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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kraft zu bewegen.
    Prideaux sagte sehr leise: »Wir könnten zum Boot stürmen und dafür sorgen, daß keiner dieser Wilden lebend davonkommt. Wie viele sind es? Höchstens zehn.« Er schlug die Augen nicht nieder, als Herrick ihn ansah. »Der Rest des Dorfes wird meinen, wir wären entkommen. Sobald wir in Sicherheit sind, könnten wir den Verwundeten Hilfe schicken.«
    Herrick musterte ihn, verabscheute ihn, weil er seine Gedanken gelesen hatte und wegen der Gleichgültigkeit, mit der er die zurückgelassenen Sterbenden preisgab. Und weil er fähig war, klar und ohne Sentimentalität zu denken.
    Hitzig entgegnete er: »Oder wir könnten sie gleich selbst umbringen, was? Würde alles leichter machen.«
    »Ach, um Gottes willen«, erwiderte Prideaux.
    Herricks Kopf wurde plötzlich leicht. Er fühlte sich verwegen. Er wandte sich den anderen zu. »Mal herhören, Leute. Ich beabsichtige Folgendes.« Sobald er angefangen hatte, stellte er fest, daß er nicht mehr aufhören konnte.
    »Wir warten noch kurze Zeit, bis sie das Boot repariert haben. Unser Boot.« Er spürte einen Kloß in der Kehle, als der Marinesoldat mit der Schulterwunde versuchte, über seinen dürftigen Scherz zu grinsen. »Dann brechen wir auf. Alle zusammen.« Seine letzten Worten schienen über allen hängen zu bleiben.
    Er fuhr fort: »Die eine Hälfte von uns wird kämpfen, die andere wird den Verwundeten helfen.«
    Er versuchte, nicht an den langen kahlen Abhang zu denken. Eine halbe Kabellänge. Über hundert lange, verzweifelte Schritte.
    »Und was dann, Sir?« Das war der Korporal.
    »Wir suchen nach der nächstgelegenen Insel, wo wir uns ausruhen können. Wo wir -«, er versuchte, sich nicht über die ausgedörrten Lippen zu lecken -, »Wasser finden.«
    Pyper warf ein: »Sie versuchen wieder, das Boot zu bewegen.«
    Sie spähten wieder über den Rand der Mulde, und Herrick sah das Boot auf den Brandungswellen tanzen. Drei der Eingeborenen arbeiteten innen, während die übrigen es, so gut sie konnten, ruhig hielten und die Suche nach weiteren Lecks weiterging.
    Sie müssen das Boot dringender brauchen, als ich angenommen habe, dachte Herrick.
    Nachdem er jetzt eine Entscheidung getroffen hatte, fühlte Herrick sich besser. Er hatte keine Vorstellung davon, wie vielen von ihnen es gelingen würde, zu entkommen, aber man konnte alles wagen, solange die einzige Alternative darin bestand, zusammengetrieben und wie wilde Tiere abgeschlachtet zu werden.
    »In Deckung!« Prideaux kroch hinauf zu einem seiner Leute, der landeinwärts deutete. Eine weitere Gruppe Eingeborener kam aus der Richtung vom Dorf, und diesmal waren es sehr viele mehr.
    Prideaux sah Herrick an. Er sagte nichts, aber in seinen Augen stand es so deutlich, als ob er es ausgesprochen hätte: Jetzt haben wir unsere letzte Chance.
    Herrick stand auf. »Nehmt eure Waffen auf. Ganz ruhig, Leute.« Er überprüfte seine Pistolen und lockerte seinen Degen. Dachte an Bolitho, an all die vielen ähnlichen Male.
    »Korporal, wählen Sie die besten Schützen aus.« Er sah Pyper an. »Sie bleiben bei Korporal Morrison und sorgen dafür, daß er geeignete Männer zurückläßt, um die Verwundeten zu tragen.« Er griff nach seinem Handgelenk.
    »Wir haben nicht viel Zeit.«
    Herrick schwirrte der Kopf von der raschen Folge der Ereignisse. Er versuchte, sich auf das Boot zu konzentrieren, auf die Entfernung bis dorthin. Wenn sie die Neuankommenden aufhielten, würden die Verwundeten und ihre Helfer von den Eingeborenen am Strand unten getötet werden. Wenn sie nach unten stürmten, mußten sie die Verwundeten zurücklassen.
    Er blickte in die schmalen Gesichtszüge Prideauxs. »Nun? Sie sind der Marinesoldat. Was soll ich tun?«
    Prideaux sah ihn überrascht an. »Jetzt angreifen. Lassen Sie zwei Scharfschützen bei den Verwundeten. Wenn wir das Boot genommen haben, kann der Rest von uns den Rückzug der Verwundeten decken. Die Angreifer vom Dorf bieten ideale Ziele, wenn sie den Abhang herunterkommen.« Seine Lippen verzogen sich zu einem knappen Lächeln. »So würde es ein Marinesoldat machen.«
    Herrick rieb sich das Kinn. »Das ist einleuchtend.« Er sah Pyper an. Sie alle. »Fertig, Leute.«
    Er musterte die blinkenden Bajonette, die gekreuzten Brustriemen mit dem Pulver und den Geschossen; die zusätzlichen Musketen, die geladen an jeder Schulter hingen, die noch eine tragen konnte.
    Er zog seinen Degen und sah den getrockneten Blutflecken auf der Klinge.
    »Mir nach!«
    In dem

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