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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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mit einem Kommentar nicht eilig und dachte daran, was für psychische Veränderungen GOD zweifellos bei Harrach festzustellen hatte. Er schämte sich geradezu für seinen Kollegen, denn manchmal hätte auch er nicht mehr sagen können, was ihm Heber war: daß der in der Crew angestaute, verbissene Zorn sich als grundlos erwies oder daß die anderen ihnen die schlimmste der möglichen Entscheidungen nicht aufzwangen. Ja, auch er sah in dieser Zivilisation bereits einen Feind, das absolute Böse, das schon durch sein Wesen jede ihrer Maßnahmen rechtfertigte.
       Nichts stand mehr unter Geheimhaltung. Der abgestellte und getarnte Solaser tankte Sonnenenergie nicht mehr für Signale, sondern für Laserschläge. Nach achtundvierzig Stunden ließ die holographische Wolke erkennen, daß die Abgesandten auf dem Rückflug waren. Sie sollten sich außerhalb der Bahn, auf der die Mondtrümmer kreisten, im Ultrakurzwellenbereich melden, was aber sichtlich nur einer tat. Von dem anderen kam totaler Funksalat. Steergard teilte seine Leute in drei Teams auf: Die Piloten hatten den falschen HERMES auf eine ins Perihel führende Bahn zu steuern. Die Physiker sollten die Landefähren in die zylindrische Kammer bugsieren, die ein paar Dutzend Meilen vom HERMES im Raum hing. Die Ärzte und Kirsting hatten, wenn das zweite Team es für zulässig hielt, die Landefähren biologisch zu untersuchen. Trotz dieser Aufteilung war die Crew bestens darüber informiert, wie es insgesamt stand. Harrach und Tempe steuerten den leeren Riesen, der sich, obwohl auf seinem Rücken noch die Schweißnähte glühten, gemächlich auf die Reise machte, und verständigten sich über Intercom ständig mit der Gruppe Nakamuras, die auf die Landefähren wartete.
       Polassar schloß nicht aus, daß das Gestammel des einen Senders lediglich auf einen simplen Defekt zurückzuführen war, Harrach aber hielt es für das Werk der Quintaner, er war sich dessen sicherer, als daß er auf zwei Beinen ging — er wollte ganz einfach, daß die Tücke der Quintaner möglichst schnell ans Tageslicht kam und man ihnen mit dem Laser heimleuchten konnte. Tempe sagte dazu nichts, sondern erwog nur im stillen, ob ein so verbiesterter Mann noch die verantwortliche Funktion des Ersten Piloten ausüben konnte. Offensichtlich doch, da GOD dem Kommandanten nichts gemeldet hatte. Oder waren sie schon alle miteinander verrückt geworden?
       Der Quarantänezylinder, von den ihn umkreisenden Scheinwerfern in helles Licht getaucht, nahm die Landefähren in sein klaffendes Maul. Automaten machten sich an eine erste Untersuchung, und die Physiker in der Über-wachungszentrale konnten nicht entscheiden, ob die Beschädigung der einen auf Zufall oder Absicht zurückzuführen war. Harrach brachte das auf die Palme, denn er wußte es besser: Faule Tricks der Quintaner! Nach einer Stunde stellte sich aber heraus, daß die Sonde einen Teil der Antenne und des Bugstrahlers eingebüßt hatte, als sie gegen einen Meteoritensplitter oder Metallbrocken gestoßen war. Derartige Kollisionen waren in diesem System nicht verwunderlich.
       Auf dem hohlen Zwilling des HERMES glommen im Dunkel die letzten Schweißnähte, man hätte ihm schon Schub geben können, aber dafür mußten die Piloten den Befehl des Kommandanten abwarten. Dieser wiederum ließ nichts von sich hören, weil er auf das Ergebnis der Expertise wartete: In welchem Zustand waren die Landefähren zurückgekehrt, und — last but not least — welche Informationen hatten sie mitgebracht?
       Die Informationen erwiesen sich als höchst bemerkenswert, und die Landefähren waren — von dem wohl doch durch höhere Einwirkung entstandenen Schaden abgesehen — unversehrt und durch nichts verseucht. Als Harrach das hörte, entfuhr ihm der Ausruf: „Was für eine Heimtücke!“
       „Schließlich gab es sogar in Sodom einen gewissen Lot“, meinte Tempe. Er gierte geradezu nach den Neuigkeiten von der Quinta, aber die Steuerzentrale wurde damit einfach vernachlässigt. Endlich erbarmte sich Nakamura der Piloten und überspielte ihnen die Ergebnisse des Erkundungsflugs aus einer Vakuumkammer außerhalb des Raumschiffs. Es begann mit einem Märchen — demselben, das der Solaser dem Planeten übermittelt hatte. Dann folgte eine lange Serie von Landschaften, wahrscheinlich Naturreservaten, die von der Zivilisation unberührt geblieben waren. Meeresküsten, Wogen, die sich im Sand brachen, die rot hinter tiefhängenden Wolken

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