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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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als ob sie ihn zurückweisen wollten. Seine Kleidung war dürftig und abgetragen, aber der Gürtel mit Pistole und Entermesser war in gutem Zustand.
    Bolitho tastete Handgelenk und Arm ab. Die Haut war noch warm, der Arm muskulös, ohne überflüssiges Fett. Also ein Matrose. Langsam stand Bolitho auf. Keen flüsterte atemlos: »Ich habe meine Gruppe um das Boot versammelt.«
    »Bringt es zu Wasser.«
    Bolitho trat zurück und blickte zu dem Schiff hinüber, während zwei Gruppen seiner Leute das Boot ins seichte Wasser schoben. Vorher waren meistens fünf Mann in dem Boot gewesen, nie mehr als sechs. Er beobachtete, wie die ausgewählten Matrosen über die Bordwand kletterten und die Riemen auslegten, die sie mit alten Verpflegungssäcken und Stoffetzen umwickelten, um den Lärm zu dämpfen. Er sah, wie Miller dem Getöteten das Hemd herunterriß, wobei er sich mit einem Fuß gegen die Leiche stemmte, um besseren Halt zu finden.
    Miller war wahrscheinlich mehr als jeder andere in seinem Element. Er hatte den Krieg und gefährliche Nahkampfunternehmen, Geschützfeuer und manchen riskanten Einsatz überstanden, ohne auch nur einen Kratzer davonzutragen. Als Bootsmannsmaat überragte er den Durchschnitt weit. Doch im Kampf von Mann zu Mann zeigte er sich von einer anderen Seite: als Killer.
    Allday sagte: »Ich übernehme die Ruderpinne.« Er sah Bolitho an. »Sind Sie bereit, Captain?« Seine Stimme klang so unbeteiligt, als ginge es zu einer Spazierfahrt.
    Bolitho kannte ihn gut genug, um zu wissen, was sich hinter der Gelassenheit verbarg. Wie bei ihm selbst waren Alldays Nerven scharf angespannt. Erst wenn es um die endgültige Entscheidung ging, würde er seine wahre Natur zeigen. Das Boot hob und senkte sich auf den Wellen, die Männer schoben es in tieferes Wasser, während weitere Leute hineinkletterten und sich flach auf dem Boden ausstreckten.
    »Genug«, befahl Bolitho und sah sich nach Quare und Midshipman Swift um. »Bleiben Sie mit den übrigen Männern außer Sicht, wenn Sie können. Falls noch weitere Piraten von Land her auftauchen, dann wissen Sie, was Sie zu tun haben.«
    Er nickte dem Sergeanten zu. Die Arbeit der Marinesoldaten war getan, und wenn der Angriff fehlschlug, sollten Quare und seine kleine Gruppe sich versteckt halten und warten, bis Herrick sie abholte.
    Als letzter kletterte er selbst in das Boot, den blanken Degen gegen die Brust gepreßt.
    Allday beugte sich vor. »Ablegen«, befahl er. »Nicht so laut, ihr Mistkerle!«
    Die Wolkendecke war inzwischen dichter geworden. Das mochte einen tropischen Regenguß ankündigen, aber bis dahin würde noch einige Zeit vergehen. Bolitho verdrängte seine Zweifel. Wenn er auf Regen warten wollte, um ihre Annäherung besser zu tarnen, konnte es womöglich ewig dauern. Er musterte die keuchenden Männer an den Riemen. Das Boot hatte erst wenige Meter zurückgelegt, und schon fanden sie es mühsam, die reglose Last ihrer Passagiere zu befördern. Wenn er den Angriff jetzt abgebrochen hätte, wären sie nicht wieder für den Kampf zu begeistern gewesen.
    Keen fragte flüsternd: »Soll ich die Schwimmer jetzt losschicken, Sir?«
    Bolitho nickte; zwei Gestalten, deren nackte Körper in dem stark gedämpften Mondlicht nur schwach schimmerten, erhoben sich und glitten über die Bordwand, fast ohne ein Plätschern zu verursachen.
    Bei der Lagebesprechung auf der Insel hatte alles gefährlich und schwer ausführbar geklungen. Aber jetzt schien es unmöglich zu sein. Bolitho riß seinen Blick von den Schwimmern los und konzentrierte sich auf das Schiff. Nun wirkte es massig und schien schon dicht vor ihnen zu liegen. Ganz bestimmt würde sie bald jemand anrufen. Vielleicht waren sie auch schon gesehen und erkannt worden, und die Geschütze wurden in aller Stille auf sie gerichtet.
    Bolitho hörte einen der Ruderer fluchen und gleich darauf erschreckt keuchen, als sich im Wasser etwas zwischen Bootswand und seinen Riemen wälzte. Es war eine Leiche, die sich auf den Rücken drehte, wie es ein Schläfer im Bett tun mochte: der Tote, der über Bord geworfen worden war und den die Strömung dem Ufer zutrieb, statt aus der Bucht hinaus.
    »Langsamer, Allday.«
    Bolitho griff nach der Pistole in seinem Gürtel. Sie mußten den Schwimmern Zeit lassen, das Ankertau zu erreichen und unentdeckt an Bord zu klettern. Es ging alles viel zu glatt.
    Aber warum auch nicht? Die Piraten – oder was sie sonst waren – hatten ein ganzes Kriegsschiff geblufft und sogar einen

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