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Fillory - Die Zauberer

Fillory - Die Zauberer

Titel: Fillory - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lev Grossman
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Schulter, fast schon väterlich. »Ich bin der Einzige, der dich versteht.«
    Quentin schwieg. Man konnte James beneiden, aber hassen konnte man ihn nicht. Er war nicht nur attraktiv und klug, sondern hatte auch ein weiches, gutes Herz. Mehr als jeder andere, der Quentin je begegnet war, erinnerte ihn James an Martin Chatwin. Aber wenn James ein Chatwin war, was bedeutete das für Quentin? Wer war er? Das wahre Problem im Umgang mit James war, dass er immer als Held aus allem hervorging. Wozu degradierte das seine Mitmenschen? Entweder zu Statisten oder zu Bösewichtern.
    Quentin drückte auf den Klingelknopf. Ein leises, blechernes Scheppern ertönte irgendwo in den Tiefen des düsteren Hauses. Ein altmodisches, analoges Klingeln. Quentin listete im Geiste noch einmal seine außerschulischen Leistungen auf, die persönlichen Ziele und so weiter. Er war in jeder Hinsicht hundertprozentig auf dieses Aufnahmegespräch vorbereitet, abgesehen von seiner gefrorenen Frisur vielleicht. Doch jetzt, wo er nur noch die reife Frucht all seiner Vorbereitungen ernten musste, hatte er plötzlich jegliches Interesse daran verloren. Es überraschte ihn nicht. Er war an dieses plötzliche Vakuum gewöhnt, das sich einstellte, wenn man sich abgemüht hatte, um etwas zu erreichen, direkt vor dem Ziel stand – und es dann nicht mehr wollte. Diese Leere erfüllte ihn nur allzu oft. Fast hatte es etwas Beruhigendes, mit welcher Vorhersehbarkeit sie eintrat.
    Der Hauseingang wurde von einer bedrückend spießigen Vorstadt-Gittertür versperrt. Orangefarbene und violette Zinnien blühten entgegen jeder gärtnerischen Logik in den schwarzen Beeten rechts und links neben der Eingangstreppe. Merkwürdig, dachte Quentin ohne einen Funken Neugier, dass sie sich bis in den November hinein gerettet haben. Er versteckte seine frierenden Hände in den Mantelärmeln und klemmte die Enden unter die Achseln. Bei dieser Kälte hätte man Schnee erwartet. Stattdessen begann es zu regnen.
    Fünf Minuten später regnete es noch immer. Wieder klopfte Quentin an und drückte dann leicht gegen die Tür. Sie öffnete sich einen Spalt und ein warmer Luftzug streifte ihn. Der heimelige, fruchtige Geruch eines fremden Hauses.
    »Hallo?«, rief Quentin. Er und James warfen sich einen kurzen Blick zu. Quentin stieß die Tür ganz auf.
    »Lass ihm lieber noch eine Minute Zeit.«
    »Wie kommt überhaupt einer auf die Idee, seine Freizeit für so etwas zu opfern?«, fragte Quentin. »Der ist garantiert pädophil.«
    Die Eingangshalle war dunkel und still. Orientteppiche dämpften jedes Geräusch. James, der draußen stehen geblieben war, lehnte sich noch einmal gegen die Klingel. Nichts rührte sich.
    »Ich glaube nicht, dass jemand zu Hause ist«, meinte Quentin, obwohl er sich nicht sicher war, ob James ihn überhaupt hören konnte. Gerade weil James ihm nicht folgte, wuchs sein Verlangen, tiefer in das Haus vorzudringen. Wenn der Leiter der Aufnahmegespräche sich tatsächlich als Wächter zum Zauberland Fillory erwiese, so dachte er, wäre es nur zu schade, dass er keine robusteren Schuhe trug.
    Eine Treppe führte nach oben. Links befand sich ein unbenutzt wirkendes Esszimmer für Besucher, rechts ein gemütliches Arbeitszimmer mit lederbezogenen Armsesseln und einem geschnitzten, mannshohen Holzschrank, der separat in einer Ecke stand. Interessant. Eine Wand war zur Hälfte mit einer alten Seekarte bedeckt. Sie war größer als er selbst und wurde von einer kunstvoll gezackten Kompassrose geschmückt. Er fuhr mit einer Hand über die Tapete, auf der Suche nach einem Lichtschalter. In einer Ecke stand ein Korbstuhl, aber er setzte sich nicht.
    Vor den Fenstern waren alle Jalousien heruntergelassen, doch das konnte die tiefe Dunkelheit nicht erklären. Diese glich eher einer finsteren Nacht, als sei in dem Moment, als er die Schwelle überschritt, die Sonne untergegangen oder eine Sonnenfinsternis eingetreten. Wie in Zeitlupe betrat Quentin das Zimmer. Gleich würde er hinausgehen und sich durch lautes Rufen bemerkbar machen. Nur noch eine Minute. Er musste wenigstens einmal nachsehen. Die Dunkelheit umgab ihn wie eine prickelnde elektrische Wolke.
    Der Schrank war riesig, so groß, dass man hineinklettern konnte. Er legte seine Hand auf den kleinen, angelaufenen Messinggriff. Der Schrank war nicht verschlossen. Ihm zitterten die Finger. Le roi s’amuse. Er konnte sich nicht beherrschen. Ihm schwindelte.
    Es war ein Barschrank, gut gefüllt mit einem

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