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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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auf seine Hilfe zählen. Sie konnte nicht auf Dylan zählen. Punkt.
    Was hatte er gestern gesagt?
»Es muss sich nichts ändern. Ich will nur Sex.«
Vorhersehbar aus dem Mund eines Kerls.
    Nicht verlässlich. Aber vorhersehbar.
    »Sorry«, sagte sie. »Wir stellen niemanden ein.«
    »Ich will kein Geld.« Ein Hauch von Süden schwang wie Southern Comfort in Jerichos Stimme mit. Wieder fragte sie sich, welche Dämonen ihn so weit weg von zu Hause getrieben hatten. »Nur manchmal … Ich dachte, ich könnte vielleicht aushelfen«, wiederholte er mit ruhiger Würde.
    Ihr Kopf tat weh. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wenn Alain im
Perfetto’s
einen Spüler gebraucht hatte, war er immer zu der Straßenecke gefahren, an der die Hilfsarbeiter herumhingen, und hatte einen Burschen von der Straße weg angeheuert. Aber damals hatte Alain auch kein Kind im Lokal gehabt, um das er sich Sorgen machen musste. Hatte kein Kind gewollt, um das er sich Sorgen machen musste. Der Bastard.
    Aber nach all den Jahren hatten die Worte keine Kraft mehr, sie gegen ihn aufzustacheln. An Alain zu denken, machte sie nur noch müde.
    »Ich gebe dir Bescheid«, sagte sie.
    »Okay, Ma’am.« Jericho zog an seinem Mützenschirm, unter dem diese hellen, gequälten Augen im Schatten lagen. »Dafür wäre ich Ihnen wirklich dankbar.«
    Er wandte sich zum Gehen und wäre beinahe mit Margred zusammengestoßen, die gerade um die Ecke kam. Sie umkreisten einander, ohne sich zu berühren, wie Kämpfer, die nach einer Lücke in der Deckung suchen. Schließlich wich Jericho aus, und Margred trat in die Küche.
    Mit geröteten Wangen griff sie nach ihrer Schürze. »Was hat er hier zu suchen?«
    Überrascht von der vagen Feindseligkeit in ihrer Stimme hob Regina die Augenbrauen. »Ich denke darüber nach, ihn einzustellen.«
    »Wozu?«
    »Um Böden zu schrubben, Lieferungen einzuräumen – solche Sachen.«
    Antonia rümpfte die Nase, ohne sich vom Herd umzudrehen. »Wir brauchen keinen Mann hier, der die Arbeit für uns macht.«
    Vor acht Jahren, als Regina mit Nick auf dem Arm auf Antonias Türschwelle aufgetaucht war, hatten sie auch keinen Mann gebraucht. Ungeachtet ihrer Fehler, ungeachtet ihrer Gefühle gegenüber der ihr entfremdeten Tochter und ihrem drei Monate alten Enkel hatte Antonia alles getan, was nötig war. Aber ihre Mutter wurde nicht jünger. Während sie mit dem Bratenheber Hackfleisch in der Pfanne wendete, betrachtete Regina Antonias Hände – starke, geäderte Hände, deren Knöchel mit dem Alter immer knorriger und deren Fingernägel vom Nikotin immer gelber wurden –, und sie spürte Liebe und Panik aufwallen und ihr die Kehle zuschnüren. Antonia hätte es niemals zugegeben, aber sie konnte nicht mehr so viel arbeiten wie früher. Margred war wunderbar im Umgang mit den Gästen, aber abends ging sie nach Hause zu ihrem Mann. Und Regina …
    »Die Dinge ändern sich«, sagte Regina kurz angebunden.
    »
Sex verändert die Dinge«
, hatte sie zu Dylan gesagt.
    Junge, Junge, war das wirklich so?
    Ihre Periode war überfällig. Erst einen Tag. Einen Tag.
    Vielleicht war sie nicht schwanger. Aber sie spürte das Gewicht der Sorge wie ein lebendes Wesen in ihrem Bauch drücken und unter ihrem Brustbein brennen.
    »Schuld ist dieses verdammte Catering«, teilte Antonia Margred mit. »Sie hat einen zweiten Auftrag angenommen, ein Familientreffen, eine Woche nach Frank Iveys Geburtstagsparty. Und jetzt will sie sich Hilfe holen.«
    Regina ignorierte den Kloß in ihrem Magen, griff nach einem Messer und begann, Schalotten für den Nudelsalat klein zu hacken. »Sechs Dollar pro Stunde, ein paar Stunden pro Tag, ein paar Tage die Woche. Keine große Sache.«
    »Wir können uns das nicht leisten. Nicht, sobald die Saison vorbei ist«, knurrte Antonia.
    Hackhackhack.
»So lange wird er nicht hierbleiben. Er wird den Winter nicht hier verbringen wollen.«
    »Vielleicht doch. Verrückt genug sieht er aus.«
    Vielleicht stimmte das. Ihr Messer stockte.
    »Ich mag ihn nicht«, warf Margred ein.
    Regina fühlte sich hintergangen und funkelte sie an. »Vorher war er dir recht. Er ist ein Veteran. Wie Caleb.«
    »Er riecht übel.«
    Regina fiel Jerichos frisch rasiertes Gesicht ein, der Schmutzrand am Hals, und schlechtes Gewissen verursachte ihr ein unangenehmes Kribbeln. »Das würdest du auch, wenn du keine Möglichkeit hättest, regelmäßig zu duschen.«
    Margred schüttelte den Kopf. »Nicht diese Art von Geruch. Er riecht …

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