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Firebird

Firebird

Titel: Firebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ihm, was ich gehört und gesehen hatte.
    »Wo, genau, war er« , fragte der, »als es geschah?«
    »Caton Ferry.«
    »Caton Ferry …«
    »Im Epizentrum. Auf dem Ozean. Gleich nordwestlich von Kolandra.«
    »Okay.« Eine lange Pause setzte ein.
    »Willst du, dass ich mir das ansehe?«
    »Ich glaube, das wäre eine gute Idee. Es gibt eine Art Gedenkstätte für Cermak. Schauen wir mal, was die uns verraten kann.«

Zehn
    Ich wünsche meinem Bruder nur das Beste.
Ich möchte nur gern in der Lage sein,
ihm stets einen Schritt voraus zu sein.
    Josh Levins, Knechtschaft der Finsternis ,
1398
    Von ein paar erhalten gebliebenen Stellen abgesehen, ist der Memorial Park, der nun einen beachtlichen Teil des Landes auf der Westseite der Stadt zwischen dem Stadtzentrum und dem Meer belegt, der einzige Hinweis darauf, dass Caton Ferry vor einundvierzig Jahren von einem Erdbeben und einem Tsunami verwüstet worden war.
    Zum Zeitpunkt der Katastrophe hatte Caton Ferry etwa zehntausend Einwohner gehabt. Heute waren es erheblich mehr, und die Stadt hat sich wie so viele Küstenstädte zur Touristenfalle entwickelt. Big Apple Construction liefert die wirtschaftliche, die Kryzinski Universität die kulturelle Basis. Zudem verfügt die Stadt über die berühmteste Autorennstrecke des Planeten und ist Standort der zentralen Verwaltung dreier wichtiger Kirchen. So viel, so kommentierte der Atheist Wendel Kavich einige Tage nach dem Beben, zum vorgeblichen Einfluss der Kirchenleute auf Gott.
    Ich nahm mir ein Zimmer im Hotel Seeblick, das direkt neben dem Memorial Park lag, und schlüpfte in Freizeitkleidung.
    Der Park bestand vorwiegend aus säuberlich manikürten Rasenflächen, gestutzten Hecken und kleinen Hainen schattenspendender Bäume. Zwei von Globen beschirmte Bereiche warteten mit Ruinen auf. Auf Datentafeln wurden vor beiden Bereichen Bilder der Gebäude aus der Zeit vor der Katastrophe angezeigt.
    Es gab ein Theater, in dem zweimal täglich eine Dokumentation des Ereignisses gezeigt wurde, die den Titel Ta g de s H elde n trug. In einem L-förmigen Gebäude waren ein Andenkengeschäft, die Verwaltungsbüros und ein Museum untergebracht.
    Ich schlenderte in das Museum. Es war vollgestopft mit Ausrüstungsteilen, die die Feuerwehrleute und Rettungsteams während des Bebens benutzt hatten. Die KI, die den Einsatz koordiniert hatte, war ebenfalls hier ausgestellt und bereit, mit jedem zu sprechen, der eine Frage oder einen Kommentar loswerden wollte. Ich lauschte ein paar Minuten.
    »Wie«, fragte ein Jugendlicher, »hat es sich angefühlt, im Mittelpunkt von dem allen zu stehen? Hattest du Angst? Können KIs Angst bekommen?«
    »Ich habe mich beseelt gefühlt« , sagte die KI mit der Stimme eines älteren Mannes, »durch die heroischen Bemühungen jener, die zu Hilfe geeilt sind. Und ich spreche nicht nur von den professionellen Helfern, sondern auch von ganz gewöhnlichen Menschen, die ihr Leben riskiert haben, um ihre Freunde und Nachbarn zu retten. Hatte ich Angst? Ja. Ich wusste, wir sind in Schwierigkeiten.«
    »Hattest du Angst um dich?«
    »Ja, ich hatte Angst um uns alle.«
    Ein älterer Mann behauptete, das Ereignis nur knapp überlebt zu haben. »Ich war in einem Treppenhaus«, sagte er. »Es stürzte ein, und ich habe mir beide Beine gebrochen. Das Haus hat gebrannt, und da ist eine junge Frau aufgetaucht und hat mich rausgezerrt.« Er grinste und deutete auf seine Begleiterin. »Ich habe sie geheiratet.«
    »Sehr gute Wahl« , sagte die KI.
    Ein Bursche in der Uniform eines Flottenangehörigen erkundigte sich nach den Vorsichtsmaßnahmen. »Wie war es möglich«, fragte er, »dass alle von dem Ereignis überrascht wurden? Hätten die Politiker nicht mehr tun können?«
    »Wir haben den Vorteil, dass wir die Dinge im Nachhinein betrachten können« , sagte die KI. »Unter diesen Umständen ist es leicht anzunehmen, dass man hätte mehr tun können. Das eigentliche Problem war, dass wir geglaubt haben, einen Vorfall diesen Ausmaßes, der sich nicht im Vorfeld ankündigt, könne es gar nicht geben. Die Wissenschaft hat hier versagt.«
    Achtzehn Personen wurde in der Heldengalerie Anerkennung zuteil. Alle hatten im Zuge des Bebens ihr Leben gelassen. Ihre Bilder beherrschten zwei Wände. Sie waren jung oder alt, männlich oder weiblich, einige trugen eine Uniform, andere nicht. Unter ihnen war auch Eliot Cermak, attraktiv, ritterlich und furchtlos in dem Silber und Blau seiner Pilotenuniform. Unter dem Foto stand sein

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