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Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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Kindheit besaß. Fotos, auf denen auch die Großeltern zu sehen waren, die sie nie richtig kennengelernt hatte, weil sie verstarben als Laura noch ganz klein war. Auf einem Flohmarkt hatte sie ein abgewetztes, nostalgisches Fotoalbum gefunden, das ebenso alt wirkte wie die antiken Bücher, die ihre Mutter geerbt hatte und wie einen Schatz hütete. In ihrem Lieblingsraum, dem kleinen Lesezimmer, das sie sich eingerichtet hatte, nahmen sie einen Ehrenplatz im Regal ein. Ein kleiner Holzofen spendete diesem Raum im Winter wohlige Wärme, ein gemütlicher Ohrenbackensessel stand darin und als sie noch klein war, hatte sie oft auf dem Schafsfell zu ihren Füßen gesessen und ihrer Mutter zugehört, während sie aus ihren Büchern vorlas. Die alten Aufnahmen, die langsam an Glanz und Farbe verloren, hatte sie mittels eines Bildbearbeitungsprogramms wieder aufgefrischt und wollte ihrer Mutter eine besondere Freude machen, ihr die Bilder in diesem alten, ledergebundenen Album, dessen Ecken mit wundervoll gearbeiteten Messingbeschlägen verstärkt und verziert waren, zu ihrem 40. Geburtstag schenken.
    All das erzählte Laura dem Mädchen mit dem gelangweilten Blick, das nur mit halbem Ohr zuhörte und den Großteil ihrer Aufmerksamkeit den falschen Wimpern im nebenstehenden Regal widmete, während sie ihre Bilder auswählte.
    Nagel lächelte. Seine Freundin hatte ihm vor ein paar Tagen gesagt, dass sie ein Kind erwartet. Davor hatte er sich noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie es ist, Vater zu sein, doch seit er von der Schwangerschaft wusste, betrachtete er Kinder und Jugendliche mit anderen Augen als zuvor. Die quengelnden Kinder im Kassenbereich jagten ihm fast schon panische Schauer über den Rücken, aber wenn er Mädchen wie dieses sah, schien der Gedanke an Nachwuchs nicht mehr ganz so erschreckend. Die gelangweilte Freundin hingegen, grell geschminkt, mit ihren großen Ohrringen und dem Nasenpiercing, bediente seine Horrorvorstellung von einer zickigen Teenie-Tochter.
    Als die Bestellung endlich aufgegeben war, beruhigte der Automat Lauras terminbedingten Sorgen, indem er sie darüber informierte, dass ihre Bestellung in ca. 3 bis 5 Tagen in der Filiale zur Abholung bereit läge. „Ok, das müsste reichen. Spätestens am Freitag sind sie da!“, kommentierte sie die Information.
    „Laura, nun komm endlich!“, forderte ihre Freundin mit genervtem Tonfall. „Die Anderen warten schon.“ Oliver Nagel sah ihnen nach, ganz in die eigenen Gedanken versunken, wie sie eine Wolke edelster Düfte hinter sich herziehend in Richtung Ausgang gingen.
     
    ***
     
    Das Bestellen der Bilder hatte länger gedauert, als Laura gedacht hätte und Kerstin drängelte. Also stopfte Laura ihren USB-Stick, der sich in einem herzförmigen Anhänger verbarg, achtlos in die blöde Tasche, für die sie sich eigentlich viel zu alt fühlte. Normalerweise trug sie ihr „Speicherherz“ an einer Kette um den Hals. Es war ein Geschenk, von ihrer Mutter, über die sie sich in diesem Augenblick furchtbar ärgerte. Mit zwölf fand sie die Tasche ja noch cool, aber inzwischen war sie dreizehn und fand es peinlich, Tag für Tag mit dieser Kindertasche in die Schule gehen zu müssen. Schon seit ein paar Wochen nervte sie ihre Eltern, weil sie eine Neue wollte, doch ihre Mutter fand 120 Euro für das gewünschte Modell überteuert. Dabei hatte die alte Tasche doch längst ein Loch, wenn auch eines, das sie selbst hineingebohrt hatte, um ein Argument mehr für die erwünschte Neuanschaffung vorbringen zu können. Ein Loch, durch das ihr schickes Speichermedium unbemerkt herausfiel, um vom nächsten Paar vorbeilaufender Schuhe unter ein Regal geschoben zu werden.
    Nach ihrem Besuch im Drogeriemarkt wollten ihre Freundinnen in die Eisdiele. Es sollte ein erster, gemeinsamer Besuch dort werden, da diese wie jeden Herbst ihre Türen geschlossen und erst im Frühling wieder geöffnet hatte. Doch Lauras beste Freundin hatte andere Pläne.
    „Komm schon, Laura!“, quengelte Kerstin. „Lass uns lieber in den Park gehen. Ich hab‘ überhaupt keine Lust auf Eis.“
    Laura durchschaute ihre Absichten sofort. Kerstin wollte in den Stadtpark, wo nachmittags oft die Jungs aus ihrer Schule herumlungerten. Sie schwärmte ganz offen für Patrick, einen Jungen aus der Parallelklasse und zwar ungeachtet der Tatsache, dass dieser seit ein paar Wochen mit Jenny ging, mit der sie ebenfalls befreundet waren. Zündstoff unter den Freundinnen, die langsam auch zu

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