FIDER (German Edition)
geht man drauf. Dennoch haben unsere Angreifer nicht einmal einen Tag gebraucht, um unseren KVP zu infiltrieren.
Ich habe auch keine Idee, was das Motiv betrifft. Ich würde einen KVP nur knacken wollen, um an das Zeug zu kommen, das im Inneren Bereich gelagert wird. Unsere Angreifer haben sich überhaupt nicht für den Inneren Bereich interessiert, sondern nu r Leute entführt. Das ist eine Sache, die ich überhaupt nicht verstehe. Aber ich werde es herausfinden, darauf können Sie sich verlassen.«
Vinnie:
»Ja, und während Petursson grübelt, wie er den bösen Feind besiegen kann, sorge ich dafür, dass unser Kampfstand ein bisschen wohnlicher wird. Ich grabe heute eine Aussparung in die Vorderseite, in der wir ein Grubenfeuerchen anzünden können. Und ich mache mich auf die Suche nach Baumaterial für ein Dach. Wir werden sicher bald Regen bekommen und ich möchte nicht im Poncho auf dem Boden sitzen und frieren.
Über die anderen Sachen habe ich noch gar nicht richtig nachgedacht. Das ist wirklich gespenstisch, nicht wahr, Herr Oberleutnant? Wissen Sie, ich liebe Gruselgeschichten – aber nur, wenn ich selbst nicht in e iner mitspielen muss.«
Rakovsky:
»Mir geht es gut, danke der Nachfrage, Herr Oberleutnant. Die Aussicht, noch länger hier draußen zu bleiben, finde ich recht anregend. Hier draußen, in Gottes freier Natur, sind wir dem ursprünglichen Geist des Lebens näher, als wir es in der Kaserne jemals sein könnten. Und ich glaube, der Geist des Lebens ist der einzige Geist, der hier draußen bei uns ist. Für alles andere gibt es eine ganz rationale Erklärung, da bin ich sicher.
Es gibt aber durchaus eine Sache, die mi ch stört – nämlich die Zerrissenheit dieser Gruppe. Ein Teil schart sich um Betzendorff, während sich die anderen von ihm distanzieren. Das sollte nicht so sein. Wir sollten alle zusammenhalten. Dazu sind wir als Soldaten verpflichtet. Aber Betzendorff macht es seinen Kameraden nicht gerade einfach. Außerdem ist mir dieses unerschütterliche Selbstvertrauen des Mannes unheimlich. Manchmal wirkt er auf mich, als wisse er etwas, was sonst niemand weiß.
Doch wie ich sehe, gibt es sehr viel sympathischere Mensch en in dieser Gruppe. Wir werden hoffentlich noch genug Gelegenheit haben, uns kennen zu lernen.
Ich warte einfach ab, halte Augen und Ohren offen und vertraue auf Gott, den Allmächtigen.«
Szene 46: Überfall im Wald
Originalmaterial. Wackelige Helmkamera, ausschließlich Vinnies Blickwinkel. Farbfilm.
Am frühen Nachmittag arbeiten Petursson und Vinnie an einem Dach für ihren Kampfstand. Wolken haben sich vor die Sonne geschoben und den Wald in Zwielicht getaucht. Regen kündigt sich an.
Bild im Bild: Hauptmann Broczek.
»Einen Großteil des Vormittags haben die beiden Männer damit verbracht, das Baumaterial für den Unterstand einzusammeln. Vinnie van den Pas war es sogar gelungen, im Thorvaldeum ein kleines Beil aufzutreiben, mit dem die Männer Holzstücke auf die richtige Länge stutzten. Unklarheit herrschte noch über das Abdichten der Konstruktion. Van den Pas plädierte dafür, eine Zeltplane zu opfern. Petursson hingegen setzte auf ein Gemisch aus trockenen Gräsern und Lehm. Zu einer Entscheidung kamen die beiden nicht. Dennoch haben sie sich wirklich geschickt angestellt und innerhalb kürzester Zeit einen soliden Rohbau hergestellt. Doch bevor sie fertig wurden, zog das Tempo wieder an.«
Petursson horcht auf.
»Da hat doch jemand geschossen.«
Vinnie hockt gerade neben dem Kampfstand und arbeitet an der Befestigung des Grundgerüsts. Er hält inne. »Ja, aber hallo. Da hat eindeutig jemand geschossen.«
Beide Männer lauschen.
Wie auf Kommando hallen weitere Schüsse heran – zuerst einige einzelne Schläge, dann das Brüllen einer Maschinenwaffe.
»Scheiße!«
Vinnie springt in den Kampfstand hinab und packt sein Gewehr. Auch Petursson reißt sein G3 an die Schulter. Beide Männer laden ihre Waffen durch, gehen in Anschlag und beobachten.
Petursson sieht sich halb um. »Schei ße. Mein verdammter Helm.«
»Pfeif doch auf den Helm. Hör lieber mal hin.«
Hinter dem Kampfstand stapfen Schritte heran. Vinnie schaut sich um. Datso. Seine Uniformjacke schlackert offen herum, ebenso wie die Schnürsenkel seiner Stiefel. Sein Helm sitzt schief auf seinem Kopf. Er wirft den Männern einen Blick zu.
»Ruhe halten. Bleibt unten, verhaltet euch still und beobachtet das Gelände. Auf erkannten Feind
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