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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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verstummten alle Gespräche. Datso benötigt seine volle Konzentration, um die Gruppe nach Marschkompasszahlen zu dirigieren. Er scheint dabei der einzige zu sein, der nicht mit einem Angriff rechnet. Alle anderen halten ihre Waffen ständig im Anschlag und beobachten die Umgebung ausschließlich über die Visiereinrichtungen. Auch Leisinger hält sein Maschinengewehr permanent im Anschlag – eine beachtliche Leistung, wenn man das Gewicht der Waffe bedenkt.
    Datso scheint es kaum zu kümmern. Er marschiert munter drauflos, als befinde er sich auf einer Besichtigungstour.
     
    Sprecher:
     
    »Die Gruppe findet nichts. Nicht einmal ein weggeworfenes Bonbonpapier. Auch die Suche im und um den KVP bleibt ohne Erfolg. Als die Gruppe in den KVP zurückkehrt, haben die Männer des zweiten Zuges bereits die Suche abgebrochen und ihre Stellungen wieder besetzt.
    Kaminsky und Hlutev bleiben verschollen. Und sie sollen an diesem Tag nicht die einzigen bleiben .«

Szene 44: Verluste
     
    Originalmaterial. Versteckte Kameras im Inneren Bereich. Schnelle Schnitte. Farbfilm.
     
    Nachdem Datso die Gruppe im Inneren Bereich zurückgemeldet hat, lässt Oberleutnant Codyczek den Männern gerade genug Zeit, ihr Marschgepäck in den Stellungen abzulegen. Dann beordert er alle Soldaten des ersten Zuges in den Inneren Bereich. Er tut das auf eine sehr eigentümliche Weise, indem er sich in der Mitte des KVP aufbaut und aus Leibeskräften brüllt: »Erster Zug im Inneren Bereich antreten!«
    Diesmal finden alle Soldaten Platz, um geschlossen anzutreten. Einige wollen sich abhocken, wie sie es zwei Tage zuvor getan haben, doch Oberleutnant Codyczek scheucht die Männer auf die Beine und lässt sie in Linie antreten. Es funktioniert, denn einige S oldaten fehlen.
    Codyczek beendet das allgemeine Gemurmel. »So, hier ist jetzt Ruhe drin.«
    Dann lässt er seinen Blick kurz über die Reihen der Männer schweifen. »Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, sind wir noch nicht vollzählig. Das liegt daran, dass die vierte Gruppe bislang noch nicht wieder zurück ist. Die dritte Gruppe war die letzte, die eingetroffen ist – und die war schon länger unterwegs, als wir angenommen hatten.«
    Erneut kommt Gemurmel auf.
    »Ruhe, verdammt nochmal! Ich will hier jetzt kein Gequassel hören. Wir gehen momentan von zwei möglichen Szenarien aus. Szenario eins: Das Funkgerät ist ausgefallen und die Gruppe ist noch unterwegs. Szenario zwei: Das Funkgerät ist ausgefallen und die Gruppe hat sich verlaufen. In diesem Fall hätten wir die gleiche Situation, in der auch die dritte Gruppe während der ersten Nacht steckte. Außerdem müssen wir die Zusammensetzung der vierten Gruppe berücksichtigen. Das waren nicht gerade unsere Mustersoldaten.«
    »Zumindest Kasparek gegenüber ist das reichlich unf air«, sagt Petursson. »Der Mann hat vielleicht ein ziemlich schwaches Nervenkostüm, aber er ist alles andere als unfähig.«
    Einen Augenblick lang wirkt Codyczek, als wolle er losbrüllen. Doch dann fängt er sich wieder und wirft Petursson lediglich einen gif tigen Blick zu. »Wenn ich an Ihrer Meinung interessiert bin, dann frage ich Sie, Herr Schütze. Und jetzt herhören: Wir können im Augenblick nichts anderes tun, als auf die vierte Gruppe zu warten. Es macht keinen Sinn, heute noch einen Trupp auszuschicken, um die Männer zu suchen. Deswegen treten Sie im Anschluss in Ihre Stellungen weg und sichern das Gelände.«
    »Haben die Spähtrupps etwas entdeckt?«, fragt ein Soldat aus der hinteren Reihe.
    Codyczek schüttelt den Kopf. »Nein. Die Gruppenführer haben nichts Verwertbares gemeldet. Alle Spuren wurden höchstwahrscheinlich von Wild verursacht und alle Gegenstände, die nicht in den Wald gehören, stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von Waldarbeitern. Zumindest wurden keine Hinweise auf die vermissten Kameraden gefunden.«
    Codyczek macht eine kurze Pause.
    »Die Suche hier beim KVP hingegen war etwas erfolgreicher. Wir konnten einige Spuren zwischen den Sicherungsringen ausmachen, die nicht vom zweiten Zug stammten. Offenbar hat sich jemand mit ausgezeichneten Ortskenntnissen durch unsere Verteidigungslinien gearbeitet. Die Sache hat nur einen Haken: An einem Punkt muss er eine dreifache S-Draht-Rolle übersprungen haben. Das schafft niemand ohne weiteres. Selbst jemand, der absolut fit ist, bräuchte einen guten Anlauf. Ein gut trainierter Sportler schafft das – aber nicht in diesem Gelände und schon gar nicht bei Dunkelheit.

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