Fiasko
Ich mußte auf dem Bauch schlafen. Aber das ist lauter dummes Zeug. Einen ganzen Tag lang drangen wir immer tiefer in die Termitenstadt vor.
Ich weiß nicht, ob es auf der Welt etwas Schrecklicheres gibt. Stellen Sie sich das nur vor: von allen Seiten, von hinten und vorn steinerne Säulen, zwei Stockwerke hoch. An manchen Stellen so dicht, daß man sich kaum hindurchzwängen kann. Ein unendlicher Wald rauher, grauer Säulen. Und bleibt man stehen, hört man drinnen ein leises, unaufhörliches, gleichmäßiges Rascheln, das zuweilen in ein einzelnes Klopfen übergeht. Legt man die Hand an die Wand, spürt man ein Zittern und Wimmeln, Tag und Nacht. Einige Male zertraten wir einen dieser Tunnel, die wie aschgraue Seile aussehen, die in ganzen Bündeln über die Erde verstreut sind. In endlosen Reihen zogen weiße Insekten darin entlang. Sogleich zeigten sich die Hornhelme der Soldaten, die mit ihren Scheren blindlings in die Luft schnitten und eine ätzende, klebrige Flüssigkeit verspritzten. So ging ich zwei Tage, von Orientierung konnte keine Rede sein. Zwei-, drei-, viermal am Tag kletterte ich auf einen Hügel, der die anderen überragte, um den zu suchen, von dem Nfo Tuabe gesprochen hatte. Ich sah nur den steinernen Wald. Der Dschungel hinter uns wurde zu einem grünen Streifen, zu einer blauen Linie am Horizont, dann verschwand er ganz. Der Wasservorrat nahm ab. Und die Hügel nahmen kein Ende. Durch das Fernglas sah ich sie bis an den Horizont, wo sie eins wurden wie die Ähren auf einem Getreidefeld. Ich bewunderte den Jungen. Ohne zu klagen, machte er alles wie ich, ohne dabei zu wissen, weshalb und wozu. Vier Tage waren wir so unterwegs. Ich war von der Sonne völlig betrunken. Die Schutzbrille half nichts. Ein schrecklicher Glanz war sowohl am Himmel, den man vor Sonnenuntergang nicht ansehen konnte, als auch auf dem Sand, der wie Quecksilber gleißte. Ringsum aber die Palisaden der Termiten — ohne Ende. Keine Spur eines lebendigen Wesens. Nicht einmal Geier kamen hierher. Nur hier und da gab es einsame Kakteen. Am Abend endlich, nachdem ich die Wasserportion für diesen Tag abgeteilt hatte, kletterte ich auf die Spitze eines sehr hohen Baus. Ich glaube, er mußte sich noch der Zeiten Cäsars erinnern. Bereits ohne alle Hoffnung hielt ich Ausschau, als ich im Fernglas einen schwarzen Punkt sah. Erst dachte ich, die Linse sei verschmutzt, aber da irrte ich. Es war der gesuchte Hügel. Am Morgen stand ich auf, als die Sonne sich noch hinterm Horizont befand. Mit Mühe brachte ich den Jungen wach. Wir begannen unsere Sachen in die Richtung zu tragen, die ich mit dem Kompaß festgelegt hatte. Auch eine Skizze der Umgebung hatte ich angefertigt. Die Hügel waren jetzt etwas niedriger, standen jedoch immer enger und bildeten schließlich eine solche Palisade, daß ich nicht mehr hindurchkam. Der kleine Neger schaffte es gerade noch, ich reichte ihm, zwischen zwei Zementsäulen stehend, die Pakete und zwängte mich weiter oben durch. So legten wir in fünf Stunden vielleicht hundert Meter zurück. Ich sah, daß wir es auf diese Weise zu nichts bringen würden, aber mich hatte ein Fieber gepackt.
Ich meine das nicht wörtlich, denn um die achtunddreißig Grad hatte ich ohnehin ständig. Das war eine Frage des Klimas, vielleicht schlägt es sich auch aufs Gehirn nieder. Ich nahm fünf Stangen Dynamit und sprengte den Hügel, der uns im Wege stand. Als ich die Lunte anbrannte, verbargen wir uns hinter anderen. Die Explosion klang gedämpft, ihre Stärke war ins Innere gegangen. Der Boden bebte, aber die anderen Hügel blieben stehen. Von dem gesprengten waren nur große, verkrustete Splitter übrig, die von weißen Leibern wimmelten. Bisher hatten wir einander keinen Schaden zugefügt, doch nun begann der Kampf. Der durch die Explosion entstandene Krater war nicht zu durchschreiten — zu Zehntausenden krochen die Termiten aus dem Schlund und ergossen sich wie eine Welle über die Umgebung, tasteten jeden Fingerbreit Boden ab. Ich entzündete den Schwefel und nahm den Behälter auf den Rücken. Sie wissen, dieses Gerät erinnert an eine Spritze, mit der die Gärtner Sträucher besprengen, oder an einen Flammenwerfer. Beißender Qualm kam aus dem Rohr, das ich in der Hand hielt. Ich setzte die eine Gasmaske auf, die zweite gab ich dem Jungen, dazu die speziell für diesen Zweck bestellten Schuhe, die mit einem dünnen Stahlnetz umflochten waren. Damit kamen wir hinüber. Der Qualm trieb die Termiten
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