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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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zu tun? Hast du Tobias was getan? Hast du ihn ...«
    »Ich will dich nicht verlieren.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Was soll das heißen, du willst mich nicht verlieren? Soll das heißen, dass du jeden verschwinden lassen willst, der mir zu nahe kommt?« Ihre Stimme wurde schriller. »Hast du es getan?«
    »Ich habe dich beschützt.«
    »Mich beschützt?« Ihre Stimme überschlug sich. »Du nimmst mir die Menschen, die ich liebe und die mich lieben, und nennst es beschützen?« Resignation und Abscheu spiegelten sich in ihren Augen. »Ich hasse dich!«
    »Ich meine es gut mir dir«, sagte er noch einmal. »Ich will dich nicht an diesen Typen verlieren!« Seine Stimme wurde leiser. »Eher würde ich dich auch töten.«
    Ihre Miene versteinerte.
    »Mich auch töten? Dann hast du es also getan!«, stieß sie hervor. »Du hast ihn umgebracht!« Sie schrie noch lauter und schriller. »Du hast ihn getötet!« Ihre Stimme überschlug sich in einem kreischenden Crescendo. »Du hast ihn umgebracht!«
    »Schrei nicht so.«
    Jetzt kamen die Tränen. »Du bringst meinen Freund um, und ich soll nicht schreien?« Sie schlug mit den Fäusten auf ihn ein. »Du hast ihn umgebracht! Du hast ihn umgebracht!«
    Er musste etwas tun. Wenn sie das ganze Heim zusammenschrie und er zum Direktor musste, würde man Fragen stellen. Das durfte er nicht zulassen.
    »Du bist nicht mehr mein Bruder!«, kreischte sie. »Du bist ein ...« Wieder schlug sie auf ihn ein, die Wangen nass von Tränen, die Augen von Fassungslosigkeit und Abscheu erfüllt. »Du bist ein Monster!«
    »Dann verschwinde doch!«, fuhr er sie an und stieß sie grob nach hinten.
    Elisabeth verlor das Gleichgewicht und versuchte sich abzustützen, griff jedoch ins Leere. Ihr Kopf schlug mit einem hässlichen Geräusch auf den eisernen Bettpfosten und knickte mit hörbarem Knacken in einem grotesken Winkel zur Seite weg. Ein paar Sekunden lag der Körper zuckend auf dem Boden, der Kopf in bizarrer Haltung verdreht. Dann lag sie regungslos da und starrte mit leeren Augen zur Decke.
    »Nein!«, schrie Vladimir, nahm seine Schwester in die Arme, versuchte sie aufzuwecken, doch ihre Augen blieben ausdruckslos.
    War sie tot?
    War das Genick gebrochen?
    » Neiiin«, schrie er noch einmal, und ihm war, als wäre nicht einmal der Abgrund der Hölle groß genug, um all seinen Schmerz aufzunehmen.
    Was hatte er getan? Er hatte den einzigen Menschen getötet, der ihn je geliebt hatte.
    Mit letzter Kraft versteckte Vladimir die Leiche unter dem Bett, schaffte es gerade noch auf die Toilette, erbrach sich voller Ekel vor sich selbst und sank neben der Toilettenschüssel, in der sein Erbrochenes schwamm, bewusstlos zu Boden.

18.
    Julia klickte noch einmal durch die Seiten bei Dategate und blieb wieder bei dem hübschen Kerl von vorhin hängen, mit dem sie eben noch telefoniert hatte. Tommy, der in Wirklichkeit, seinem Xing-Profil zufolge, Thomas Zöllner hieß. Wo mochte er wohnen? Noch immer szenemäßig in Prenzlauer Berg in einer schicken Maisonettewohnung oder vielleicht schon auf dem Sprung in einen Bungalow in Zehlendorf?
    Bei XING war keine Privatadresse angegeben. Und bei seiner Firma nur ein Postfach. Na, egal. Es war auf alle Fälle vielversprechend.
    Julia blickte mit einem Auge auf den Fernseher, wo immer noch die Castingshow lief, Shebay. Eigentlich alles Durchschnitt, bis auf eine Kandidatin namens Andira. Julia musste zugeben, dass die Frau umwerfend aussah. Ihr Blick schweifte vom Fernseher wieder auf den Monitor. Klick. Wechsel zu Facebook.
    Ist deine Katze schon wieder da?, fragte eine Freundin.
    Nein, immer noch nicht, antwortete Julia.
    Katzen machen, was sie wollen, schrieb die Freundin.
    Sind ein bisschen wie Männer, antwortete Julia.
    In dem Moment hörte sie ein Kratzen an der Tür, gefolgt von dem vertrauten Miauen.
    Sie ist wieder da, tippte Julia noch schnell, bevor sie zur Tür ging.

19.
    Clara beobachtete MacDeath, wie er sich an der rumpelnden Kaffeemaschine im ersten Stock eine Tasse von dem schwarzen Gebräu einschenkte und den Inhalt durch seine Hornbrille misstrauisch betrachtete.
    »Earl Grey ist das nicht«, sagte Clara augenzwinkernd, während sie an ihrer Tasse nippte.
    MacDeath trank nun ebenfalls und verzog ein wenig das Gesicht. »Earl Grey ist es allerdings nicht«, sagte er. »Aber ich bin zu faul, jetzt noch Tee zu kochen, und ich brauche was zur Aufmunterung.« Er setzte sich auf den kleinen Tisch neben der Kaffeemaschine, auf dem ein

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