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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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wollen. Vielleicht sollten wir es genauso halten.«
    »Ein Spukhaus«, sagte Beth und wiederholte seine eigenen Gedanken. »Wir wohnen in einem Spukhaus.«
    »Scheint so.« Er schaute sie an. »Was willst du machen? Es verkaufen und woanders hinziehen?«
    »Nein«, sagte Beth, dachte dann aber noch einmal nach. »Jedenfalls noch nicht.«

NEUN

1.
    Die ganze Woche war Steve ihnen allen gewaltig auf den Zeiger gegangen, und Hunt war dankbar, als endlich der Freitag kam. Auf dem Heimweg fuhr er zum Tanken. Auf der anderen Straßenseite war ein Waffle House; während Hunt den Tank füllte, schaute er hinüber und fragte sich, wer wohl um diese Uhrzeit Waffeln essen mochte. Leute auf Nachtschicht, vermutete er. Lastwagenfahrer und Lokführer. Dann schaute er zu dem Obdachlosen hinüber, der Zeitungen auf der Verkehrsinsel verkaufte, mit der die beiden Fahrbahnen der Nord-Süd-Straße geteilt wurden, und dann zur Bushaltestelle vor dem Circle K. Er runzelte die Stirn. Zwei Frauen saßen auf der Bank und warteten auf den Bus; eine der beiden kam ihm sehr bekannt vor. Hunt erkannte weder die Kleidung noch die Frisur, doch etwas an der Art und Weise, wie sie die Schultern hielt, die Kopfhaltung ...
    Die Frau drehte sich nach links und zeigte ihm ihr Profil.
    Es war Eileen.
    Seit der Scheidung hatte Hunt sie nicht mehr gesehen, hatte nicht einmal in Erwägung gezogen, dass auch sie nach Tucson würde zurückkehren können. Doch da war sie, in einer der ärmlicheren Gegenden der Stadt, und schien auf den Bus zu warten.
    Eileen wirkte alt und unglücklich, und das verschlechterte Hunts eigene Stimmung. Vermutlich hätte es seine Stimmung auch gedrückt, hätte sie blendend ausgesehen, mit einem neuen Mann und einem Baby im Schlepptau ... doch aus irgendeinem Grund war das hier noch schlimmer. Hunt hatte nicht gedacht, dass er sich noch um Eileen würde sorgen können, nicht nach dieser unschönen, erbitterten Trennungsgeschichte, doch offensichtlich war das sehr wohl der Fall. Einmal vertraut, immer vertraut, vermutete er, und unwillkürlich musste er daran denken, wie es mit ihnen beiden angefangen hatte, in diesem letzten Jahr an der High School. Sie waren zum »Paar, das wahrscheinlich am längsten zusammen bleibt« gewählt worden, und tatsächlich hatten sie jeden Augenblick gemeinsam verbracht. Eileen war schön und intelligent gewesen, Hunt beliebt und ehrgeizig, und sie beide waren jung. Die ganze Zukunft lag noch vor ihnen.
    Jetzt war Eileen eine Frau mittleren Alters, und sie war allein. Hunt wurde die Frage nicht los, ob ihr Leben heute wohl anders aussehen würde, wenn sie zusammengeblieben wären. Oder wenn sie einander nie kennen gelernt hätten. Es war unmöglich zu sagen, wie viel Einfluss eine Person auf eine andere hatte; vielleicht wäre alles so oder so gekommen, wie es war. Doch Hunt hatte seine Zweifel. Vor seinem inneren Auge sah er das kluge, hübsche junge Mädchen vor sich, und es schmerzte ihn so sehr, dass er beinahe in Tränen ausgebrochen wäre.
    Der Bus kam, gerade als der Tank seines Wagens voll war und die Automatik der Zapfsäule den Benzinfluss unterbrach. Hunt schaute zu, wie Eileen aufstand, ruhelos die Stufen hinaufstieg und im Bus verschwand; regungslos blieb er stehen, als der Bus sich wieder in den Verkehr einordnete und nach Osten fuhr. Erst als Hunt den Bus aus den Augen verloren hatte, hängte er die Zapfpistole ein, schraubte den Tankdeckel zu und ging bezahlen.
    Dann fuhr er nach Hause zu Beth.
    Und hielt sie ganz fest.
    Rollender Donner und das Tropfen von Wasser im Schlafzimmer weckten sie.
    Das Dach war undicht! Hunt setzte sich im Bett auf, blickte zum Digitalwecker auf der Kommode und versuchte, die Uhrzeit abzulesen. Halb drei? Halb vier? Neben ihm schaltete Beth die Lampe auf ihrem Nachttisch ein. Hunt stand auf, um den Lichtschalter umzulegen ... und rutschte fast in der Wasserlache aus, die sich auf dem Hartholzboden gesammelt hatte.
    »Ach du Schande!«, rief er und umklammerte gerade noch rechtzeitig einen Bettpfosten. Dann stieg er auf Zehenspitzen durch die Wasserlache, die erstaunlich tief war - das musste schon eine ganze Weile so gehen -, und wollte gerade die Deckenlampe einschalten, als Beth ihm sagte, er solle das bloß lassen. Hunt drehte sich um und schaute zu der Stelle, auf die Beth deutete. Selbst im matten Schein ihrer Nachttischlampe konnte er erkennen, dass der Regen an zwei Stellen durchs Dach kam: über dem Lehnsessel in der Ecke des Zimmers und neben

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