FIDER (German Edition)
soll. Die wissen aber noch nicht, wie sie das anstellen sollen, ohne einen Grenzzwischenfall zu provozieren. Aber wenn sie hierher kommen, wollen sie unseren KVP als Operationsbasis nutzen. Deswegen sollen wir vorerst hier die Stellung halten.«
»Und wie lange wird es dauern, bis wir abgelöst werden?«, fragt Petursson, während er einen weiteren Hartkeks aus der Verpack ung fummelt. Seine Kamera schwenkt dabei zwischen Datso und der Packung hin und her.
Datso zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ein paar Tage bestimmt.«
»Dafür haben wir nicht genug Vorräte. Sollen wir unser Futter selbst im Wald schießen, oder was?«
»D as ist kein Problem. Der Spieß ist schon unterwegs und bringt Verpflegung. Als er von der Sache erfahren hat, hat er sich gleich in der Kaserne einen Tonner geschnappt und mit EPAs und anderem Zeug vollgeladen.«
Vinnie ist entsetzt. »Was, wir sollen die ga nze Zeit über diese schrecklichen Einmannpackungen zu uns nehmen? Also, das ist ja nun wirklich ganz inakzeptabel. Diese Fertiggerichte – das schmeckt doch alles wie Pappe. Und das ganze andere Zeug. Hartkekse und Schmierwurst. Pulverkaffee und schwarzer Tee. Das alles lagert doch schon seit Jahrzehnten in irgendwelchen feuchten Kellern. Und außerdem sind meine Pflegeartikel alle. Ich hatte ja nicht gedacht, dass wir so lange hier draußen bleiben. Soll ich jetzt etwa diese grobe Kernseife benutzen, die sie ausgeben? Das geht ja gaaar nicht!«
»Jetzt halt die Klappe. Wir sind doch erst seit drei Tagen hier«, schnappt Datso. »Seht besser zu, dass ihr euch ein bisschen gemütlich einrichtet. Wir bleiben länger. Und es gibt noch eine gute Nachricht: Leutnant Thorv ald ist mit dem Spieß hierher unterwegs und übernimmt wieder den ersten Zug. Dann sind wir diesen Schreihals von Codyczek los. So, ich muss weiter. Später kommt der Codyczek nochmal rum. Wenn ihr also irgendwas fragen wollt, dann haltet euch an den – ich weiß nämlich auch nicht mehr als das, was ich euch gerade erzählt habe.«
Datso verschwindet in Richtung der nächsten Stellung.
Vinnie und Petursson wechseln einen Blick. Dann zuckt Vinnie mit den Schultern und schlägt sich dabei mit den offenen Handflächen auf die Oberschenkel – eine Geste der Resignation. Dann beugt er sich zu seinem Rucksack hinab, öffnet ihn und kramt eine Packung Hartkekse hervor.
»Ich dachte, wir seien heute Nachmittag wieder in der Kaserne und bekämen etwas Vernünftiges zu essen. Bis d ahin hätte ich es auch noch ausgehalten. Aber jetzt … nach ja, besser, ich gewöhne mich an das blöde Zeug. Hast du noch Streichkäse?«
»Hm, nee. Leberwurst?«
»Ich glaube, die habe ich selbst noch. Wo ist denn nur der Streichkäse hingekommen?«
»Hattest du mi t mir getauscht, glaube ich.«
»Gegen Leberwurst? Ich mag doch überhaupt keine Leberwurst. Armageddon!«
Originalmaterial. Handkamera von Oberleutnant Codyczek. Farbfilm.
Oberleutnant Codyczek macht seine Runde. Bei jedem Kampfstand macht er Halt und spricht die Männer an. Er bittet sie, ihm zu schildern, worüber sie gerade nachdenken. Die Ausführungen der Männer dokumentiert er mit einer Handkamera.
Betzendorff:
»Es geht mir gut. Natürlich dürfte es etwas komfortabler sein, doch ich komme mit dem Leben in dieser Stellung erstaunlich gut zurecht. Ich benötige nur einige Zeit, um mich an die neue Duftnote meiner Kleidung zu gewöhnen.
Was unsere Situation betrifft: Meiner Meinung nach ist der Entschluss, unseren Auftrag fortzuführen, absolut korrekt. Nach wie vor gehe ich davon aus, wir können unsere verschwundenen Kameraden wieder aufspüren.
Ich bin sicher, bei den Angreifern handelt es sich nicht um Gespenster, sondern um sehr reale, sehr greifbare Wesen aus Fleisch und Blut. Und mit denen können wir es aufn ehmen. Und das werden wir, Herr Oberleutnant. Das werden wir.«
Petursson:
»Ich bin mit der Situation nicht allzu glücklich, Herr Oberleutnant. Ich habe keine Idee, wer uns angegriffen hat. Der Nordmann ist technisch nicht unbedingt auf dem allerneuesten Stand, aber ich weiß natürlich nicht, was in den Hexenküchen auf der anderen Seite der Grenze brodelt.
Wissen Sie, ich habe eine Menge Erfahrung, wenn es um Infiltration geht. Mit einem schlagkräftigen Team könnte ich diesen KVP knacken, da bin ich mir si cher. Doch dafür bräuchte ich Zeit. Observation, Datenauswertung, Planung … das sind Dinge, die man keinesfalls überstürzen darf. Tut man es doch, dann
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