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Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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1
    R hys St. Maur, seit Kurzem Lord Ashworth, war ein gebrochener Mann.
    Im wahren Wortsinne.
    Er hatte sich bereits zwei Mal den linken Arm gebrochen, einmal als Schüler, bei einer Rauferei in Eton, und ein zweites Mal, als er noch keine zwanzig war, während eines harten Armeedrills. Wie oft er sich die Rippen angeknackst hatte, vermochte er nicht mehr zu sagen. Bei einer Schlägerei in einer übel verräucherten Spelunke war ihm das Nasenbein zertrümmert worden, seither hatte sein Profil etwas schurkenhaft Markantes. Dazu gesellten sich etliche Narben im Gesicht, die Rhys St. Maur beileibe nicht anziehender wirken ließen. Kurz nach seinem dreißigsten Geburtstag ließ sich der kleine Finger an seiner rechten Hand nicht mehr biegen. Bei feuchter Witterung bereitete ihm das linke Knie höllische Schmerzen, was ein bleibendes Andenken an sein Militärkommando in den Pyrenäen war. Allerdings konnte er noch froh sein, dass er mit dem Leben davongekommen war, nachdem ihm ein baskischer Bauer eine Hacke ins Knie gerammt hatte, als Rhys sich in der Morgendämmerung aus dem Lager stahl, um seine Notdurft zu verrichten.
    Ebendieses linke Knie brannte an selbigem Abend wie Feuer, als Rhys durch das granitene Herz von Devonshire ritt. Die Luft hing dunstig und nebelschwer über der dunklen Landstraße, sodass er die Hand nicht vor Augen zu sehen vermochte. Folglich beschloss er, abzusitzen und sein Pferd zu Fuß weiterzuführen. Neben den schlechten Sichtverhältnissen erhöhten loses Geröll und knietiefe Spalten in dem zerfurchten Felsboden das Risiko tödlicher Verletzungen.
    Für das Pferd, wohlgemerkt. Um sich selbst war Rhys nicht im Mindesten besorgt. Wenn er eine Chance gewittert hätte, in diesem gottverlassenen Moor sein Leben zu lassen, hätte er seinem Hengst freudig die Sporen gegeben und wäre in den Tod galoppiert.
    Gleichwohl würde ihm das nicht gelingen. Es war ihm noch niemals geglückt. Am Ende hätte er ein lahmendes oder gar ein totes Ross und vielleicht eine weitere angebrochene Rippe. Er schrieb das dem Fluch zu, der seit seiner Kindheit auf ihm lastete: unverschämtes, unverdientes und vollkommen verschwendetes Glück.
    Ganz gleich, welches Unheil ihm widerfuhr, ob in dieser oder jeder anderen Nacht, Rhys St. Maur war dazu verdammt, es zu überleben.
    Wie der Bogen auf einer Geige strich der Wind leise ächzend über seinen Rücken. Als der Wallach hinter ihm scheute, beruhigte Rhys das Tier mit begütigenden Worten. Er marschierte weiter und schlug den Kragen seines Mantels hoch, um die feuchte Kälte abzuwehren.
    Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück …
    Bei allen Heiligen, er wanderte schon eine ziemlich lange Zeit durch dieses finstere Tal. Marschierte schon so lange im Schatten des Todes, dass er meinte, seine Füße in den Stiefeln zerfielen zu Staub, und der Atem in seiner Lunge mutete beißend wie Schwefel an. Ein lebendes Gespenst, genau das war er. Er war aus dem Krieg heimgekehrt, um eine Baronie zu erben, seither bestand seine einzige Pflicht darin, die englische Aristokratie heimzusuchen. Ein ungeschlachter Hüne am Rande ihrer feudalen Feste, er erschreckte ihre zart besaiteten jungen Damen halb zu Tode und veranlasste die Gentlemen, sich nervös die Schläfen zu reiben, während sie sich hinlänglich bemühten, nicht unhöflich auf die entstellende Narbe in Rhys’ Gesicht zu starren.
    Während er dem Verlauf der Landstraße folgte, erschien hinter einer scharfen Kurve im Nebel ein vage vertrautes Bild. Wenn er die Meilensteine richtig gelesen hatte, musste es hier sein. Das kleine Dorf Buckleigh-in-the-Moor. Aus dieser Entfernung war es bloß eine dürftige Ansammlung flackernder Lichtpunkte vor dem dunklen Firmament.
    Sein Wallach, der Stroh und Stall witterte, legte energisch zu. Etwas später gewahrte Rhys ein paar schäbige, lehm- und holzgezimmerte Cottages. Vermutlich war es nicht so spät, wie er angenommen hatte. In einigen Hütten brannte noch Licht, das aussah wie gelbe Augen, die unter strohgedeckten Dächern hervorspähten.
    Er blieb mitten auf der Straße stehen, wischte sich mit dem Handrücken die Augen und blinzelte in Richtung des alten Gasthauses. Er war vierzehn Jahre lang fort gewesen, dennoch prangte das alte Schild über dem Eingang: The Three Hounds lautete der verwitterte Schriftzug. Darunter waren drei wachsame Jagdhunde abgebildet. Raues, bellendes Gelächter drang aus einem angelehnten Fenster. Offenbar stand Old Maddox

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