Fiona
Montgomery und den Zorn deines Bruders vergessen werde, wenn du dich weigerst. «
Gehorsam legte Fiona sich auf den Teppich und spürte die geschorene Wolle kitzelnd auf ihrer Haut, und als John sich über sie kniete, hielt sie den Atem an.
Grob drehte er sie auf den Bauch, schnitt ihre Fesseln durch, und ehe Fiona blinzeln konnte, hatte er schon die Ränder des Teppichs über sie geworfen und begann, sie darin einzuwickeln. Ihr blieb keine Zeit mehr zum Nachdenken. Sie war ganz von dem primitiven Instinkt beherrscht, sich die zum Leben nötige Luft zu schaffen.
Eine Ewigkeit schien sie da zu liegen, den Kopf in den Nacken gelegt, damit sie eher an die Luft herankam, die am oberen Ende des zusammengerollten Teppichs hereinsickerte. Als sie endlich bewegt und hochgehoben wurde, mußte sie wieder um Luft kämpfen, und als er sie über den Rücken des Pferdes warf, dachte sie, ihre Lungen würden zerspringen.
Johns Worte kamen gedämpft durch die gewebten Schichten des Teppichs. »Der nächste Mann, den du sehen wirst, wird Miles Montgomery sein. Denke daran, während wir zu ihm reiten. Er wird nicht so sanft mit dir umgehen wie ich. «
In gewisser Hinsicht taten diese Worte Fiona gut, weil die Vorstellung von Miles Montgomery, von seinen bösen Gewohnheiten, ihr Blut anregte und ihren Körper besser mit Luft versorgte. Und als sie die Stöße des Pferdes im Rücken fühlte, verfluchte sie die Montgomerys, ihr Haus, ihre Gefolgsleute — und sie betete für die unschuldigen Montgomery Kinder, die den Samen dieses unmoralischen Geschlechts weitertrugen.
Das Zelt von Miles Montgomery war eine großartige Angelegenheit: dunkelgrüner Seidentaft mit Goldbesatz, der Zelthimmel mit den Wappentieren der Montgomerys bemalt, die Standarte mit den goldenen Leoparden auf der Zeltspitze. Im Inneren waren die Wände mit hellgrüner Seide bezogen, ein paar zusammenklappbare Stühle standen dort, darauf Kissen aus blauem Samt und goldenem Brokat, ein großer Tisch in den die Montgomery-Leoparden geschnitzt waren, und an den entlegenen Wänden zwei Kojen, die eine davon übermäßig lang, beide mit den Pelzen langhaariger roter Füchse drapiert.
Vier Männer standen um den Tisch herum, zwei davon in der reichen Uniform der Montgomery-Ritter. Die Aufmerksamkeit der anderen beiden Männer galt einem ihrer Lehnsleute.
»Er sagt, er habe ein Geschenk für Euch, Mylord«, sagte der Ritter zu dem stummen Mann vor ihm. »Es könnte eine List sein. Was hätte Lord Pagnell zu bieten, das Ihr gerne als Geschenk entgegennehmen würdet? «
Miles Montgomery wölbte eine dunkle Augenbraue, und das genügte, daß der Mann vor ihm katzbuckelte. Zuweilen dachten die Männer, die neu in seinen Dienst getreten waren, daß sie sich Freiheiten herausnehmen konnten, weil ihr Meister noch so jung war.
»Könnte ein Mensch in diesen Teppich eingerollt sein? « erkundigte sich der Mann neben Miles.
Der eingeschüchterte Lehnsritter verrenkte den Hals, um zu Sir Guy aufschauen zu können.
»Ein sehr zierlicher Mensch vielleicht. «
Sir Guy sah auf Miles herunter, und die beiden schienen ihre Gedanken auszutauschen. »Schick ihn und sein Geschenk herein«, sagte Sir Guy dann. »Wir werden ihn mit gezogenen Schwertern empfangen. «
Der Lehnsritter ging und kam binnen Sekunden wieder zurück, mit gezogenem Schwert einen Mann vor sich hertreibend, der einen Teppich trug. Mit einem unverschämten Grinsen warf John sein Bündel auf den mit Teppichen ausgeschlagenen Boden, hob den Fuß und gab dem Teppich einen Tritt, daß er sich vor Miles Montgomerys Füßen entrollte.
Als der Teppich endlich stillag, starrten vier Männer mit offenem Mund auf das, was vor ihnen lag: eine nackte Frau mit geschlossenen Augen, lange dichte Wimpern, sanft gerötete Wangen, üppige Kaskaden aus honigblondem Haar, das sich über ihre Hüften und Oberschenkel ringelte. Sie hatte große, feste Brüste, herrlich gerundete Hüften unter einer winzigen Taille und lange Beine. Und ihr Gesicht war etwas, das die Menschen eigentlich nur im Himmel zu sehen erwarteten — ebenmäßig, wie gemeißelt und von einem ätherischen Ausdruck, der nicht von dieser Welt zu sein schien.
Mit einem triumphierenden Lächeln glitt John wieder unbemerkt aus dem Zelt.
Fiona, halb ohnmächtig von dem Mangel an Luft, öffnete langsam die Augen und sah vier Männer mit gezogenen Schwertern über sich stehen, die mit der Spitze auf den Boden zeigten. Zwei von den Männern waren offensichtlich
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