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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Gegenspieler einander ähnlich. Es entsteht ein Spiegeleffekt. Man kann einen Spiegel nicht dahin bringen, ausschließlich lockere, ungezwungene Haltungen zu reflektieren, alle anderen aber zu verschlucken. Ist die Höchstgrenze der Effektivität einer Abrüstung überschritten, beseitigt der weitere Wettstreit um die Vorherrschaft jede Abhängigkeit der Strategien der Gegenspieler von deren gesellschaftlichen Unterschieden. Diese Abhängigkeit ist dem Einfluß der menschlichen Muskelkraft auf die Zündung einer ballistischen Rakete zu vergleichen. Im Paläolithikum, im Höhlenzeitalter oder im Mittelalter war der muskulösere Gegner dem schwächer gebauten überlegen. Im Atomzeitalter kann eine Rakete von jedem Kind abgefeuert werden, sofern dieses nur aufs rechte Knöpfchen drückt. Die Quintaner sind also nicht mehr Herren der von ihnen gewählten Strategie, im Gegenteil, sie werden von der Strategie beherrscht, die sich alle gesellschaftlichen Unterschiede, auf die sie traf, so unterworfen hat, daß sie nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Wäre es nicht dazu gekommen, so hätte der Konflikt mit dem Sieg einer der Seiten geendet. Die Aktivität der Sphäromachie spricht gegen eine solche Annahme.“
       „Nenne die optimalen Spielregeln für einen Kontakt bei solch einer Diagnose.“
       „Die Führungszentren des Planeten wissen, daß die Katastrophe durch das Abfangen unserer Kavitatoren verursacht worden ist. Niemand außer ihnen konnte eine solche Aktion unternehmen.“
       „Soll das heißen, daß die Sphäromachie ihnen innerhalb des Radius gehorsam ist, der die Mondumlaufbahn von der Quinta trennt?“
       „Nicht unbedingt. Der Operationsbereich muß keine ideale Kugelgestalt haben, seine Grenze zu dem entfremdeten Raum nicht scharf und glatt gezogen sein.“
       „Ziehst du daraus Schlüsse auf die persönliche Zusammensetzung der Stäbe?“
       „Ich verstehe diese Implikation. Gewisse Angehörige der Crew tragen sich mit Vorstellungen von nichtbiologischen Stäben, einem toten Planeten, auf dem nach dem Untergang der Quintaner Computer miteinander kämpfen. Das ist absurd, Computern fehlen zwar die Postulate der Autopräservation, aber sie handeln rational. Das bedeutet, daß sie sich an Minimax-Entscheidungen mit größtmöglichem Prognosevorlauf halten. Wenn die Funktion des Gewinns im Finale des Spiels die komplette Vernichtung ist, fällt der Minimax auf Null. Die Konzeption, die Computer seien übergeschnappt, verwerfe ich. Spektralanalysen und Spinogramme weisen übrigens auf das Vorhandensein lebender Wesen hin.“
       „Na gut. Also?“
       „In den Stäben gibt es Rechenmaschinen, aber auch Quintaner. Von den Folgen des Lunoklasmus sind sie nicht betroffen worden: In einem Konflikt von solcher Dauer und solchem Ausmaß ist nichts stärker geschützt als die Stäbe. Du weißt bereits, daß Verluste unter der Bevölkerung für die Regierenden kein Argument sind, das zur Aufnahme des Kontakts zwingt.“
       „Nenne ein Argument, das unwiderleglich ist.“
       „Genau darum geht es. Die Zeit ist reif, die Dinge beim Namen zu nennen. Mittelbarer Druck genügt nicht mehr, Kommandant. Du mußt direkt agieren.“
       „Den Stäben den Kampf ansagen?“
       „Ja.“
       „Mit einem massierten Schlag?“
       „Ja.“
       „Interessant. Du hältst die Austilgung vernunftbegabter Geschöpfe, die sich vernunftwidrig verhalten, für das beste Mittel, zu ihnen Kontakt aufzunehmen?
       Sollen wir auf dem Planeten als Archäologen einer von uns ausgerotteten Zivilisation landen?“
       „Nein. Du mußt dem Planeten selbst einen sideralen Schlag androhen. Sie haben gesehen, wie ihr Mond in Stücke ging.“
       „Aber das wird doch nur ein Bluff. Wenn wir die Forderung nach dem Kontakt erneuern, können wir nicht die potentiellen Partner vernichten. Man braucht nicht besonders scharfsinnig zu sein, um das zu durchschauen. Sie werden alles für eine leere Drohung halten — mit Recht!“
       „Es braucht keine völlig leere Drohung zu sein.“
       „Den Eisring angreifen?“
       „Kommandant, warum führst du, statt dich schlafen zu legen, nächtelange Gespräche mit einer Maschine, wenn du selber weißt, was zu tun ist?“
       Der Reproduktor schwieg. Steergard steckte ein neues Kristall in den Schlitz.
       „Nur noch ein wenig Geduld“, bat er. „Das ist schon das letzte Gespräch.“
       Das Kontrollämpchen

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