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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Ecke und nahmen die letzten Stufen in Angriff.
    »In Sicherheit«, flüsterte ich.
    Eileen grinste.
    Auch wenn wir von den Fishers nicht mehr viel zu befürchten hatten, widerstrebte es mir, zu dieser späten Stunde in dem stillen Gebäude zu sprechen. Schweigend kamen wir im ersten Stock an und gingen über den Flur zu meiner Wohnungstür. Als ich den Schlüssel ins Schloss steckte, spürte ich Eileen dicht hinter mir, ohne dass sie mich tatsächlich berührte.
    Sie folgte mir hinein.
    Ein paar Lampen brannten. Ich hatte sie angelassen, als ich zu meinem Spaziergang aufgebrochen war.
    Ich schloss die Tür. Eileen legte eine Hand auf meine Schulter und flüsterte: »Dauert nur eine Minute.«
    »Du brauchst nicht mehr zu flüstern.«
    »Okay«, sagte sie eine Spur lauter.
    Dann nahm sie die Hand von meiner Schulter und entfernte sich. Das Badezimmer ging von einem engen Korridor ab, der zu meinem Schlafzimmer führte. Sie verschwand in dem Gang. Ein paar Sekunden später wurde die Tür zugeschlagen.

    Während ich auf sie wartete, sah ich mich schnell in der Wohnung um. Ich war nicht auf Besuch vorbereitet. Im Wohnzimmer herrschte ein Durcheinander aus Büchern, Zeitschriften, Notizbüchern, Stiften und anderem Zeug. Immerhin war es nicht schmutzig. Unordnung machte mir nichts aus, aber ich gab mir Mühe, meine Wohnung einigermaßen sauber zu halten. Für die Unterkunft eines allein lebenden männlichen Studenten, der sich das letzte Wochenende in seiner Verzweiflung gesuhlt hatte, sah es gar nicht mal übel aus.
    Ich konnte hören, wie Eileen pinkelte.
    Es war also nicht nur ein Vorwand gewesen.
    Ich ging zum Wohnzimmertisch, fand die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein.
    Ein Werbespot für Kondome: »… Sicherheit und Vergnügen gehören zusammen.«
    Ich schaltete um. In einem alten Schwarz-Weiß-Film rannte Lon Chaney Jr. durch den Wald. Aus seinem verängstigten und schuldbewussten Gesichtsausdruck schloss ich, dass es sich um Der Wolfsmensch handelte.
    Die Toilettenspülung wurde betätigt.
    Ich legte die Fernbedienung weg und sah dem armen, verfluchten Lawrence Talbot zu.
    »Läuft was Gutes?«, fragte Eileen, als sie ins Wohnzimmer kam.
    »Alle guten Sachen laufen zu dieser Zeit - in mitternächtlich toter Öd.«
    »Wo Kirchhöf’ gähnen«, ergänzte sie das Twain-Zitat. Dann gähnte sie selbst.
    Auch ich gähnte.

    Ansteckend.
    »Tja«, sagte sie, »dann geh ich jetzt mal. Danke, dass ich die Toilette benutzen durfte.«
    »Danke fürs Mitnehmen.«
    »War mir ein Vergnügen.« Sie ging zur Tür, doch statt sie zu öffnen, lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen und blieb mir gegenüber stehen. Dann streckte sie die Hand aus und strich mir über das Gesicht. »Kommst du klar?«
    »Sicher.«
    »Wirklich?«
    Ich zuckte die Achseln.
    » Ich bin mir da nicht so sicher«, sagte Eileen. Sie nahm ihre Hand von meinem Gesicht, sah mir aber weiter in die Augen. Ihr Blick war eindringlich und ernst. »Deshalb bin auch raus zu Dandi Donuts gefahren. Du hast so einen … verlorenen Eindruck gemacht.«
    »Das ist der passende Ausdruck.«
    »Ich will, dass es dir gutgeht, Ed.«
    »Danke«, murmelte ich.
    »Weil ich weiß, wie das ist.«
    »Ja.«
    »Jemanden zu verlieren, den man liebt.«
    Ich nickte.
    »Es ist hart. Es fühlt sich an wie das Ende der Welt.«
    »So in der Art.«
    »Aber das stimmt nicht. Es ist nicht das Ende der Welt. Das Leben geht weiter. Auch wenn es wehtut, machst du einfach weiter. Und dann passieren auch wieder gute Dinge. Der Schmerz wirkt nach, aber es gibt wieder Positives. Und irgendwann vergisst du den Schmerz.«

    »Wenn du es sagst.«
    »Ja. Und ich meine es auch so.«
    Und dann kam sie auf mich zu, legte ihre Arme um mich und küsste mich. Ihr Mund schmeckte nach Lippenstift, Kaffee und Donuts. Sie strich mit den Händen über meinen Rücken. Ich spürte durch unsere Kleidung, wie sie ihre Brüste an mich drückte. Dann schob sie ihre Hände unter die Rückseite meines Hemds, also ließ auch ich meine Hände unter ihr Hemd gleiten. Die Haut ihres Rückens war warm und weich, von der Taille bis zu den Schultern.
    Wo ist ihr BH geblieben?
    Sie musste ihn im Bad ausgezogen haben.
    Sie hat es geplant!
    Ich fragte mich flüchtig, wie viel sie geplant hatte und wie viel spontan geschehen war. Ein wenig ärgerte ich mich darüber, hereingelegt und manipuliert worden zu sein. Mir war vage bewusst, dass ich den Dummheiten ein Ende bereiten und sie freundlich hinausbitten sollte.
    Doch

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