Fever Pitch
erscheinen: Nehmt unsere Punkte, sperrt unseren Kapitän ein, haßt unsern Fußball, verpißt euch nur alle. Es war unser Abend, eine Demonstration von Solidarität und Trotz, die keine Grauzonen mitzuempfindenden Vergnügens für irgendwelche Dritte hatte, ein Lob auf die Vorzüge aller untugendhaften Dinge. Arsenal ist kein Nottingham Forest, West Ham oder gar Liverpool, kein Team, daß Zuneigung oder Bewunderung bei anderen Fans erregt; wir teilen unsere Freuden nur mit unseresgleichen.
Ich mag die Tatsache nicht, daß Arsenal sich in den letzten paar Jahren durch die Spielzeiten geschlagen und gemeckert hat, natürlich nicht. Und mir wäre es lieber, daß Tony Adams nicht nach einem Eimer Lagerbier mit seinem Auto durch eine Wohngegend geschleudert wäre, daß der Club nicht sein volles Gehalt weiterbezahlt hätte, während er einsaß, daß Ian Wright nicht nach Fans von Oldham gespuckt hätte, daß Nigel Winterburn sich nicht auf einen bizarren Streit mit einem Fan an der Außenlinie in Highbury eingelassen hätte. Das sind, im großen und ganzen, schlimme Sachen. Trotzdem sind meine Empfindungen in gewissem Sinne abwegig. Es ist Teil der grundlegenden Arsenal-Erfahrung, daß der Club verabscheut wird, und in einer Zeit, in der mehr oder weniger jeder mit einer Abseitsfalle und einem zusätzlichen Verteidiger spielt, sind diese unangenehmen Vorfälle vielleicht Arsenals Art, den Einsatz zu erhöhen, um seine alleinigen Ansprüche auf den Titel des unsympathischsten Teams anzumelden.
Also ist letztlich die Frage, weshalb Arsenal sich derart benimmt, keine sehr interessante. Ich habe den Verdacht, daß der Club sich so benimmt, weil er Arsenal ist und er die ihm im Fußballkosmos zugewiesene Rolle erkennt. Eine interessante Frage ist: Wie wirkt sich das auf die Fans aus? Wie wird deine Psyche davon berührt, wenn du dich ein Leben lang einem Team verschreibst, das jeder zu hassen liebt? Sind Fußballfans wie die Hunde, die nach und nach ihrem Herrchen ähneln?
Ganz entschieden, ja. Die Fans von West Ham, die ich kenne, haben ein natürliches Gefühl der moralischen Autorität des Außenseiters, die Tottenhamfans verströmen die Aura einer blasierten Ersatzkultiviertheit, die Fans von Manchester United sind von einer gescheiterten Erhabenheit durchdrungen, Liverpoolfans sind schlicht erhaben. Und was Arsenalfans betrifft … Es ist unmöglich zu glauben, daß wir davon unberührt geblieben sind, das zu lieben, was der Rest der Welt als grundlegend unliebenswert erachtet. Seit dem 15. März 1969 war mir immer die Isolation bewußt, die mein Team hervorruft, vielleicht sogar erfordert. Meine Freundin glaubt, daß meine Neigung, mich bei jedem kleineren Rückschlag oder bei jedem von mir empfundenen Zeichen der Treulosigkeit zurückzuziehen und eine trotzige Haltung einzunehmen, von Arsenal erlernt ist, und sie mag recht haben. Wie der Club bin ich nicht mit einer sonderlich dicken Haut ausgestattet; meine Überempfindlichkeit Kritik gegenüber bedeutet, daß ich sehr viel eher die Zugbrücke hochklappe und verbittert mein Schicksal beklage, als einen schnellen Handschlag anzubieten und mit dem Spiel weiterzumachen. In echtem Arsenalstil kann ich austeilen, aber nicht einstecken.
Daher war das Erringen dieses zweiten Meistertitels, obwohl weniger fesselnd als beim ersten Mal, viel befriedigender und viel bezeichnender für Arsenals Art: Der Club und die Fans rückten zusammen und bewältigten mit großartig entschlossener Zielstrebigkeit beinahe unüberwindliche Schwierigkeiten, die alle selbstverschuldet waren. Es war nicht nur für die Mannschaft ein Triumph, sondern für das, wofür das Team mittlerweile steht, und weitergehend für das, was alle Arsenalfans geworden sind. Der 6. Mai war unser Abend, und alle anderen konnten sich zum Teufel scheren.
Selbst spielen
Freunde gegen andere Freunde – Jeden Mitt wochabend
Ich fing zur gleichen Zeit an, ernsthaft Fußball zu spielen – soll heißen, ich fing an, mich darum zu kümmern, was ich tat, statt einfach gewisse Bewegungsabläufe abzuspulen, um einen Schullehrer zu beschwichtigen –, zu der ich mit dem Zuschauen anfing. Es gab die Spiele mit einem Tennisball in der Schule und die mit einem kaputten Plastikball auf der Straße, zwei oder drei Spieler pro Mannschaft; es gab die Spiele mit meiner Schwester im Garten hinter dem Haus, Spiele bis zehn, bei denen sie neun Tore Vorsprung erhielt und damit drohte, nach drinnen zu gehen, falls ich ein
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