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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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richtig. Die drei anderen Midshipmen waren darin so tüchtig wie Leutnants oder sogar besser.
    Bolitho sah die Hügel, deren Gipfel bar jeder Vegetation waren. Ohne Lakeys Erfahrung hätte er nie erkannt, daß es fünf Anhöhen in einer Reihe waren. Was für ein entsetzlicher Ort für Schiffbrüchige. Kein Schiff würde hier vorbeikommen, es sei denn, es wurde von einem Sturm abgetrieben oder verfolgte unredliche Absichten. Hier konnte man ebensogut an Wahnsinn sterben wie verdursten.
    »Fünfzehn Faden!«
    Bolitho berührte Romney an der Schulter und spürte durch das rauhe Hemd, wie der Midshipman zusammenzuckte.
    »Behalten Sie Mr. Borlases Boot im Auge. Wenn es von einer Landzunge verdeckt wird oder sonstwie außer Sicht gerät, informieren Sie sofort Mr. Herrick.«
    Er sah, wie der Junge zu ihm aufblickte. Wie immer gab er sich verzweifelt Mühe, fürchtete aber jetzt schon, wieder einen Fehler zu begehen.
    Bolitho fügte ruhig hinzu: »Das Mittagsbesteck wird Ihnen heute erlassen, Mr. Romney. Ich kenne unsere Position schon genau genug. Aber ich möchte nicht ein Boot samt Besatzung verlieren.«
    Romney legte grüßend die Hand an die Stirn und eilte zu den Wanten. Das große Teleskop, das er mitschleppte, ließ ihn noch kläglicher erscheinen.
    »Der wird nie Offizier«, knurrte Lakey. »In seinem ganzen Leben nicht.«
    »Zwölf Faden Tiefe!«
    Bolitho blickte zur Seite. Er bezweifelte, daß es jetzt noch flacher werden würde, aber die regelmäßigen Ausrufe des Lotgasten halfen ihm, sich zu sammeln.
    Ohne sich umzuwenden, wußte er, daß Allday hinter ihm stand. Trotz seines kräftigen Körperbaus konnte Allday so geräuschlos wie eine Katze auftreten.
    Jetzt fragte er: »Soll ich Ihnen etwas zu trinken bringen, Cap-tain?«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Später.«
    Allday trat an die Reling, den Kopf leicht schräg geneigt.
    »Kanonenfeuer.«
    Wenn er irgendeine schreckliche Verunglimpfung von König und Vaterland von sich gegeben hätte, er hätte keine überraschendere Wirkung erzielen können.
    Ross, der Steuermannsmaat vom Dienst, sagte verächtlich: »Eher mein leerer Magen!«
    Dann hörten es alle: einen dumpfen, hallenden Knall, wie ein Paukenschlag in einer Höhle.
    Lakey nickte nachdrücklich. »Das kommt von dem Ankerplatz. Es muß so sein. Das Echo rollt auf die See hinaus.«
    Bolitho sah, daß alle Gesichter auf dem Batteriedeck sich ihm zugewandt hatten und beobachteten, was er tun würde. Wo er anfangen wü rde.
    Er befahl: »Signalisieren Sie Mr. Starling, den Abstand beizubehalten, und rufen Sie dann Mr. Borlase zurück.« Verzweifelt rief Romney: »Ich sehe das andere Boot nicht mehr, Sir!«
    Alle starrten ihn an.
    Herrick rief schroff: »Wa s sehen Sie nicht?«
    Romney war von dem fernen Geschützfeuer und der plötzlichen Aufregung abgelenkt worden. Wie jeder andere hatte er nach vorn geblickt und nicht dorthin, wo ihm befohlen war.
    Bolitho verschränkte die Hände auf dem Rücken. Das Geschützfeuer erfolgte sehr unregelmäßig und kam offenkundig von nur einer Kanone. Keinesfalls schoß da jemand, der sich zu verstecken suchte.
    Er sah an dem Midshipman vorbei auf eine Landzunge. Borlase mußte genau dahinter auf den Strand zugehalten haben. Es war mißlich, daß Romney in diesem Augenblick woanders hingesehen hatte, aber jetzt nicht mehr zu ändern. Borlase wußte selbst, wie er sich seiner Haut zu wehren hatte.
    Bolitho sagte scharf: »Lassen Sie die Fock setzen, Mr. Herrick! Kurs zwei Strich nach Steuerbord!«
    Herrick hob sein Sprachrohr. »Alle Mann an die Brassen! Beeilung!«
    Die Tempes t schwang pompös auf ihren neuen Kurs ein, und die Seeleute setzten hastig das große Vorsegel. Bolitho spürte die geringe Steigerung der Geschwindigkeit. Mit dem jetzt fast achterlichen Wind und dem zusätzlichen Segel gewann das Schiff an Fahrt und begann, den Kutter einzuholen.
    Wieder hob Bolitho das Glas. Er sah den Abhang des ersten Hügels, der an der Luvseite zum Bug hinunter verlief, so daß es durch das Glas so wirkte, als berühre er die linke Schulter der Galionsfigur.
    »An Deck!« Aller Augen wandten sich nach oben zum Ausguck im Vormast. »Schiff vor Anker hinter der Landzunge!» Wieder rollte Kanonendonner über das blaue Wasser, und Bolitho sah Hunderte von Seevögeln wie winzige weiße Federn über der nächstgelegenen Anhöhe kreisen.
    Er wartete, bis die Matrosen die Luvbrassen belegt hatten, dann machte er kehrt und ging zum Ruder zurück. Er spürte, wie die Rudergänger

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