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Feuerwogen

Feuerwogen

Titel: Feuerwogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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die Füße und ging ins Badezimmer, pinkelte und trank Wasser aus dem Zahnputzbecher.
    Im Wohnzimmer kuschelte er sich wieder auf die Couch und drückte auf der Fernbedienung herum. Es kam nichts Vernünftiges. Überall nur Erwachsene, die dasaßen und lächelten und irgendetwas verkauften. Es musste wirklich spät sein. Er spähte auf die kleinen blauen Ziffern über dem Fernseher. Drei Uhr siebenunddreißig.
    Ein seltsames Gefühl machte sich in Nicks Bauch breit. War seine Mom einfach ins Bett gegangen und hatte ihn auf dem Boden weiterschlafen lassen? Ohne Decke?
    Er stand wieder auf, langsamer diesmal, und ging zu ihrer Schlafzimmertür. Sie ließ sie immer angelehnt, wenn sie schlief. Damit sie ihn hören konnte, sagte sie, wenn er nachts aufwachte.
    »Mom?«, flüsterte er.
    Keine Antwort.
    Also wiederholte er lauter: »Mom.«
    Und noch einmal:
»Mom.«
    Er stieß die Tür auf. Das Bett war gemacht und glatt. Sie lag nicht darin. Sie war nicht da.
    »Mom?«
Diesmal richtig laut, was dumm war. Sie musste im Restaurant sein. Und dort konnte sie ihn nicht hören.
    Nick ging nachts nicht gern nach unten, wollte nicht in der Dunkelheit und der Kälte hinaus auf den Treppenabsatz und die Eisentreppe hinab auf die Gasse. Die Küche war wirklich groß und dunkel, voller Winkel und Schatten, und die Fenster nach vorn hinaus hatten keine Vorhänge, so dass jeder, der vorbeiging, ihn sehen konnte.
    Aber seine Mom hätte doch jetzt oben bei ihm sein müssen.
    Er war böse auf sie, weil sie nicht da war, und jetzt musste er nach unten gehen, am Müllcontainer vorbei, in der Dunkelheit.
    Was, wenn etwas passiert war? Was, wenn sie hingefallen war und nicht allein wieder aufstehen konnte wie die alte Dame in der Werbung, und er musste Hilfe holen, Nonna anrufen oder den Notruf wählen? Nick dachte nicht gern darüber nach, wollte nicht darüber nachdenken, dass seiner Mutter etwas passieren konnte. Aber sie hätte doch hier sein sollen.
    Er zitterte ein wenig, als er die Tür öffnete und nach draußen auf den Treppenabsatz trat. Ihm war nicht bange. Ihm war kalt. Er stand eine Minute lang auf dem Treppenabsatz und nahm all seinen Mut zusammen, um die Treppe nach unten zu gehen, als ein Schatten aus den noch tieferen Schatten um den Müllcontainer geschlichen kam.
    Nicks Zehen krallten sich in das rauhe, kalte Metall. Oje. O Mist. Eine Ratte. Nick hasste Ratten.
    Aber dann erreichte der Schatten den Mondschein auf dem kiesbestreuten Parkplatz, und er erkannte den buschigen Schwanz, die goldfarbenen Augen.
Hercules.
    Okay. Nick holte tief Luft, lief die Treppe hinunter auf den rissigen Beton, hüpfte von einem Fuß auf den anderen, während er am Türgriff nestelte und die Tür schließlich aufriss. Alle Lichter waren an. Gut. Das war gut.
    »Hey, Mom!«
    Die Küche war leer.
    Das Herz hämmerte in seiner Brust, so dass ihm das Atmen schwer fiel. »Mom? Mom?«
    Aber sie war nicht da.

[home]
    7
    C aleb hatte noch immer Alpträume.
    Vom Irak und von vor sieben Wochen, als er mit einem Dämon gekämpft hatte. Der Seelenklempner von der Army hatte gesagt, dass die Träume mit der Zeit weggehen würden. Bis dahin stellte er Caleb ein Rezept aus.
    Caleb löste es nie ein. Er schluckte schon genug Pillen, um den Schmerz in seinem zerschmetterten Bein ertragen zu können; er wollte nicht noch etwas einnehmen, um mit den Alpträumen fertig zu werden. Wenn er jetzt mit hämmerndem Herzen, rasenden Kopfschmerzen und schweißgebadet aufwachte, streckte er die Hand nach Maggie aus.
    Aber es war kein Traum, der ihn diesmal aus dem Schlaf riss.
    Er rollte sich auf die Seite und griff nach dem Telefon. »Hunter«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
    Margred rührte sich schon; ihr warmer, kurviger Körper bewegte sich unter der Decke, und ihre Hand fand seinen Rücken, als er die Beine aus dem Bett schwang.
    Antonias Stimme drang durch den Nebelschleier der Schlaftrunkenheit zu ihm. Caleb hörte mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zu.
    »Ich bin gleich da. Bringen Sie ihn nach oben.« Er setzte sich gerade hin. »Nein, fassen Sie nichts an.«
    »Was ist denn los?«, fragte Margred, als er zur Kommode ging.
    »Regina Barone.« Caleb zog ein Hemd über. »Sie ist gestern Abend nicht heimgekommen.«
    »Sie … aber …« Margreds Augen weiteten sich. »Was ist passiert?«
    Caleb setzte sich auf den Bettrand, um seine Schuhe zuzubinden. »Das werde ich herausfinden.«
     
    Über eine Stunde nach dem Anruf im Dunkeln wusste Caleb immer noch nicht,

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