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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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es voll besetzt gewesen. Dem Anschein nach hielten sich im Zentrum der Insel ständig Beobachter auf, und für das Boot standen nur wenige Leute zur Verfügung. Die Fahrten erfolgten offenbar nach keinem bestimmten Plan, jedenfalls ließ sich keinerlei Routine erkennen. Eines stand allerdings fest: nach Einbruch der Dunkelheit wurde das Boot jedesmal wachsam aufgefordert, sich zu erkennen zu geben.
    An Bord des Schiffes selbst war kaum eine Bewegung wahrzunehmen. Doch das wenige erregte den Zorn und den Unwillen der beobachtenden Seeleute.
    Nachmittags hatten sie eine Frau an Deck gesehen, mit dunklem, offenem Haar und bloßen Schultern; ihre Schreie schrillten über das Wasser, als sie erst gehetzt und dann gepackt und in einen Niedergang gezerrt wurde.
    Später wurde die Leiche eines Mannes zur Reling geschleppt und ins Wasser geworfen. Reglos trieb sie ab.
    Anscheinend war es an Bord zu einem weiteren Mord gekommen.
    Das Boot stieß knirschend ans Ufer, die Besatzung holte die Riemen ein, und dann wurde ein kleiner Anker im harten Sand ausgebracht. Aus dem Lärmen der Männer und dem Klirren von Flaschen ließ sich schließen, daß alle ziemlich betrunken waren. Einer stolperte im nassen Sand und stützte sich auf das Dollbord des Bootes, während seine Gefährten davontrotteten.
    Bolitho packte Keens Arm. Es war soweit. Die Männer mochten innerhalb einer Stunde zurückkommen, um sich mehr zu trinken zu holen oder um die Plätze mit ihren Spießgesellen an Bord der Eurota s zu tauschen.
    »Geben Sie Sergeant Quare das Zeichen zum Einsatz«, befahl Bolitho.
    Er blickte zum Himmel: bewölkt, aber nicht genug, um den Mond zu verbergen. Ein frischer Wind wehte, und das Zischen der Brandung und das Rauschen der Brecher am fernen Riff ermöglichten es ihnen, sich ungehört dem Schiff zu nähern.
    Bolitho spähte in die Dunkelheit, aber die vielfältigen Schatten täuschten sein Wahrnehmungsvermögen. Er hörte seine Leute schwer atmen, als sie sich durch eine Rinne den Abhang hinuntertasteten. Blissett kroch schon auf das Boot zu, zur Tarnung ganz mit Sand bedeckt, den sie ihm mit kostbarem Wasser an den Körper geklebt hatten.
    Nur die unendliche Reihe schäumender Wellen trennte das Land vom Meer, vor dem sich das Langboot wie ein gestrandeter Walkadaver abhob.
    Bolitho starrte zu dem Schiff hinüber. Es hatte keine Ankerlichter gesetzt, aber er nahm einen schwachen Schimmer hinter einigen Stückpforten wahr und wußte, daß dort die noch vorhandenen Geschütze standen. Mit Schrapnell geladen, würden sie mit jedem unvorsichtigen Angreifer kurzen Prozeß machen. Aber es waren keine Enternetze ausgespannt. Wenn sie erst längsseit waren, mochten ihre Chancen besser stehen.
    Er erstarrte, als er etwas wie ein trockenes Husten hörte.
    Dann sagte Quare heiser: »Geschafft, Sir.« Es klang befriedigt.
    Bolitho zog seinen Degen und stand auf. Die zweihundert Schritte das letzte Stück Abhang hinunter würden sie unsichtbar sein. Er führte seine Gruppe auf den Strand zu, unter seinen Schuhen knirschten lose Steine. Die Seeleute bildeten eine offene Linie hinter ihm, die meisten hielten sich geduckt, als ob sie mit einer plötzlichen Musketensalve rechneten.
    Das war bisher der schlimmste Teil. Bolitho versuchte, nicht an die Musketen und Pistolen zu denken, die jetzt alle geladen und gespannt waren, nicht an da s Klirren von Äxten und Entermessern.
    Überrascht drehte er sich um, als er hinter sich einen Mann gelassen vor sich hinsummen hörte. Es war der Amerikaner Jenner, der in seinem gewohnten ausgreifenden Schritt vorging und dem das Haar in die Augen hing. Er bemerkte Bolithos Blicke und nickte zuversichtlich. »Eine Nacht wie für uns geschaffen, Sir.«
    Hinter Jenner folgte der Neger Orlando; das Enterbeil auf seiner Schulter nahm sich wie ein Kinderspielzeug aus.
    Plötzlich stand Bolitho neben dem Boot, während die Matrosen sich eng um ihn scharten, wie es ihnen befohlen worden war.
    Blissett, der Kundschafter, nahm von Quare seine Muskete entgegen und sah Bolitho an. »ich habe ihn liegen lassen, Sir.« Er stieß den im Sand liegenden Toten mit dem Fuß an.
    »Er hatte nichts bei sich außer seinen Waffen. Nicht zu erkennen, wer er ist.«
    Bolitho sah auf den Toten hinab. Neben Kopf und Schultern war der Sand schwarz, wo das Blut versickert war. Er zwang sich, neben dem Toten niederzuknien, um ihn zu durchsuchen. Der Mond trat kurz hinter den Wolken hervor, und in seinem Licht funkelten die Augen des Mannes,

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