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Fieber - Horror

Fieber - Horror

Titel: Fieber - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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entsetzlichen, höllischen Tag bestand darin, dass sie von Hunts Unschuld absolut überzeugt war. Sie verspürte nicht den Hauch eines Zweifels.
    Und ebenso sicher war sie sich, dass dieser Versicherungsvertreter irgendetwas mit diesen erlogenen Anschuldigungen zu tun hatte. So verrückt es für einen Außenstehenden auch klingen mochte: Sie beide zweifelten nicht einen Augenblick daran, dass man ihnen hier nur einen Denkzettel verpassen wollte, dass sie dafür bestraft wurden, eine Versicherung nicht abgeschlossen zu haben, die sie nicht wollten und an deren Wirksamkeit sie nicht geglaubt hatten.
    Das war ihr eigentliches Vergehen. Sie hatten nicht geglaubt. Deshalb mussten sie nun diese Tortur durchstehen; deshalb wurden sie drangsaliert.
    Warum hatte sie nicht von Anfang an auf Hunt gehört? Warum hatte sie diesen Vertreter überhaupt ins Haus gelassen? Warum hatte sie darauf bestanden, unbedingt eine Versicherung bei ihm abzuschließen?
    Beth kuschelte sich auf dem Sofa an Courtney. Die Katze schnurrte und drückte Beth die feuchte Schnauze gegen die Hand.
    Ob nun aus Verlegenheit oder aus dem Bedürfnis heraus, seine Familie nicht mit derartigen Problemen zu belasten, hatte Hunt Beth ausdrücklich verboten, seine Eltern anzurufen. Und auch, wenn Beth es ihnen unbedingt erzählen wollte und genau wusste, dass die beiden sofort gekommen wären, um für ihren Sohn da zu sein - und wahrscheinlich jede Menge dringend benötigte Erfahrung in dieses Gefecht hätten einbringen können -, achtete Beth seine Wünsche und unterließ es, sie zu informieren, auch wenn sie wusste, dass es falsch war.
    Und so war sie jetzt ganz alleine im Haus.
    Nur sie und Courtney.
    Und das Gästezimmer.
    Das Gästezimmer hatte in den letzten beiden Nächten eine geradezu mystische Bedeutung erhalten. Beth machte es nicht direkt für das verantwortlich, was hier geschah, doch es war ein Symbol für alles, was passieren konnte - ein Symbol dieses widernatürlichen, paranormalen Reiches, das den Versicherungsvertreter und alles umfasste, was er mitgebracht hatte.
    Weil es in diesem Zimmer spukte.
    Das hatte Beth nie aus den Augen verloren. Tag und Nacht war sie sich dessen bewusst, besonders in den letzten beiden Nächten, die sie alleine im Haus verbracht hatte. Einen Großteil der Zeit hatte sie in der Küche verbracht, so weit vom Gästezimmer entfernt wie nur möglich; und wenn sie abends zu Bett ging, ließ sie im Bad das Licht brennen, den Fernseher im Wohnzimmer laufen und die Tür zum Gästezimmer geschlossen und verriegelt. Auch jetzt hielt Beth sich nur deshalb im Wohnzimmer auf, weil Courtney dort war, und sie war so nervös, dass sie immer wieder zum Flur hinüberschaute und sich wünschte, sie hätte dort das Licht eingeschaltet, ehe die Sonne untergegangen war.
    Das Telefon klingelte, und sie zuckte heftig zusammen. Mit zitternder Hand griff sie nach dem Hörer und wollte schon »Hallo« sagen, als sie am anderen Ende der Leitung etwas hörte, und das war keine Stimme. Es war noch nicht einmal menschlich. Es war ein leises Pfeifen, wie ein fast leerer Teekessel. Beth stand auf und ließ den Hörer fallen, zog sich langsam vom Telefon zurück.
    Aus dem Gästezimmer rief jemand an.
    Aber im Gästezimmer gab es kein Telefon.
    Aus dem hin- und herbaumelnden Hörer und vom anderen Ende des Flures - in Stereo - hörte sie, wie der pfeifende Laut sich langsam zu immer schrilleren Tonhöhen aufschwang. Vor dem geistigen Auge sah Beth das Gesicht, das sie aus dem Spiegel kannte: das Gesicht eines stämmigen Mannes mit schlechter Haltung, der einen altmodischen Hut mit breiter Krempe trug. Beth zweifelte nicht daran, dass sie genau diese Gestalt im Spiegel sehen würde, wenn sie sich jetzt ein Herz fasste und ins Gästezimmer spähte.
    Die Gestalt würde hinter ihr im Türrahmen stehen, so wie immer.
    Die Gestalt lebte in ihrem Haus.
    Wen sollte Beth anrufen? Was konnte sie tun?
    Plötzlich hörte sie ein Klopfen an der Haustür, und dieses Mal zuckte sie nicht nur zusammen, sie schrie auf.
    »Ich bin es nur«, verkündete die Stimme von der anderen Seite der Tür. »Ihr Versicherungsvertreter! Darf ich hereinkommen und mit Ihnen sprechen?«
    Wie groß ist die Möse Ihrer Frau?
    Sie dachte über das nach, was Hunt ihr erzählt hatte, und ihre Furcht steigerte sich noch. »Nein! Gehen Sie weg!«
    »Ich dachte, das wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um über Ihren Bedarf an weiteren Versicherungen zu sprechen.«
    Ein guter Zeitpunkt?
    Beth

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