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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bezeichnung einfallen. Aber die ist nicht jugendfrei.«
    Eileen lachte ein wenig traurig.
    »Die kann mich am Arsch lecken«, sagte ich.
    »Etwas gewählter, bitte.«
    »Okay. Sie kann mich im Arsche lecken.«
    Jetzt lachte Eileen noch mehr, dann schüttelte sie den Kopf. »Es ist so schrecklich. Und es tut mir so leid.«
    »So läuft das eben.«
    »Ich kenne das.«
    Ich nickte. Mir war klar, dass sie ihre eigenen Erfahrungen gemacht hatte. Während meines ersten Jahrs in Willmington hatte ich Eileen ziemlich oft auf dem Campus gesehen. Ich wusste, wer sie war, dass sie Englisch als Hauptfach hatte und ein Jahr über mir war, und ich hatte gehört, dass sie mit ihrem Freund von der Highschool verlobt war. Ihr Verlobter wohnte allerdings nicht auf dem Campus. Er studierte an der University of California in Berkeley … mit dem Auto brauchte man von Willmington
aus ungefähr zwei Tage. Irgendwann bevor Holly und ich zusammenkamen, hatte der Typ Eileen den Laufpass gegeben. Danach sah man sie mit vielen verschiedenen Männern, aber mit keinem besonders lange.
    »Vielleicht sind wir beide so besser dran«, sagte sie.
    »Ich weiß nicht.«
    »Es ist nur blöd, dass diese Sachen immer so übel enden.«
    »Ich hab das Gefühl, alles endet so.«
    »Ach, ich weiß nicht.« Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich war immer sehr froh, wenn das Shakespeare-Seminar zu Ende ging, aber die Haarsträubende Hillary Hatchens …«
    »Das ist ein bisschen was anderes.«
    »Ich weiß. Du hast die guten Sachen gemeint. Beziehungen und so.«
    »Ja.«
    »Ich habe von Leuten gehört, die hinterher Freunde geblieben sind.«
    »Das ist Blödsinn«, sagte ich. »Wie können sie Freunde bleiben? Wenn sie sich lieben und der eine dem anderen in den Rücken sticht … ich glaub das nicht. Der Stecher will vielleicht die Freundschaft aufrechterhalten, aber nicht der Gestochene.«
    Eileen lachte leise. »Da ich selber eine Gestochene bin, muss ich dir wohl zustimmen. Mein Hauptgefühl für Warren ist Hass. Aber ich mag solche Gefühle nicht. Ich wünschte, es wäre anders. Und ich hasse die Vorstellung, du würdest Holly hassen.«
    »Verstehe.«

    Ich aß meinen zweiten Donut. Wenn auch ohne besonderen Genuss.
    Ebenso wenig genoss ich es, über Holly und zerbrochene Beziehungen zu reden.
    Als ich meinen Kaffee austrank, sagte Eileen: »Also, was meinst du? Möchtest du mit mir zurückfahren? Oder willst du die zehn endlos langen Kilometer zu deiner Wohnung lieber wandern?«
    Die Frage überraschte mich nicht gerade.
    Bis ich Eileen im Dandi Donuts getroffen hatte, war ich davon ausgegangen, zurückzulaufen … mit einem Umweg über die Franklin Street, um noch einen Blick auf das Haus des geheimnisvollen Mädchens zu werfen.
    Ich wollte wirklich nochmal bei dem Haus vorbeischauen, vor allem wegen der Möglichkeit, das Mädchen wiederzusehen.
    Ich wollte sie dringend wiedersehen.
    Aber ich konnte Eileen nicht zurückweisen. Ihr Angebot, mich nach Hause zu fahren, war ein unliebsames Geschenk, doch ich brachte es nicht übers Herz, es abzulehnen.
    »Ich würde gern mit dir zurückfahren«, sagte ich.
    Als ich ihren Gesichtsausdruck sah, war ich froh, das Angebot angenommen zu haben.
    Wir standen auf. »Möchtest du noch Donuts für unterwegs?«, fragte ich.
    »Nein, bloß nicht. Sonst verwandle ich mich in eine Tonne.«
    Draußen bogen wir um eine Ecke. Kein Mensch war in der Nähe. Die Luft hatte einen seltsam feuchten Geruch
angenommen, so wie sie es nur in den Stunden nach Mitternacht tat. Ich hörte das Rattern eines Einkaufswagens, aber es kam von weit her.
    Eileens Auto stand nicht direkt an der Division Street, deshalb hatte ich es auf dem Weg zum Donutshop nicht gesehen.
    Sie hatte es nicht abgeschlossen.
    Wir schnallten uns an, und sie startete den Motor. Als sie losfuhr, sagte ich: »Das ist auf jeden Fall angenehmer als Laufen.«
    »Stets zu Diensten, Sir.«
    Es ist besser so, sagte ich mir. Zum Haus des Mädchens zurückzukehren und einen weiteren Blick zu riskieren, wäre eine sehr schlechte Idee gewesen.
    Tue dir einen Gefallen und vergiss sie einfach.
    Eileen fuhr einmal um den Block, stieß wieder auf die Division Street und bog links ab.
    »Bist du hier langgekommen?«, fragte sie.
    »Ich bin rüber zur Franklin gegangen. Hier waren mir zu viele Leute mit ihren Hunden unterwegs und so.«
    »Vielleicht hast du deshalb so lange gebraucht.«
    »Ich bin eine Menge Umwege gelaufen.«
    »Hast du was Interessantes

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