Die Terranauten 022 - Der Katastrophen-Planet
… und so gelang es uns schließlich, Asen-Ger und unsere anderen Kameraden im hohen Norden von Rorqual wiederzufinden. Damit stiegen unsere Aussichten, den Planeten zu verlassen, beträchtlich. Wir verfügten jetzt über alles, was wir zur Reparatur des Beibootes brauchten. Eine Woche nach der Befreiung unserer Freunde verließen wir Raghans Festung, verabschiedeten uns von Narbe und seinen mittlerweile wieder etwas zu Kräften gekommenen Kameraden und machten uns auf den Weg nach Westen, bis wir wieder wohlbehalten in Yanda eintrafen und das Haus Rowl Hellingers aufsuchten. Die Lage in Yanda war inzwischen noch unbehaglicher geworden. Man hatte Rowls Haus überfallen, seine Nahrungsvorräte geplündert und seinen Sohn Kai getötet. Hellinger selbst war verletzt. Da er keinen Sinn mehr darin sah, in einem Ort zu bleiben, der von Tag zu Tag mehr verwaiste, schlossen er und seine Tochter Nirak sich uns an.
Über das gefrorene Bett des Lannon zogen wir südöstlich zum Ankerplatz der Sturmvogel und stellten fest, daß trotz der Angriffe mehrerer Katzenrudel der größte Teil der Mannschaft auf dem Schiff verblieben war und uns – ungeachtet unserer kurzen Bekanntschaft – die Treue gehalten hatte. Wir blieben mehrere Wochen auf dem Schiff, dann nutzten wir das erste Tauwetter und brachen auf. Da wir keine Lust hatten, aus purem Zufall unserem alten Freund Rogier in die Hände zu fallen, segelten wir an Aliruth und Hayvant vorbei und erwählten zu unserem ersten Domizil ein kleines Dorf an der Südküste des Scharlachmeers.
Die Arbeiten am Landungsboot nahmen Wochen in Anspruch, aber schließlich schafften wir es. Inzwischen hatten Rowl Hellinger und Asen-Ger sich mit der Sturmvogel nach einer geeigneten Umgebung umgesehen und im tiefen Süden des Kontinents eine stark bewaldete Insel gefunden, die nicht nur unbewohnt war, sondern für unsere Zwecke geradezu ideal erschien. Sie lag zudem in einer tief in das Land hineinreichenden Bucht, die man per Schiff nur durch eine äußerst schmale Meerenge erreichen konnte. Als David sie zum erstenmal sah, schüttelte er den Kopf und es dauerte eine ganze Weile, bis er mir auf meine Frage, ob er mit diesem Platz nicht einverstanden sei, eine Antwort gab. »Der Platz ist ausgezeichnet, Claude«, erwiderte er. »Nur … Es ist seltsam, aber ich … ich habe den Eindruck, als sei ich hier schon einmal gewesen.« Niemand konnte sich von uns einen Reim auf diese Worte machen – am allerwenigsten David selbst. Daß er wirklich schon einmal auf Rorqual gewesen war, fanden wir erst viel später heraus. Aber ich will meiner Berichterstattung nicht vorgreifen.
Die Arbeit, die nun auf uns zukam, nahm kein Ende. Dennoch kam sie uns nach den Strapazen der letzten Monate wie eine Erholung vor. Unsere Kolonie wuchs. Wir tauften die Insel auf den Namen Pitcairn und die Leute von der Sturmvogel holten bald ihre Familien zu sich. Als der Sommer endlich kam, machten wir uns wieder auf den Weg in den Norden (diesmal allerdings fliegend), um nach dem Transporter zu suchen, den Hellinger seit Jahrzehnten ausgebeutet hatte. Mit den Ausrüstungsgegenständen, die uns in die Hände fielen, nachdem es uns gelungen war, in die Laderäume einzudringen, wurde die Insel Pitcairn nicht nur unabhängiger, sondern praktisch unangreifbar.
Endlich hatten wir das Beiboot, das inzwischen mit der Sturmvogel nach Pitcairn transportiert worden war, soweit. Nach fast einjähriger unfreiwilliger Verbannung auf Rorqual starteten David, Zandra, der junge Markham und ich Anfang Februar 2502 zur TASCA …
Claude Farrell:
Havarie auf Rorqual
Band II (2518 A.D.)
*
Roter Morgennebel wallte um die Landestützen des kleinen diskusförmigen Raumschiffs, das auf einem kleinen Plateau stand, gut hundert Meter von dem festungsähnlichen Gebäude entfernt, das die auf Rorqual festsitzenden Treiber spöttisch »Davids Burg« getauft hatten. In respektvollem Abstand zu den Düsen des Beibootes der TASCA hatten sich alle versammelt, die Terranauten und ihre neuen rorqualschen Freunde. Heute war der Tag der Entscheidung gekommen. David wollte mit dem reparierten Boot den ersten Start wagen. Schon seit Wochen drängte der Erbe der Macht auf einen Probeflug, aber Asen-Ger hatte strikt abgelehnt.
»Du mußt um jeden Preis die TASCA erreichen«, hatte der Logenmeister erklärt. »Dort gibt es alle Mittel zu einer vernünftigen Reparatur. Was wir hier an Ersatzteilen eingebaut haben, ist nur improvisiert und wird zum
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