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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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kopfüber ins Wasser gesprungen.
    Penneck war ohne Rücksicht auf seine Verletzung hastig ins Boot zurückgezerrt worden. Doch seine von wahnsinnigem Durst verursachte Tat hatte weit mehr als nur Kraft und Zeit gekostet. Denn als Orlando den tobenden Penneck schwimmend zum Boot schleppte, hatte der Hai mit der Wucht eines Rammbocks zugeschlagen.
    Hilflos hatten sie zusehen müssen, wie sich das Wasser um Orlando plötzlich rot färbte, hatten Orlandos schmerzverzerrtes Gesicht gesehen, seinen in einem unhörbaren Aufschrei aufgerissenen Mund. Dann war er hinabgezogen worden, noch als Blisset eine Kugel auf die verräterische Finne abfeuerte.
    Allday rief: »Der Wind läßt nach, Captain.« Wie alle anderen war er völlig durchnäßt, und das Haar klebte ihm an der Stirn, das Hemd wie eine zweite Haut am Körper.
    »Ja.«
    Bolitho erwachte widerwillig aus seinen Gedanken. Penneck lag auf dem Boden des Bootes. Sie hatten ihm die Arme gefesselt, aber er zuckte unkontrolliert mit den Beinen, sah keuchend zu den Wolken auf und war schutzlos dem Regen ausgesetzt.
    Orlando war fort, fast so gegangen, wie er damals zu ihnen gekommen war. Von der See her und wieder zu ihr zurück. Niemand hatte mehr über ihn erfahren als damals, als sie ihn gerettet hatten. Nur daß er dankbar war, bei ihnen sein zu dürfen.
    Treffend hatte sein Freund Jenner gesagt: »Wenigstens ist der arme Teufel glücklich gewesen, solange er bei uns war, Sir. Er ist vor Stolz fast geplatzt, als er den Posten als Diener bei Ihnen bekam. Gott segne ihn.«
    Unwillkürlich sagte Bolitho laut: »Ja, Gott segne ihn.« Allday blickte überrascht auf. »Captain?«
    »Ich habe nur laut gedacht. Einen weiteren Namen auf meine Liste gesetzt.«
    Als die Morgendämmerung mit atemberaubender Plötzlichkeit anbrach, war es, als ob sich über Nacht wenig geändert hätte. Die Wolken waren verschwunden, die See wogte unverändert in gleichmäßiger Dünung. Als die Sonne aufstieg und ihre Strahlen das Boot erfaßten, dampften das Holz und die Insassen, als ob sie gleich in Flammen aufgehen würden. Sie sahen sich in ihrer winzigen Welt um, betrachteten einander prüfend, suchten nach Zeichen neuer Hoffnung oder des Gegenteils.
    Sie hatten über zehn Gallonen Regenwasser aufgefangen, und noch war für jene, die ihn am nötigsten hatten, ein kleiner Rest Rum vorhanden. Die Nahrungsmittel waren verbraucht, und wenn Blissett nicht wieder einen Vogel erlegen konnte, würde sich ihre Situation schnell verschlimmern.
    Die einzig bemerkenswerte Veränderung gegenüber gestern war, daß der Hai sie nicht mehr verfolgte. Auch das war merkwürdig und ließ manchem einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Es war, als hätte er darauf gewartet, Orlando in den Ozean zurückzuholen, dem er nur für eine kurze Weile vorbehalten geblieben war.
    Während einer ihrer kurzen Ruhepausen kam Keen zu Bolitho. Der Leutnant wirkte kräftiger als die meisten anderen, obwohl seine Arme von der Sonne verbrannt und durch vom Salzwasser verursachte Entzündungen fleckig waren.
    »Wir haben den Kompaß gerettet, Sir.«
    Bolitho erwiderte mit gedämpfter Stimme: »Haben Sie das Treibholz bemerkt?«
    Keen schützte seine Augen gegen den gleißenden Horizont. In kleinen Brocken wurde dem Boot Treibgut entgegengeschwemmt, das sich in dem grellen Licht schwarz vom Wasser abhob. Auch Vögel waren zu sehen, aber zu weit entfernt selbst für einen glücklichen Schuß.
    Mit ungläubigem Gesicht sah Keen ihn an. »Land, Sir?« Bolitho wollte es für sich behalten für den Fall, daß er sich irrte. Er sah sich im Boot um und wußte, daß sie einen weiteren Tag nicht überstehen würden. Bei einer guten Nachricht mochten sie durchhalten.
    Er nickte. »In der Nähe. Ja, das glaube ich.«
    Viola stand auf und legte eine Hand Bolitho auf die Schulter, die andere Keen. Sie sagte nichts, sondern blickte unver-wandt zum Horizont. Ihr Haar hob und senkte sich über Bolithos Uniformrock.
    Bolitho blickte sie an, liebte sie, war fasziniert von ihrer inneren Kraft. Trotz der Sonne und allem, was sie ertragen hatte, wirkte sie neben Keen und den anderen blaß. Seit sie die Insel verlassen hatten, hatte er nur einmal gesehen, daß sie ihre Haltung verlor, und das war gewesen, als Orlando ums Leben kam.
    »Er konnte nicht sprechen«, hatte sie geklagt. »Er konnte nicht einmal schreien, und trotzdem glaube ich, mich an seine Stimme zu erinnern.«
    Dann hatte sie nichts mehr gesagt, bis der Sturm über sie

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