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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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und Heinrick verzog gequält das Gesicht. Endlich fand ich die dünne Mappe mit dem Foto von Van Anders und den beiden Frauen. Ich zeigte es ihm. »Van Anders mit den Opfern des jüngsten Schlachtfestes.«
    Beim letzten Wort zuckte er zusammen und verlor erneut die Farbe. Seine Lippen wirkten blutleer. Kurz fragte ich mich, ob er gleich in Ohnmacht fallen würde. Bisher war mir noch keiner beim Verhör ohnmächtig geworden.
    Als er antwortete, brachte er nur ein Flüstern heraus. »Dann war er es.« Er ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken.
    »Brauchen Sie ein Glas Wasser? Oder etwas Stärkeres?«, fragte ich. Doch wenn ich ehrlich war, konnte ich ihm nichts Stärkeres bringen als schwarzen Kaffee. Verdächtigen Alkohol zu geben verstieß gegen die Vorschriften.
    Er hob langsam den Kopf. Er sah schrecklich aus. »Ich habe ihnen gesagt, dass er verrückt ist. Ich habe ihnen geraten, ihn nicht aufzunehmen.«
    »Wem haben Sie das gesagt?«, fragte ich.
    Er richtete sich ein wenig auf. »Ich habe wider besseres Wissen eingewilligt, herzukommen. Ich wusste, dass das Team übereilt aufgestellt worden war. Wenn man so eine Aufgabe zu hastig durchzieht, geht es schief.«
    »Was für eine Aufgabe?«, fragte ich.
    »Wir sollten Sie für einen Auftrag anwerben.«
    »Was für einen Auftrag?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle mehr. Ein paar von uns haben Sie gefilmt, wie Sie auf einem Friedhof einen Toten erwecken. Er sah nicht lebendig genug aus, um zu tun, was meine Auftraggeber wünschen. Er sah aus wie ein Zombie, und das reicht nicht.«
    »Reicht nicht für was?«, fragte ich.
    »Um in unserem Land den Leuten vorzutäuschen, ihr Anführer wäre noch am Leben.«
    »In welchem Land?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf, und das Gespenst eines Lächelns zog über seine Lippen. »Ich werde nicht lange hierbleiben, Ms Blake. Dafür werden meine Auftraggeber sorgen. Entweder sie setzen durch, dass ich ohne Anklage freigelassen werde, oder sie lassen mich beseitigen.«
    »Das scheint Sie nicht weiter zu beunruhigen«, sagte ich.
    »Ich glaube, ich werde auf freien Fuß gesetzt.«
    »Aber Sie sind sich nicht sicher.«
    »Im Leben ist nur wenig sicher.«
    »Ich weiß etwas, das sicher ist«, erwiderte ich.
    Er sah mich nur an. Ich glaube, er hatte mehr gesagt, als er sagen wollte. Von jetzt an würde er versuchen, gar nichts mehr zu sagen.
    »Van Anders wird heute Nacht wieder töten.«
    Seine Augen waren wie tot, als er sagte: »Ich habe jahrelang mit ihm zusammengearbeitet, bevor ich erfahren habe, was er ist. Ich hätte ihm nicht glauben dürfen, dass er sich beherrschen kann. Ich hätte es besser wissen müssen.«
    »Werden Ihre Auftraggeber Van Anders hier sich selbst überlassen, damit er noch mehr Menschen ermorden kann?«
    Er blickte mich wieder an, und ich wurde nicht ganz schlau aus seinem Gesicht: Entschlossenheit, Schuldbewusstsein und noch etwas anderes.
    »Ich weiß, wo Van Anders ist. Ich werde Ihnen die Adresse geben. Ich gehe davon aus, dass meine Auftraggeber ihn mittlerweile beseitigen wollen. Er ist zu einer Gefahr für uns alle geworden.«
    Wir bekamen die Adresse. Aber ich hetzte nicht etwa aus dem Verhörraum, denn mir war klar, dass ich, anders als im Film, bei der Festnahme nicht dabei sein durfte. Die Mobile Reserve würde die Show alleine bestreiten, St. Louis’ Variante der SWAT-Teams. Sobald man Leute hat, die mit Panzerwesten und vollautomatischen Waffen hineingehen können, sind wir anderen einfach deklassiert.
    Ich öffnete eine letzte Akte und zeigte ihm den Mann, der an der Wand gekreuzigt worden war. »Wieso haben Sie Van Anders das machen lassen? Es ist nicht sein Tatmuster.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Er würde es also abstreiten. Na gut. Selbst wenn es uns gelang, ihm die Tat nachzuweisen, bezweifelte ich, dass wir ihn bis zur Verhandlung festhalten könnten. »Wir wissen, dass Sie und Ihr Team es getan haben. Wir kennen sogar den Grund.« Falls Bradley die Wahrheit gesagt hatte.
    »Sie wissen gar nichts.« Er klang sehr überzeugt.
    »Ihnen wurde befohlen, ihn zu töten, weil er geflohen war. Vor Menschen wie Ihnen, und vor Menschen wie Van Anders.«
    Er sah mich an und wirkte beunruhigt. Er fragte sich, wie viel ich wusste. Viel war es nicht, aber vielleicht reichte es aus. »Wer hatte die Idee, ihn zu kreuzigen?«
    »Van Anders.« Er guckte, als hätte er etwas Saures geschluckt. Dann lächelte er flüchtig. »Das ist unwichtig, Ms Blake.

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