Fever Pitch
Tor erzielte; es gab Spiele mit dem ehrgeizigen örtlichen Torwart auf den nahegelegenen Spielfeldern an einem Sonntagnachmittag nach THE BIG MATCH, wo wir torreiche Partien nachspielten und ich gleichzeitig für den Live-Kommentar sorgte. Ich spielte, bevor ich an die Universität ging, in Fünfermannschaften im örtlichen Sportzentrum, und Universitätsfußball in der zweiten oder dritten Mannschaft. Ich spielte für die Lehrermannschaft, als ich in Cambridge unterrichtete, und traf mich im Sommer zweimal in der Woche mit Freunden, um zu kicken; und seit sechs oder sieben Jahren versammeln sich all die Fußballenthusiasten, die ich kenne, einmal die Woche auf einem Platz für Fünferteams in Westlondon. Also habe ich zwei Drittel meines Lebens selbst gespielt, und ich würde gern soviele der mir verbleibenden drei oder vier Jahrzehnte hindurch spielen wie möglich.
Ich bin ein Stürmer; oder vielmehr, ich bin kein Torwart, Verteidiger oder Mittelfeldspieler, und ich kann mich nicht nur ohne Schwierigkeiten an einige Tore erinnern, die ich vor fünf, zehn oder fünfzehn Jahren erzielt habe, sondern finde, im geheimen, noch immer großes Gefallen an ihnen, auch wenn ich sicher bin, daß diese Schwelgerei früher oder später zu meiner Verblendung führen wird. Ich bin kein guter Fußballer – unnötig, das zu erwähnen –, obwohl das glücklicherweise auch für die Freunde zutrifft, mit denen ich spiele. Wir sind gerade gut genug, es lohnenswert zu machen: Jede Woche erzielt einer von uns ein klasse Tor, einen scharfen Volleyschuß mit rechts oder einen mit dem Außenrist in die Ecke gezirkelten Treffer, der ein verwirrendes Solo durch eine verdutzte gegnerische Abwehr krönt, und wir denken heimlich und schuldbewußt daran (weil es nicht das ist, wovon erwachsene Männer träumen sollten), bis wir uns wiedertreffen. Manche von uns haben auf den oberen Regionen ihrer Köpfe keine Haare mehr, obgleich das, rufen wir einander ins Gedächtnis, nie ein Handicap für Ray Wilkins oder jenen hervorragenden Außenstürmer von Sampdoria war, dessen Name mir entfallen ist. Die meisten von uns sind Mitte dreißig, und viele haben ein paar Pfund Übergewicht. Und obwohl es eine unausgesprochene Übereinkunft gibt, daß wir keine wirklich harten Tacklings machen – eine Erleichterung für die von uns, die das ohnehin nie konnten –, habe ich in den letzten paar Jahren festgestellt, daß ich jeden Donnerstagmorgen fast gelähmt, mit steifen Gelenken, gedehnten Kniesehnen und wunden Achillesfersen aufwache. Mein Knie ist die nächsten zwei Tage geschwollen und aufgedunsen, ein Vermächtnis des vor zehn Jahren in einem Spiel gerissenen Innenbandes (ich war niemals näher dran, ein richtiger Fußballer zu sein, als bei der nachfolgenden Kniespiegelung). Jedwede Schnelligkeit, die ich hatte, ist durch mein fortgeschrittenes Alter und meinen selbstzerstörerischen Lebensstil vernichtet worden. Am Ende unserer sechzig Minuten bin ich vor Anstrengung leuchtend rot,
und mein Arsenal-Replica-Auswärtstrikot (altes Modell) und meine Hosen sind klitschnaß.
Und so nah war ich dran, ein Profi zu werden: Im College spielten einer oder zwei aus der ersten Mannschaft (ich war in meinem Abschlußjahr in der dritten Mannschaft) für die Blues, ein Team, das aus den elf besten Spielern der ganzen Universität bestand. Meines Wissens spielten zwei Spieler der Blues aus meiner Zeit später im bezahlten Fußball. Der beste, der Universitätsgott, ein blonder Stürmer, der vor lauter Talent wie ein Stern zu strahlen schien, kam ein paarmal als Einwechselspieler für Torquay United in der vierten Division zum Einsatz – er hat für sie sogar möglicherweise mal ein Tor erzielt. Der andere spielte als Außenverteidiger für Cambridge City- City, Quentin Crisps Team, das Team mit dem schiefen MATCH-OF-THEDAY-Band und einem Publikum von zweihundert Leuten, nicht United. Wir gingen hin, um ihn zu sehen, und er war dem Tempo überhaupt nicht gewachsen.
Also … wenn ich an meinem College die Nummer Eins gewesen wäre, statt Nummer Fünfundzwanzig oder Dreißig, dann wäre ich möglicherweise fähig gewesen, wenn ich Glück gehabt hätte, in einem ziemlich armseligen, halbprofessionellen Team schlecht auszusehen. Der Sport gestattet es dir nicht, in der Art zu träumen, wie es dir die Schriftstellerei, die Schauspielerei, die Malerei oder das mittlere Management gestatten: Ich wußte, als ich elf war, daß ich niemals für Arsenal spielen
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