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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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würgendes Hurra, als ob der Mann, der es ausbrachte, es sich vom Herzen reißen müßte.
    Herrick sagte rauh: »Bleiben Sie stehen, Mann! Nicht umdrehen!«
    Der Marinesoldat, von Schweiß geblendet, die Muskete mit dem aufgepflanzten Bajonett starr vor sich gerichtet, antwortete aus dem Mundwinkel: »Verlassen Sie sich auf mich, Sir.«
    Zögernd, unsicher zuerst, begann die vorderste Reihe der Eingeborenen zurückzuweichen. Als ein weiterer Knall die Luft erschütterte, machten alle kehrt und rannten anscheinend mühelos den Abhang hinauf.
    Erst dann drehte Herrick sich um.
    Dicht bei den vorgelagerten Felsen lag die Barkasse der Tempes t mit einer rauchenden Drehbasse in ihrem Bug. Wo die Kartätschenladung eingeschlagen hatte, wußte Herrick nicht, aber es war ihm auch gleichgültig. Sie mußte in die Luft abgefeuert worden sein, denn hätten sie auf den Abhang gezielt, wären mehr von seinen Leuten als von den Angreifern getroffen worden. Vielleicht hatten der Knall und der Anblick der Barkasse, in deren Kielwasser das große Boot der Tempes t folgte, genügt.
    Herrick ging zu dem Marinesoldaten und klopfte ihm auf die Schulter. »Das war sehr tapfer.«
    Zusammen liefen sie zum Wasser hinunter, wo Leute aus den Booten sprangen, um die anderen zu stützen und ihnen durch das seichte Wasser zu helfen.
    Bolitho stand ganz ruhig am Strand, die Hände an den Seiten, und wartete, bis sein Freund ihn erreichte. Doch im Innern sah er Herrick noch wie Augenblicke zuvor, als die Barkasse um die Felsen gebogen war, nachdem der Schoner sie mit größter Geschwindigkeit hierher geschleppt hatte: Herrick, den Degen in der Hand, den Rücken der See zugekehrt, einen einzelnen Marinesoldaten an seiner Seite, so stand er und blickte dem Mob und dem sicheren Tod entgegen.
    Das war etwas, das er nie vergessen würde. Und nie vergessen wollte.
    Er packte Herricks Arm und sagte einfach: »Sie haben zu viel Mut, Thomas.«
    Herrick versuchte zu grinsen, aber seine Erschöpfung verhinderte es. »Sie sind gekommen, Sir. Ich habe es gewußt.« Er ließ den Kopf sinken. »Ich habe es ihnen gesagt.«
    Bolitho blickte ihn an, fühlte sich unfähig, ihm zu helfen, war schockiert, als er sah, daß Herricks Schultern bebten. Da s hab e ic h ih m angetan . Er sah sich auf dem Strand um, der jetzt, von den Toten abgesehen, leer war. Fü r nicht s und wiede r nichts.
    Pyper kam den Strand herauf. Er zögerte. »Alle in den Booten, Sir«, meldete er.
    Bolitho sagte zu Herrick: »Kommen Sie, Thomas. Hier können wir nichts mehr tun.«
    Sie fuhren an dem verlassenen Langboot vorbei, und nun endlich schien Herrick aus seinem Schock zu erwachen. Das Boot fing wieder an zu sinken. Die primitiven Reparaturen waren von den rauhen Wellen schon wieder zerschlagen.
    Heiser sagte er: »Das verdammte Ding wäre ohnehin gesunken.« Er sah Bolitho fest an. »Das wäre dem verdammten Prideaux nur recht geschehen.«
    Bolitho war der letzte, der in die Barkasse kletterte. Er hielt inne, die Wellen umspülten seine Hüften, klatschten den alten Degen gegen seinen Schenkel. Eines Tages würde er Tuke stellen. Kein Trick, keine Hinterlist konnten ihn dann retten.
    Er ließ es zu, daß Allday ihn an Bord zog.
    Aber diesmal war es eine Niederlage gewesen.

»Macht das Beste daraus!«
    James Raymond ignorierte die Matrosen, die über dem Ächterdeck Sonnensegel ausspannten, während andere Boote zu Wasser ließen. Innerhalb weniger Minuten, nachdem die Tempes t in der Bucht geankert hatte, war er an Bord gekommen, nahezu außer sich vor Wut.
    Bolitho beobachtete ihn grimmig, erkannte seine Bemühungen, sich selbst ein Bild von dem zu machen, was sich zugetragen hatte. Das war nicht schwierig, besonders nicht für jemanden, der so weit und oft gereist war wie Raymond.
    »Ich kann das einfach nicht hinnehmen. Ich will nicht glauben, daß ein Schiff des Königs, noch dazu eine Fregatte mit sechsunddreißig Geschützen, von einem verdammten Piraten getäuscht und beinahe versenkt worden ist.«
    Es hat keinen Sinn, mit ihm zu argumentieren, dachte Bolitho müde. Es gab genug zu tun, auch ohne den Versuch, Raymonds Ansicht zu ändern. Eine Ansicht, die er sich schon seit einiger Zeit gebildet hatte und an der er festhielt. Wahrscheinlich seit sein Ausguck das zurückkehrende Schiff wahrgenommen hatte. Der kleine Schoner war vorausgefahren, um ihn vorzubereiten. Dann hatte die Silhouette der Tempest , in der die fehlende Maststenge eine unübersehbare Lücke geschaffen hatte,

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