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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Ladung für die nächste Salve feststampften.
    »Ziel nehmen!«
    Einer der Soldaten schrie auf und fiel, versuchte mit blutigen Händen, einen Speer aus seinem Leib zu ziehen.
    »Feuer!«
    Wieder fegte die tödliche Welle der Musketenkugeln in die geduckt anstürmenden Reihen. Gezielt, aber weniger wirksam, da zwei weitere Seesoldaten unter dem ununterbrochenen Bombardement von Steinen und Speeren gefallen waren.
    Wilde und laute Schreie der Milizen ließ Prideaux seine äußerliche Ruhe verlieren. Er sah zu Herrick hinüber.
    »Finney wird von der anderen Seite angegriffen.« Der Degen sank an seiner Seite herab, und mit enttäuschter Erbitterung fügte er hinzu: »Mein Gott, die Feiglinge reißen aus!«
    Herrick riß die Muskete eines gefallenen Seesoldaten an sich, spannte sie und, ohne auf die Schmerzen in seiner Schulter zu achten, überzeugte er sich, daß sie schußbereit war.
    Zwischen den Zähnen sagte er: »Schicken Sie noch einmal jemanden auf den Gipfel. Er soll feststellen, ob das Schiff in Sicherheit ist. So schnell es geht.«
    Prideaux nickte. »Mr. Pyper, gehen Sie.« Er duckte sich, als ein Speer zwischen ihnen hindurchflog. Von seiner Ordonnanz nahm er eine frischgeladene Pistole entgegen.
    »Da kommen sie wieder.«
    Er lächelte verkrampft. »Geben Sie mir eine Kugel, ehe Sie mich zurücklassen, ja?« Er kehrte zu seinen Leuten zurück.
    »Ich werde das gleiche für Sie tun.«
    Herrick sah ihm nach. Ein paar Sekunden lang war der Mann ihm beinahe sympathisch.
    Dann schossen sie wieder, luden und hasteten weiter, schossen und drängten sich zusammen wie die letzten Menschen auf der Welt. Herrick hörte regellose Schüsse aus einiger Entfernung und vermutete, daß sie von Finneys Leuten kamen, die sich auf den Schoner zurückzogen und jeden Gedanken an Widerstand aufgegeben hatten.
    Er drückte ab. Ein Versager. Er stand mit gespreizten Beinen da und benutzte die Muskete als Keule, spürte Schmerzen in den Handgelenken, als er einen kreischenden Wilden niederschlug und nach zwei anderen ausholte.
    Ringsum tobte lärmend der Kampf. Die Musketen wurden nur noch mit den Bajonetten eingesetzt oder als Krücken von den Verwundeten.
    Herrick schleuderte die Muskete einem Mann ins Gesicht, nahm flüchtig wahr, daß dessen Augen beinahe rot vor Wut und Mordlust waren. Dann zog er wieder seinen Degen, parierte damit einen Speer und hackte mit der gleichen Bewegung tief in eine braune Schulter.
    Von oben vernahm er über all dem Getöse Pyper, der seinen Namen rief, und dann: »Das Schiff hat gewendet! Es verläßt jetzt die Einfahrt!« Dann verstummte er entsetzt, vielleicht sogar für immer, Herrick wußte es nicht.
    Er rief: »Zurück! Nehmt die Verwundeten mit!«
    Mit dem Degen stieß Herrick nach einer Gestalt, die irgendwie zwischen den keuchenden Marinesoldaten hindurchgelangt war. Er glitt aus und fiel beinahe, tastete wild nach seinem Degen, wußte, daß er den Mann damit aufgehalten hatte, der sich jetzt gegen ihn wandte, die Stimme in einem schrecklichen Wutschrei erhoben.
    Eine andere Gestalt rannte durch den Rauch heran, hielt in beiden Händen eine Pistole hoch erhoben, als ob sie dazu ihre ganze Kraft brauche.
    Das schwere Geschoß riß dem Eingeborenen die ganze Stirn fort und schleuderte ihn blutüberströmt und mit zuckenden Gliedern auf Herrick. Er hatte ein langes Messer getragen, das Herrick jetzt auf den Fuß fiel und nur durch sein Gewicht ihm den Schuh aufschlitzte.
    Herrick hob es auf und fand auch seinen Degen wieder.
    »Danke, Mr. Pyper.«
    Er winkte mit beiden Armen, entdeckte, daß die Angreifer sich in den Rauch zurückzogen und ihre Toten und Verletzten samt ihren Waffen zurückgelassen hatten. Prideaux sagte besorgt: »Verdammt, sie werden versuchen, uns den Rückweg abzuschneiden.« Er überwachte seine Marinesoldaten, die ihre Musketen und die ihrer toten und verletzten Kameraden neu luden.
    Herrick nickte. »Dadurch gewinnen wir etwas Zeit.« Prideaux musterte ihn kühl. »Für was? Zum Beten?« Er drehte sich ärgerlich um. »Paß auf, du Tölpel. Beinahe hättest du sie fallen lassen!« Seine Ordonnanz hatte ihm seine Pistole neugeladen und zitterte so heftig, daß er kaum aufrecht stehen konnte. »Geh und hilf den Verwundeten, Mann. In deinem Zustand bist du eher eine Gefahr als eine Hilfe.«
    Herrick wischte sich über das Gesicht und blickte zum Himmel auf. So klar über dem ziehenden Rauch, spottete er über ihr Ameisendurcheinander.
    Ein Matrose meldete: »Vier Mann

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