Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
hereinbrach.
    Jetzt sahen alle Bolitho an. Selbst Penneck war verstummt. Der Marinesoldat Billyboy saß mit Pyper zusammen an einem Riemen, sein verletztes Bein stützte er mit einer Muskete. Der andere Verwundete, der Matrose Colter, war durch seine Ration Wasser so weit gestärkt, daß er helfen konnte, sich um Penneck und den anderen Verwundeten, Robinson, der in sehr schlechter Verfassung war, zu kümmern. Doch auch sie waren nicht zu krank, um nicht zu spüren, daß etwas bevorstand.
    Bolitho sagte: »Ich glaube, wir sind in der Nähe von Land. Ich bin nicht sicher, daß es die Insel Rutara ist, denn nach dem Sturm und bei dieser Abdrift, und da wir nicht einmal einen Sextanten haben, tappen wir so gut wie im dunkeln. Doch was für eine Insel es auch sein mag, wir werden dort landen und uns Lebensmittel verschaffen. Nach dem, was wir gemeinsam erlitten haben, gehört wohl mehr als Feindseligkeit dazu, um uns zu vertreiben.«
    Big Tom Frazer, die Augen vor Erschöpfung gerötet, stand auf und brüllte laut: »Ein Hurra für den Käp'n, Jungs. Hurra!«
    Bolitho konnte ihn nur fassungslos anstarren. Es war ein schrecklicher Anblick. Diese ausgemergelten, sonnenverbrannten, unrasierten Männer standen an ihren Riemen auf, um ihm zuzujubeln.
    Er hob seine Stimme. »Genug! Spart eure Kräfte!« Er mußte sich abwenden. »Aber ich danke euch.«
    Keen räusperte sich und befahl: »Riemen bei!« Er begegnete Violas Blick und lächelte wie ein Verschwörer. »Rudert an!«
    Am späten Nachmittag hatten Blissett und dann auch Sergeant Quare Glück mit ihrer Schießkunst. Ein Tölpel und ein Seerabe wurden Beute ihrer Musketen, und obwohl es diesmal länger dauerte, sie zu erreichen, wurden sie geborgen und mit einer vollen Ration Wasser verzehrt.
    Als die Sonne dann den Horizont berührte, schrie Miller: »Land, Sir! An Steuerbord voraus!«
    Jeder Gedanke an Ordnung und Disziplin schwand dahin. Sie sprangen in dem schwankenden Boot auf, als ob sie das Land dadurch deutlicher erkennen könnten.
    Bolitho stützte Vi ola und suchte wie die anderen. Ja, es war Land.
    »Morgen erreichen wir es.« Er nickte nachdrücklich. »Dann werden wir weitersehen.«
    Sie erwiderte nur: »Ich habe nie daran gezweifelt, daß du es schaffen würdest.«
    Während Keen wieder Ordnung schuf und die Leute an die Riemen zurückbrachte, saß Bolitho neben ihr in der Flicht wie seit Beginn ihrer Fahrt.
    Sie lehnte sich an ihn, seinen Uniformrock fest um sich gezogen. Ihr Kleid war wie die meisten anderen Dinge bei dem Sturm über Bord gegangen.
    »Halte mich fest. Mir ist kalt, Richard.«
    Er legte den Arm um sie. In der Nacht würde es noch viel kälter werden, und ob sie protestierte oder nicht, er würde sie zwingen, einen Schluck Rum zu trinken. Doch als er sie an sich drückte, spürte er die Hitze in ihrem Körper wie Feuer.
    »Es dauert nicht mehr lange«, sagte er. »Dann zünden wir ein Feuer an. Und dann werden wir das Schiff finden.«
    »Ich weiß.« Sie rückte näher an ihn heran und legte den Kopf an seine Brust. »Ein großes Feuer ...«
    Das Boot bereitete sich auf eine weitere Nacht vor. Quare und Blissett kontrollierten ihre Musketen und das Pulver. Keen vergewisserte sich, daß Penneck in Sicherheit war, für den Fall, daß er noch einmal aus dem Boot springen wollte. Aber die Atmosphäre an Bord hatte sich geändert. Nicht mehr Angst und Furcht vor dem nächsten Morgen herrschten, sondern eine seltsame Zuversicht darüber, was er bringen würde.
    Leutnant Thomas Herrick ging auf dem Achterdeck der Tempes t ruhelos auf und ab. Das Schiff lag vor Anker, und trotz der ausgespannten Sonnensegel herrschte eine Hitze wie in einem Backofen, und nur tief unten im Orlop und in den Lasträumen konnte man Erleichterung finden.
    Seit fünfzehn Tagen stand die Fregatte unter seinem Befehl, und er hätte mit sich zufrieden sein können, wie er das Schiff geführt hatte und daß nichts Ungünstiges eingetreten war. Doch da er Herrick war, fühlte er sich nur als halber Mann, und selbst jetzt noch erwartete er beinahe jedesmal, wenn er Schritte auf dem Niedergang hörte, Bolitho an Deck erscheinen und dessen Blicke automatisch vom einen Ende des Schiffs zum anderen schweifen zu sehen.
    Er trat an die Reling und sah mit so etwas wie Haß zu der Insel hinüber. Den meisten würde sie weitgehend wie jeder beliebige andere kleine Flecken Land in der Südsee erscheinen. Für ihn stellte sie eine höhnische Heraus – forderung dar. Ein Mühlstein, der

Weitere Kostenlose Bücher