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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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Hunt - und auch Joel -, dass die vertrauten Klischees einfach nicht zutrafen. Edward war ein Freund der klassischen Musik, ein richtiger Liebhaber. Und er hörte nicht nur die alten Klassiker, sondern auch Ausgefalleneres - Monk, Lentz, Reich, Andriessen und andere Komponisten, von denen Hunt bisher nicht einmal die Namen gehört hatte, geschweige denn, dass er ihre Musik verstünde. Und Jorge las mehr als jeder andere, den Hunt jemals kennen gelernt hatte - nicht nur die üblichen Bestseller, sondern auch obskure Autoren aus Südamerika, deren Werke in den USA noch gar nicht auf dem Markt waren. So seltsam es erscheinen mochte: Die beiden Baumbeschneider kamen Intellektuellen viel näher als Hunt oder Joel oder jemand von deren Berufskollegen aus der Vorstadt - nicht, dass die beiden es jemals zugegeben hätten.
    Die Welt war schon sonderbar. In gewisser Hinsicht war Hunt in einem Elfenbeinturm aufgewachsen: Sohn eines Bibliothekars und einer Lehrerin am Junior College, und trotz aller Bemühungen, ein Weltbild zu entwickeln, das so demokratisch wie möglich war, hatte er tief in seinem Innern immer ein gewisses Klassendenken besessen, hatte körperlich hart arbeitenden Menschen und der »ungebildeten Masse« einen gewissen Geschmack und gewisse Merkmale zugeschrieben, den »er und seinesgleichen« nicht aufwiesen. Er hatte erst selbst einen Job annehmen müssen, bei dem es um körperliche Arbeit ging, um in dieser Hinsicht eines Besseren belehrt zu werden und zu begreifen, dass Vorurteile und vorgefasste Meinungen tatsächlich so unzutreffend und schädlich waren, wie es immer gerne behauptet wurde.
    Auch seine Arbeit als Baumbeschneider überraschte ihn stets aufs Neue. Pima County war so groß und die Vegetation so abwechslungsreich, dass Hunt immer wieder in Gegenden arbeitete, die völlig neu und fremdartig für ihn waren. Natürlich gab es einen gewissen Zeitplan und bestimmte Gebiete - etwa die Stadtmitte -, die regelmäßig aufgesucht werden mussten, doch dieser Zeitplan war so angelegt, dass sämtliche Baumbeschneider-Trupps sich darin abwechselten, und wenigstens ein paar Mal jeden Monat waren sie in sehr abgelegenen Gegenden unterwegs, die man nur über selten befahrene Straßen erreichte.
    Der sonderbarste Ort, den Hunt bisher gesehen hatte, war der »Knast«. Zumindest nannten Edward und Jorge ihn so. Tatsächlich wusste niemand, wozu dieses Gebäude wirklich diente. Es lag im Südosten der Stadt, nahe den Überresten einer alten Geisterstadt, am Grunde eines ausgedienten Wasserreservoirs, doch nun war es nur noch eine knochentrockene Grube, von Wüstenvegetation überwuchert und von dicht wachsenden Mesquitebäumen umstanden. Die Dürre des letzten Jahres hatte dafür gesorgt, dass das gesamte Gebiet als Brandrisiko eingestuft worden war, und nun sollten Hunt und seine Kollegen die Bäume dort ausdünnen; später in der Woche würde ein anderer Trupp kommen, um das vertrocknete Unterholz zu entfernen.
    Doch zuerst wurde Hunt von Edward und Jorge einen steilen Kiesweg hinuntergeführt, geradewegs in die Grube hinein, in der dichte, dornige Disteln hüfthoch ein sonderbares Steingebäude umrankten, das nur wenig größer war als ein Toilettenhäuschen. Es hatte keine Fenster, und die Tür - ein verrostetes Rechteck zahlreicher, einander überkreuzender Eisenstangen - war in halb geöffnetem Zustand festgerostet. Innen waren die Wände völlig mit Moos überzogen, und der Boden war feucht und voller Algen, als befände sich das kleine Gebäude oberhalb einer Quelle, aus der immer wieder Wasser aufstieg und für Feuchtigkeit, Fäulnis und Moder sorgte.
    »Wir haben immer noch nicht rausgekriegt, warum es den Knast hier überhaupt gibt«, sagte Jorge. »Offensichtlich ist er sehr alt, wahrscheinlich so alt wie diese Geisterstadt, aber zu der Zeit muss es hier unten Wasser gegeben haben.«
    Edward versuchte, die Tür weiter zu öffnen. »Ich glaube, die haben Leute da drin eingesperrt, wenn der Wasserstand niedrig war, und sie dann drin gelassen, wenn der Wasserspiegel gestiegen ist, um sie zu ersäufen. Hexen und so.«
    Jorge nickte. »Schon möglich.«
    Es war noch früh am Morgen, aber schon heiß, und so stapften sie den Pfad wieder hinauf, zu ihren Wagen zurück. Der »Knast« ging Hunt den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf, doch aus irgendeinem Grund erzählte er Beth nichts davon.
    Beth und er waren einander näher denn je. Ihre Beziehung entwickelte sich immer weiter und immer besser, fast wie eine

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