Fever Pitch
den Abend überstand, ohne auf den Platz zu rennen und die Spieler albern zu schütteln, habe ich all das vergessen, wenn bevorstehende Partien mich davon überzeugen, daß jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, meine Nikotinabhängigkeit anzugehen. Ich habe bereits dargelegt, daß Arsenal wie einen Buckel auf meinem Rücken zu schleppen, Jahr für Jahr für Jahr, eine echte Behinderung ist. Doch ich nutze diese Behinderung auch aus, ich melke sie und hole raus, was zu holen ist.
Sieben Tore und eine Schlägerei
Arsenal gegen Norwich – 4.11.89
Damit eine Partie wirklich und wahrhaftig denkwürdig ist, die Art von Spiel, die dich innerlich vollkommen erfüllt nach Hause summen läßt, bedarf es so viele der folgenden Merkmale wie möglich:
Tore: Soviele wie irgend geht. Es wird manchmal behauptet, daß Tore ihren Wert bei besonders einfachen Siegen verlieren, aber ich habe das nie als ein Problem empfunden. (Ich genoß das letzte Tor bei Arsenals 7:1-Sieg über Sheffield Wednesday genauso wie das erste.) Wenn die Tore aufgeteilt werden müssen, dann ist es am besten, wenn das andere Team seine zuerst macht: Ich habe eine besondere Vorliebe für den 3:2Heimsieg durch einen späten Siegtreffer, nachdem man bei Halbzeit mit 0:2 zurücklag.
Empörend schlechte Schiedsrichterentscheidungen: Ich ziehe es vor, daß Arsenal das Opfer ist und nicht das bevorteilte Team, jedenfalls solange uns das nicht den Sieg kostet. Empörung ist ein entscheidender Bestandteil des vollendeten Fußballerlebnisses; ich kann deshalb Spielkommentatoren nicht zustimmen, die sagen, daß ein Schiedsrichter eine gute Leistung gezeigt hat, wenn man ihn nicht bemerkt (obwohl ich es, wie jeder andere, nicht mag, wenn das Spiel alle paar Sekunden unterbrochen wird). Ich ziehe es vor, sie zu bemerken, sie anzubrüllen und mich von ihnen betrogen zu fühlen.
Eine lautstarke Zuschauermenge: N ach meiner Erfahrung sind Zuschauermengen in Bestform, wenn ihr Team verliert, aber gut spielt, was einer der Gründe ist, warum eine Aufholjagd, die mit einem 3:2-Sieg endet, mein Lieblingsergebnis ist.
Regen, ein glitschiger Boden, etc.: Fußball im August auf tadellosem, saftigem grünem Rasen ist ästhetisch ansprechender, aber ich mag ein bißchen rutschiges Chaos im Torraum. Zuviel Schlamm ist blöd, weil dann gar kein richtiges Spiel möglich ist, aber trotzdem geht nichts über den Anblick eines Spielers, der zehn oder fünfzehn Meter längs schliddert, um zu tackeln oder eine Flanke zu erreichen. Irgendwie wirkt das Ganze auch intensiver, wenn man es bei strömendem Regen sieht.
Der Gegner vergibt einen Elfmeter: Arsenals Torhüter John Lukic war der Elfmeterkönig, deshalb habe ich das ziemlich häufig miterlebt; Brian McClairs Katastrophenelfer in der letzten Minute der Fünftrundenpartie im FA Cup 1988 – er war so stürmisch und unkontrolliert geschossen, daß er fast über das Dach der Nordtribüne flog – bleibt mein Favorit. Aber ich werde auch immer ein Plätzchen für Nigel Cloughs Versuche in meinem Herzen behalten, der während eines Ligaspiels 1990, auch in der letzten Minute, einen Elfmeter verschoß; der Schiedsrichter entschied, daß der Strafstoß zu wiederholen sei, und er verschoß erneut.
Ein Spieler des gegnerischen Teams sieht die rote Karte:
»Es ist enttäuschend, die Reaktion des Publikums zu hören«, bemerkte Barry Davies im Verlauf des FA-Cup-Viertelfinales zwischen Portsmouth und Forest 1992, als Forests Brian Laws vom Platz gestellt wurde und die Anhänger von Portsmouth durchdrehten; aber was erwartet er? Für Fans ist ein Platzverweis immer ein magischer Moment, obwohl es ganz entscheidend ist, daß er nicht zu früh erfolgt. Herunterstellungen in der ersten Hälfte haben entweder langweilig einfache Siege für die Mannschaft mit elf Mann zur Folge (Forest gegen West Harn, FA-Cup-Halbfinale, 1991) oder eine Umstellung im dezimierten Team, die dessen Abwehr undurchdringlich macht und das Spiel tötet; Platzverweise in der zweiten Hälfte eines engen Spiels sind unglaublich befriedigend. Wenn ich mich, ohne zu überlegen, für eine einzige Herunterstellung entscheiden müßte, um sie mit auf eine einsame Insel zu nehmen, dann fiele die Wahl auf Bob Hazell von Wolverhampton, der in der letzten Minute einer Viertrundenpokalpartie in Highbury 1978 vom Platz gestellt wurde, als es 1:1 stand. So wie ich es in Erinnerung habe, schlug er nach Rix, der versuchte, ihm den Ball abzunehmen, damit wir
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