen Förster immer verwendet hatten, und zog sein aus einem Pistolenschloss gefertigtes Feuerzeug aus der Tasche, um einen Funken zu schlagen. Mitten in der Bewegung hielt er jedoch inne und steckte es wieder weg. Wenn der Funke in ein Pulverfass fiel, brauchte er sich um seine weitere Zukunft keine Gedanken mehr zu machen. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als bis zum Morgen zu warten und zu hoffen, dass das Licht ausreichte, das vom Erdgeschoss durch die offene Kellertür fallen würde, um seine Vorbereitungen zu treffen.

10.
    A n diesem Abend war man auf Schloss Kirchberg spät ins Bett gekommen. Franz und Irmberga hatten nicht genug von alledem erfahren können, was Ferdinand und Ciara zu erzählen hatten, und auch die witzigen Bemerkungen genossen, mit denen Hufeisen die Berichte würzte. Als die Runde sich schließlich auflöste, fiel es Ciara schwer, Gamhain davon abzuhalten, ihr in ihr Zimmer zu folgen. Schließlich fasste Ionatán die große Hündin beim Genick und zog sie mit sich.
    »Ich habe noch nie einen so großen Hund gesehen, und erst recht keinen, der so zahm und friedlich ist wie diese Gaun!« Irmberga sprach den Namen so aus, wie sie ihn gehört hatte.
    Ihr Mann nickte zustimmend. »Das wundert mich auch. Meine

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