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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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schulterlange, wehende Haar leuchtete feuerrot. Flammendrot – ein Eichhörnchen hätten alles darum gegeben.
    Es war ein wunderschöner Morgen. Das Gras war noch feucht vom Tau, der funkelte wie glitzernde Perlen, und an manchen Stellen lagen wie kleine Polster Nebelschleier in den Bodensenken.
    Ihr Vater hatte ihr einmal erzählt, diese Nebelschleier seien faule Wolken, die nicht aus dem Bett wollten. Sie hatte ihm das natürlich nicht geglaubt, aber es war ein sehr hübsches Bild. Sie kicherte leise, als sie sich vorstellte, wie die Wolken sich nachts in ihren Mulden verkrochen, wie manche von ihnen ihre dritten Zähne in ein Glas neben sich legten, andere den Wecker stellten und schließlich alle gemütlich einschliefen. In ihrem flinken, beweglichen Kopf wirbelten alle möglichen Vorstellungen und Phantastereien durcheinander. Träumen Wolken? Schnarchen sie? Was tun sie, wenn es friert? Sie lachte und schimpfte sich eine alberne Göre.
    Recht hatte sie.
    Als sie den Baum entdeckte, in dessen Rinde ein unauffälliges Zeichen, der Wegweiser zum Brunnen, eingeschnitten war, verließ Courgette den Waldpfad. Ihre Füße waren naß vom Tau und kribbelten. Sie liebte es, durch den Wald zu laufen, es gab ihr das Gefühl, lebendig und frei zu sein. Ganz anders als im Schloß zu sitzen, wo es finster war und kalt und leer. Irgendwo über ihr krächzte eine Krähe. Sie blieb stehen und horchte. Eine andere antwortete; rauh wie ein Reibeisen knarzte es durch den stillen Morgen. Sie bückte sich, brach einen großen Pilz ab und lief weiter zum Brunnen, kaute fröhlich und schwang ihren Eimer. Hopste über einen umgestürzten Stamm, dann an einem großen Baum vorbei und war schon bald darauf am Brunnen. Wer immer diesen Brunnen gebaut hatte, es mußte jemand gewesen sein mit einer Ader für klassische Gartenarchtitektur. Es war ein Brunnen, wie ein Brunnen zu sein hatte: klein und niedrig, rund, aus unbearbeiteten Steinen geschichtet und von grünen und gelben Flechten überwuchert. Er hatte sogar ein spitzes kleines Schieferdach. Sie schwang den Eimer über den Brunnenrand, ließ ihn fallen und beobachtete, wie sich die Kurbel schneller und immer schneller drehte, und horchte, bis sie das Geräusch hörte, wenn er tief unten auf dem Wasser aufschlug. Jedesmal schien es länger zu dauern, als sie erwartete. Schließlich hörte sie, wie er aufschlug, und dann hüpfte das Echo hallend den Brunnenschacht herauf. Sie nahm die Kurbel und drehte. Hatte es abwärts schon lange gedauert – aufwärts dauerte es noch länger. Sie zog und kurbelte den Eimer Zentimeter um Zentimeter hoch, packte ihn, als er über dem Brunnenrand auftauchte, und stellte ihn auf der Mauerkante ab.
    Sie keuchte vor Anstrengung, trank einen Schluck und füllte das Wasser aus dem Schöpfeimer in ihren Eimer um. Dann wischte sie sich mit dem Handrücken über die Stirn und machte sich auf den Rückweg zum Schloß. Nur einmal blieb sich noch stehen und füllte sich die Taschen mit einer weiteren Ladung Pilze.
     
    »Ich habe nachgedacht, Hogshead.«
    »Mmmm. Was?«
    »Weißt du noch, was du gedacht hast, als du zum ersten Mal dieses Häuschen gesehen hast?«
    »Ich … äh, ich hab gedacht, es kann einfach nicht wahr sein. Muß ein Märchen sein.«
    »Genau. Ist es auch. Weißt du noch, welches?«
    »Äh, irgendwas mit zwei Kindern, die sich im Wald verlaufen und von der bösen Schwiegermutter dem Hungertod überlassen werden, dann an ein Pfefferkuchenhäuschen kommen und von einer Hexe eingesperrt werden … So ungefähr, glaub ich.«
    »Richtig. Aber da war doch noch was, oder? Was ist mit den Kindern geschehen?«
    »Die sind auf einer Ente davongeflogen.«
    »Nein … Ich meine: Warum wollte sie die Hexe einsperren?«
    »Ach so, das! Warum sagst du das nicht gleich? Sie wollte sie fressen …« Hogshead verstummte. Und wurde blaß. »Firkin! Firkin, du … du glaubst doch nicht etwa? … Nein …« Er schüttelte den Kopf und blickte seinen Freund beinahe flehentlich an.
    »Und wie erklärst du dir dann die Sache mit dem Frühstück? Warst du etwa hungrig, bevor es serviert wurde? Ich nicht. Und trotzdem hab ich mehr gegessen als sonst in einer ganzen Woche!«
    »Äh … aber …«
    »… und sieh dir doch nur einmal die Tür an …«
    Ein bißchen übertrieben für ein Zimmer in einer Pension – Hogshead mußte es zugeben. Sogar für ein Hotel, das äußerst großen Wert auf Sicherheit legt.
    »O nein, o nein, o nein … Was sollen wir jetzt machen? Was

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