FIDER (German Edition)
Feuer frei. Ich gehe in den Inneren Bereich und versuche herauszufinden, was da los ist.«
»Scheint alles noch ziemlich weit weg zu sein«, sagt Petursson. Datso winkt nur ab und verschwindet im Rundgraben. Petursson nutzt die Gelegenheit, um seinen Helm vom Boden aufzuklauben und auf seinen Kopf zu setzen. Dann beobachtet er gemeinsam mit Vinnie weiter das Vorfeld. Die Schießerei geht unterdessen noch einige Sekunden lang weiter und bricht dann nach einer langen Salve aus dem Maschinengewehr abrupt ab.
»Ein MG und zwei oder drei G3«, sagt Vinnie leise.
Petursson brummt seine Zustimmung. »Mhm. Ein ganzes Stück weg. Die G3-Schützen haben Einzelfeuer geschossen wie die Geisteskranken. Ist irgendjemand von uns momentan draußen?«
»Kaspa vielleicht.«
»Oh Scheiße, stimmt ja. An den hatte ich gar nicht mehr gedacht. Aber die hatten kein MG dabei.«
»Na, wer immer das auch war – dem ist irgendjemand ziemlich auf die Pelle gerückt. Ich glaube, das kam irgendwo von links. Richtung Westen. Oder?«
Petursson nickt. »Sehe ich auch so. Irgendwo vom Zufahrtsweg. Wenn sich von da jemand heranschleicht, dann läuft er zuerst a uf Psycho Leisinger auf. Und dann kann er sich warm anziehen. Es sei denn, er kann Karate. Dann hat Leisinger keine Chance.«
Vinnie grunzt einen Lacher hinaus und lässt gleichzeitig einen Furz. »Oh Mann«, flüstert er dann, »wir liegen hier mitten im Wald. Wir stinken wie die Sau, unsere Klamotten müssen auf die Sondermülldeponie, der Feind bereitet eine Invasion vor, irgendwelche Waldgeister greifen an und wir werden vermutlich noch vor Sonnenuntergang sterben. Und dann kommst du angeschissen und drückst so einen blöden Spruch ab. Allein dafür muss man dich gern haben.«
Nach der Schießerei herrscht Ruhe. Dann nähern sich Schritte im Rundgraben. Datso kommt zurück. Er hockt sich wieder im Durchgang ab und nimmt seinen Helm ab.
»Ganz große Scheiße, Leute. Richtig große Scheiße. Die haben unsere Tonner abgefischt.«
Petursson dreht sich halb um, ebenso wie Vinnie. »Was?«
»Hast richtig gehört. War wohl ein Hinterhalt. Wir haben beide Tonner verloren. Irgendwo draußen, auf dem Waldweg. Hat wohl noch einen Notruf abgesetzt, unser Leutnant. Dann Schießerei, dann Ruhe. Der Broczek wollte gleich eine Gruppe zur Unterstützung losschicken, aber bevor jemand was machen konnte, war die Sache schon gelaufen. Über Funk kam auch nix mehr.«
»Hat Leutnant Thorvald wenigstens irg endwelche Informationen durchgeben können? Wissen wir, mit wem wir es zu tun haben?«
Datso schüttelt seinen Kopf und fährt sich dann mit der rechten Hand durch seine Haare, die dringend einen Ölwechsel nötig hätten. »Konnte kaum was verstehen. Irgendwas vo n 'die sind überall' und 'auf zwei Beinen'. Der alte Datso ist auch gar nicht richtig in den Führerbunker reingekommen. Old Cody hat mich an der Schwelle abgefangen und mich zur Sau gemacht, weswegen ich nicht in meiner Stellung bin. Und dann hat er dem alten Datso ein richtiges Ding eingeschenkt.«
Datso zögert einen Augenblick.
»Weil ich der einzige Arsch war, der im Führerbunker herumhing, wurde ich dazu verdonnert, einen Spähtrupp zusammenzustellen, der zu diesen Tonnern rausgeht. Es sind zwei Stück. Wir sollen überprüfen, was da los ist und die Karren hierher holen, wenn es irgendwie machbar ist. Na ja, ihr beide habt in jedem Fall gewonnen. Nachdem Kaminsky ausgeschieden ist, seid ihr die beiden einzigen Fahrer in meiner Gruppe, die auf unsere Tonner eingewiesen sind. Ihr könnt noch zwei Mann als Unterstützung mitnehmen. Alle anderen bleiben hier. Ich will nicht, dass es bei dieser Tour irgendwelche Hahnenkämpfe gibt. Betzendorff sorgt schon für genug dicke Luft.«
»Was treibt der denn?«, fragt Vinnie.
Datso winkt ab. »Der versucht an einer Tour, mich rauszukanten. Aber das ist doch jetzt scheißegal, oder? Ihr müsst jetzt da raus – und da sind gerade fünf Soldaten entführt worden, obwohl sie aus allen Knopflöchern geschossen haben. Darüber solltest du dir jetzt Sorgen machen, und nicht über diesen scheiß Betzendorff, klar?«
Datso hat seine Lautstärke im Lauf seiner Rede immer weiter in die Höhe geschraubt. Nun ertönt Betzendorffs Stimme aus einiger Entfernung: »Schön zu hören, wie Sie über mich denken, Herr Schütze Feldmann!«
Datsos Gesichtszüge entgleisen. Er schnappt sich seinen Helm und feuert ihn in den Dreck. »So ein Mist aber auch. Verdammte Scheiße! Ich hab' so dermaßen
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