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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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seine Frau zu retten, als er die Chance gehabt hatte.
    Die Lampe neben dem Bewegungsmelder über der Küchentür flammte auf, als er sich näherte.
    Und dann sah er den Versicherungsvertreter.
    Wie angewurzelt blieb Brian stehen.
    Der Mann stand neben dem geborstenen Küchenfenster, aus dem nun dichte Rauchschwaden quollen; anfangs hatten sie sich in der Nacht aufgelöst, doch allmählich schwängerten sie auch hier die Luft. Der Mann trug einen Mantel, der fast aussah wie ein Trenchcoat, und dazu einen weichen Filzhut. Auch wenn er in dieser Kleidung aussah wie ein Privatdetektiv aus einem Schwarzweißkrimi aus den Vierzigerjahren, wirkte es doch nicht fehl am Platze ... und zum ersten Mal begriff Brian, dass der Versicherungsvertreter tatsächlich aus einer anderen Zeit zu stammen schien.
    Und das war schon immer so gewesen.
    »Tss, tss«, sagte der Vertreter.
    Verrückterweise schoss Brian der Gedanke durch den Kopf, dass er noch nie jemanden wirklich »Tss, tss« hatte sagen hören. Das war eine dieser Phrasen, die man immer nur in Büchern las, aber nie im wahren Leben hörte, und tatsächlich klang es gekünstelt und spöttisch aus dem Munde des Versicherungsvertreters.
    Nancis verbrannter Leib lag zu seinen Füßen, zuckte noch ein wenig.
    Brian fühlte sich, als hätte jemand ihm die Faust in den Magen gedroschen. »Nein ...«, brachte er mühsam heraus.
    »Ja.«
    »Das ist nicht ...«
    »Leider doch.«
    »Ich wollte es doch morgen abschicken!«, kreischte Brian. »Ich habe den Scheck schon geschrieben! Es steckt in meiner Brieftasche!«
    »So ein Pech aber auch«, sagte der Vertreter. »Wirklich eine Schande.«
    Brian ließ sich auf den Boden fallen, unmittelbar neben seine Frau. Sie war dermaßen verbrannt, dass er sie kaum noch erkannte. Aus der Nähe konnte er das Blut unter den verkohlten Hautschichten sehen, sah das feine Zucken der Muskeln. Zwischen dem, was von ihren verbrannten Lippen übrig war, drang kein Laut hervor, und irgendwie war dies das Schlimmste von allem. Nanci starb unter entsetzlichen Schmerzen, doch sie konnte nicht schreien. Ihre Kehle war versiegelt. Brian wollte sie festhalten, wollte ihr Trost spenden, doch er wusste, dass er es nicht konnte. Er schluchzte, weinte, schrie. »Nein!«
    Der Versicherungsvertreter tippte sich an die Hutkrempe und trat in den Vorgarten, hinaus in die Dunkelheit, während nun die Wagen der Feuerwehr eintrafen. »Es war mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen.«

SECHS

1.
    Die Zeit verstrich.
    Hunt erhielt das Angebot, in der Bezirksverwaltung aufzusteigen und in einem schmucken Büro zu arbeiten, statt weiter draußen beim Baumbeschnitt, doch zu jedermanns Erstaunen - von ihm selbst abgesehen - lehnte er ab. Es war sonderbar, aber Hunt hatte festgestellt, dass ihm die Arbeit wirklich Spaß machte. Außerdem verdiente er genug, dass er und Beth mit ihrem gemeinsamen Einkommen sehr gut zurechtkamen. Er sah keinen Grund, sich umzustellen.
    Es war beinahe so, als würde er zwei unterschiedliche Leben führen. Das Leben vor der Scheidung und das nach der Scheidung. Vorher hatte er ein großes Haus in der Vorstadt in Südkalifornien gehabt, und dazu einen relativ gut bezahlten Techniker-Job bei einem multinationalen Konzern, und nun lebte er im Haus seiner Freundin und verrichtete körperliche Arbeit für das Pima County.
    Aber es war schön. Hunt hatte nie zu den »Zurück-zur-Natur«-Typen gehört, die sich nach einer ländlichen Idylle sehnten, die es gar nicht gab. Doch Hunt empfand es als erfrischend und regelrecht belebend, in der freien Natur zu arbeiten und endlich wieder saubere Luft atmen zu können - nach all den Jahren in der Metropole Los Angeles, in der man einen klaren Tag daran erkannte, dass man durch den Smog gerade noch die umliegenden Berge erkennen konnte.
    Außerdem mochte Hunt seine Kollegen wirklich.
    Das war ganz anders als bei Boeing. Damals war es ihm völlig egal gewesen, dass er vermutlich keinen seiner Kollegen jemals wiedersehen würde. Zwar hatte es dort niemanden gegeben, den Hunt gehasst hätte, und mit den meisten Kollegen war er gut ausgekommen, aber echte Freundschaften hatte er nicht geschlossen; es hatte niemanden dort gegeben, der ihm wirklich nahegestanden hätte. Seine Kollegen waren allenfalls Bekannte gewesen, aber keine Freunde.
    Edward und Jorge hingegen waren echte Freunde. Sie unternahmen gemeinsam Dinge, verbrachten manches Wochenende zusammen, besuchten einander zu Hause. Am meisten überraschte es

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