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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schimmer: eine lange, flache Insel. Er spürte, daß sein Herz schneller schlug. Sie waren nicht von ihrem Kurs abgekommen. Er erinnerte sich, daß er sie auf der Karte gesehen hatte.
    Sie regte sich neben ihm. »Was gibt es?«
    Seine Stimme klang gelassen. »Eine Insel, viele Meilen entfernt, für uns zu weit. Aber sie zeigt, daß wir vorwärtskommen. Ein- oder zweimal habe ich schon gedacht...« Er lächelte zu ihr hinab. »Ich hätte mich auf dein Urteil verlassen sollen.«
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Leute.
    Pyper war in schlechter Verfassung, gab sich aber große Mühe, es nicht zu zeigen. Durch einen Riß in seinem Hemd war seine Schulter von der Sonne verbrannt und sah aus wie rohes Fleisch. Er schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen. Keiner hatte noch viel Feuchtigkeit in seinem Körper. Vielleicht war Evans doch der Glücklichste von allen.
    Leise sagte er: »Wir müssen Wasser haben. Ich kann von den Leuten nicht verlangen, weiterzumachen, bis sie umfallen.«
    Sie nickte langsam. »Ich werde beten.«
    Sie senkte den Kopf. Der heiße Wind wehte ihr Haar über seinen blauen Uniformrock, und er war selbst einem Zusammenbruch nahe. Er allein hatte sie alle in diese Lage gebracht. Viola insbesondere mußte für ihre Liebe zu ihm leiden. Die anderen würden sterben, weil er es befohlen hatte.
    »So.« Sie sah zu ihm auf. »Vielleicht hilft's. Jetzt werde ich mich um die Verbände kümmern.« Sie griff nach ihrem Kleid, das zum Trocknen über der Ruderbank lag. »Von morgen an werde ich einen Teil davon dazu verwenden. Der arme Penneck hat fast die letzten Binden verbraucht.« Sie stand auf und schwankte im Boot, bis Keen ihr die Hand entgegenstreckte, um sie zu stützen.
    Sie lächelte ihn an. »Danke, Val.«
    Das war ihr besonderer Name für ihn, und Bolitho sah den dankbaren Blick, den sie dafür empfing. Nach ihm hatte Keen mehr Grund als jeder andere, ihre Freundlichkeit nicht zu vergessen.
    Sergeant Quare mußte sich zweimal räuspern, ehe er sprechen konnte. »Soll ich anfangen, die Rationen einzuteilen, Sir?« Sogar er wirkte deprimiert, beinahe geschlagen.
    Bolitho überkam plötzlich Verzweiflung. »Ja. Für jeden einen Becher, halb Wasser, halb Wein.« Er nickte bedrückt.
    »Ich weiß, Sergeant, es ist der letzte Rest.«
    Als Viola zu den Kranken und Verwundeten kam, packte Penneck den geliehenen Uniformrock und stammelte wild: »Lassen Sie mich nicht sterben, bitte, lassen Sie mich nicht sterben!« Er flehte sie an, seine Stimme steigerte sich zu einem dünnen Schrei.
    Colter, der verwundete Matrose, knurrte: »Ich wünschte bei Gott, er würde sterben. Der treibt uns alle noch zum Wahnsinn.«
    »Das genügt!« fuhr Bolitho ihn an. Er stand auf, mit pochenden Schmerzen im Kopf. »Orlando, halten Sie den Mann fest, während der Verband gewechselt wird.«
    Über die langsam bewegten Riemen hinweg beobachtete er sie. In dem Kapitänsrock, wie die Matrosen mit nackten Beinen, wirkte sie noch schöner als sonst. Sie unterbrach ihre Arbeit, während Orlando Penneck gegen die Bootswand drückte, und schüttelte sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. Wieder begegneten sich ihre Blicke, und sie lächelte ihm zu.
    Blissett schob seinen Riemen quer über das Boot und griff nach seiner Muskete. »Wieder ein Vogel, Sir.« Er schoß, aber der Vogel kreiste wie vorher.
    Quare warf ihm eine andere Muskete zu, und fast ohne Pause schoß Blissett wieder. Der Vogel fiel dicht neben dem Boot ins Wasser und war innerhalb von zehn Minuten verteilt und gegessen.
    Als sie ihren wäßrigen Wein schlürften und versuchten, ihn nicht in einem Zug hinunterzustürzen, sagte Pyper stoßweise: »Wenn ich wieder auf dem Schiff bin, werde ich mich nie mehr beklagen.«
    Besorgt stellte Bolitho fest, daß der Midshipman dicht vor dem Zusammenbruch stand.
    Beinahe sanft sagte er: »Keine Sorge, Mr. Pyper. Es wird schon werden. Sie haben wen n gesagt, nicht falls . Halten Sie daran mit aller Kraft fest, und das gilt auch für uns andere.« Allday sah von seinem Riemen auf und lächelte bedrückt. Innerlich war ihm zum Weinen zumute. Über die Lady im Uniformrock seines Kapitäns, um den jungen Pyper, um Billyboy, der sich so verzweifelt bemühte, seine Befürchtungen um sein verletztes Bein nicht zu verraten. Doch am meisten um den Kapitän. Er hatte ihn nicht aus dem Auge gelassen, an keinem dieser elenden Tage, beobachtet, wie er jeden Trick anwendete, alles, was er gelernt und an Erfahrungen gesammelt

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