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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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sich ihrer Meinung nach sein Kinn befinden mußte.
    »Äh …«, versuchte es Hogshead noch einmal. Er hatte das Gefühl, irgend etwas nicht so ganz verstanden zu haben. »Wächst ihm die Arbeit nicht manchmal über den Kopf, wenn er für so viele Menschen kochen muß?«
    »Wieso denn? Ich helfe ihm doch.«
    »Großartig. Und wer noch?« Firkin kam der Sache jetzt schon etwas näher.
    »Niemand. Nur ich«, erklärte sie stolz.
    »Ihr kocht ganz allein für die gesamte Schloßbewohnerschaft? Nur ihr zwei?« fragte Firkin mit ehrfürchtigem Staunen.
    »Ja«, sagte sie schlicht.
    Plötzlich öffnete sich knarrend die mächtige Holztür. Ein hochgewachsener Zauberer in saxofranfarbenem Gewand spazierte in die Küche, ohne daß sich auch nur andeutungsweise ein Schlüssel im Schloß gedreht hätte. Ihm folgte ein Ritter in glänzender Rüstung, der sogar noch ein Stück größer war, und dem Ritter ein kleiner dicker Pastetenbäcker. Auch er glänzte. Leicht speckig – wie von Brat- oder Backfett.
    »Aha, Arbutus! Schon wieder eine neue Freundin gefunden, was?« rief Merlot überschwenglich und streckte die Hand aus.
    Ein Ausdruck der Erleichterung lief über das Gesicht der Eule, sie flatterte auf der Stelle auf die von ihr so sehr geschätzte, in den Farben von c-Moll 7 gestimmte Schulter.
    »Du mußt wohl Courgette sein, was? Kumm man röwer, lütt Dirn, ick gew di ne Birn.«
    Arbutus pickte nach dem Mäuseschwanz, der unter dem Hut des Zauberers hervorspitzte.
    »Vielleischt will dat junge Fräulein liewwer ein lecker Pastetschen?« wurde Courgette gefragt.
    »Ach ja! Das hier, mein liebes Fräulein«, unterbrach Merlot, »ist unser treuer Gefährte, der auf unserer beschwerlichen Reise mit feinsten Kuchen und Pasteten allzeit für unser leibliches Wohl sorgt.« Er legte dem rundlichen Männlein den Arm um die Schulter. »Meister Ehrbäck, spezialisiert auf erlesenstes Backwerk«, gab er bekannt.
    »Freut misch«, strahlte der Pastetenbäcker und tupfte sich die Stirn.
    Courgette wußte vor Verwunderung nicht, wohin sie zuerst sehen sollte. So viele fremde Menschen! Und alle auf einmal!
    »Und hier zu meiner Rechten: Unser Schutzherr, unser tapferer, heldenhafter Ritter! Ein Mann mit Geschichte und glänzenden Umgangsformen, der lange und starke Arm der Sage, wenn man so, äh, sagen kann: Prin… ähem … Pezzi!«
    Courgette war hingerissen. Ein Ritter. Ein echter Ritter! In ihrer Küche! Noch nie hatte sie einen Ritter gesehen. Prachtvoll stand er vor ihr, mächtig und so groß, daß er mit dem Kopf beinahe an das Deckengebälk stieß. Strahlend und hell – trotz der feinen Kondenswasserschicht, die sich auf ihm niederschlug.
    »Was’n los, Mann? Ey – hasse ehm was gesacht?« Pezzi blickte wirr um sich.
    »Ja doch«, sagte Merlot herablassend. »Ich habe Euch eben dieser bezaubernden jungen Dame vorgestellt. Nicht wahr, mein Fräulein?«
    Pezzi richtete die stechendblauen Augen auf Courgette und musterte sie scharf.
    »Nä.« Er schüttelte den Kopf. »Iss nich. Iss keine von den. Nich wirklich in Bedrängnis.«
    Jeder in der Küche blickte verwundert auf den Gepanzerten.
    »Was steh ich’n eign’tlich da inner Küche rum? Wett’n, daß sie da oben is?« Er zeigte auf die Tür, die ins Schloß führte, und wollte losmarschieren.
    Firkin war entsetzt.
    »Pezzi! Warte doch! Wo willst du denn hin?«
    Der Ritter marschierte los.
    »Was machst du denn da? Du kannst jetzt nicht einfach gehen! Was ist mit dem König? Und was ist mit uns?«
    Firkin stolperte rückwärts vor dem eisenbewehrten Riesen her und versuchte, ihn mit wildem Händefuchteln auf sich aufmerksam zu machen.
    »Jungfern«, war alles, was er zur Antwort bekam.
    Allmählich machte sie Firkin wirklich Sorgen. Er rannte voraus und legte sich dem Ritter in den Weg. Pezzi stieg ruhig, wie in Trance über ihn hinweg.
    »Du darfst jetzt nicht gehen!« schrie Firkin. Er sprang den Ritter von hinten an und klammerte sich an einem seiner gewaltigen Beine fest. Pezzi machte zwei Riesenschritte, faßte mit seiner mächtigen gepanzerten Hand nach unten, trennte sich vorsichtig von dem Jungen, der an seinen Fußknöchel zappelte, und klappte das Visier zu. Nichts und niemand konnte Prinz Chandoon jetzt noch aufhalten, alle konnten nur zusehen, wie er langsam voranstapfte und schließlich zu laufen anfing – wie eine Lokomotive in Rittergestalt, die mit Volldampf aus einem Bahnhof ratterte.
    Kurz darauf, nachdem die letzten Eichenholzsplitter zu Boden gefallen

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