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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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Herz hämmerte, doch sie ging um die Theke herum und an ihm vorbei, öffnete die Eingangstür und klimperte mit dem Schlüssel, den sie bereits in der Hand hielt. »Die kann ich mir im Augenblick nicht leisten.«
    »Sie können es sich nicht leisten, diese Versicherung nicht abzuschließen.«
    »Ich kann es mir nicht leisten«, wiederholte Dolores, diesmal mit festerer Stimme. »Und der Laden ist jetzt geschlossen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
    Er nickte ihr zu, auf eine Art und Weise, die respektvoll sein mochte, aber genauso gut auch herablassend. »Also gut«, sagte er. »Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.« Er lächelte ihr zu, nickte und trat auf den Bürgersteig hinaus.
    Rasch schloss Dolores die Tür hinter ihm ab. Ihre Handflächen waren schweißnass, ihr zitterten die Hände. Sie musste mehrmals tief durchatmen, um genügend Luft in die Lunge zu saugen, als hätte sie mehrere Minuten lang den Atem angehalten. Auf dem Tresen, das bemerkte sie erst jetzt, hatte der Vertreter eine Broschüre liegen lassen, in der für »Betriebsversicherungen für Kleinstbetriebe« geworben wurde. Dolores knüllte sie zusammen und warf sie in den Papierkorb.
    Dann nahm sie wieder den Kassenabschluss-Ausdruck aus der Stahlkassette und rechnete die Beträge dieses Mal wirklich zusammen - nicht, dass es viel zusammenzurechnen gegeben hätte. Dann überprüfte sie noch einmal das Bargeld, ehe sie alles wieder in die Kassette legte, das Licht ausschaltete und durch den Hintereingang des Ladens hinausging. Die Kassette und ihre Handtasche legte sie in ihren Wagen, überprüfte jeweils zweimal die Vorder- und die Hintertür, um sicherzugehen, dass wirklich alles abgeschlossen war. Dann machte sie sich auf den Heimweg.
    Erst als sie die Auffahrt zu ihrem Apartmentkomplex erreicht hatte, begriff Dolores, dass sie die Kiste mit den Fawcett-Taschenbüchern aus der »Gold-Medal«-Ausgabe vergessen hatte, die sie einem Stammkunden zu einem geradezu unverschämt günstigen Preis abgekauft hatte. Dolores hatte Hunger und war müde und wollte sich eigentlich eine Lasagne aufwärmen, sich vor den Fernseher setzen und die Wiederholung von Friends anschauen. Aber wenn Dolores die Bücher nicht an diesem Abend mitnahm, würde sie sie frühestens morgen Abend bei eBay einstellen können, und sie benötigte so schnell wie möglich eine Finanzspritze.
    Das Internet war wirklich ein Gottesgeschenk, wenn es darum ging, Bücher mit Sammlerwert loszuwerden. Bücher, die Monate, vielleicht sogar Jahre in ihrem Laden gestanden hätten, ehe sie einen Käufer fänden, ließen sich jetzt innerhalb von Wochen, manchmal sogar Tagen verkaufen.
    Die Sonne ging nun rasch unter; die Rincons im Osten waren bereits im Dunkel der Nacht verschwunden, und die Tucson Mountains waren kaum mehr als ein schwarzer Schatten vor dem orange gefärbten Abendhimmel. Als Dolores zum Laden zurückkam, war es fast dunkel. Sie stellte den Wagen gleich am Bürgersteig ab, weil sie keine Lust hatte, bei Nacht durch die Nebenstraße zu fahren und das Auto auf den kleinen Parkplatz dahinter zu setzen.
    Sie stieg aus und schloss die Tür ab. Erst da sah sie die Bewegung im Laden.
    Wie angewurzelt blieb sie stehen und starrte vom Bordstein aus in ihr Geschäft hinein, durch das Schaufenster hindurch ... und plötzlich klopfte ihr Herz so heftig, dass sie spürte, wie ihr das Blut in den Ohrmuscheln pulsierte. In ihrem Laden wütete eine Bande von vier Jugendlichen. Ganz offen, sodass jeder, der vorbeiging, es hätte sehen können, warfen sie sich quer durch den Laden Bücher zu, rissen Seiten heraus und stießen den Inhalt ganzer Regalbretter auf den Fußboden. Nur dass es gar nicht alles Jugendliche waren: An der Wand dem Eingang gegenüber stand ein stämmiger Mann mit auffallend schlechter Haltung und einem altmodischen Hut mit breiter Krempe. Über die Entfernung konnte Dolores sein Gesicht nicht erkennen - sie sah kaum mehr als seine Silhouette -, doch sie wusste, dass dieser Mann älter war als der Rest der Bande und dass er diese Zerstörungsorgie initiiert hatte.
    Dolores wollte in den Laden stürzen, sich den Baseballschläger schnappen, der stets hinter dem Tresen lag, wollte auf die Mistkerle einprügeln und sie anschreien, sie sollten auf der Stelle ihren Laden verlassen.
    Wahrscheinlich hätte sie genau das auch getan.
    Doch der Mann mit dem Hut machte ihr Angst.
    Er ängstigte sie auf die gleiche Art und Weise wie der Versicherungsvertreter,

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