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Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Firkin 02 - Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 02 - Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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den Fühlern.
    »Mann! Der hat vielleicht ein Tempo drauf, wenn ihn der Hunger packt!« Courgette lugte hinter einem Bücherregal hervor; ihr Kopf steckte wie in einem Bilderrahmen zwischen zwei dicken Wälzern. Mühsam, hochrot im Gesicht vor Anstrengung, wuchtete sie einen schweren, dicken Folianten auf den Tisch und wirbelte eine Staubwolke auf.
    »Nachspeise?« fragte Ch’tin erwartungsvoll.
    »Nein, du Gierschlund! Davon kriegst du kein Stück! Du brauchst gar nicht erst die Mandibeln zu fletschen!«
    »An einer schau! Gesagt sie hat Mandibeln! Beeindruckt schwer bin ich!« piepste er.
    »Je nun«, sagte Courgette und betrachtete mit gespielter Lässigkeit ihre Fingernägel, »Wörterbücher sind nun mal eine beeindruckende Lektüre.«
    »Und da jetzt du hast was?« fragte Ch’tin, richtete sich zu voller Größe auf (zwei Zentimeter etwa) und glotzte sie mit seinen ungewöhnlich großen Facettenaugen an.
    »Ein Buch.«
    »Das ich sehe. Thema welches?«
    »Mineralogie. Die Wissenschaft von den Gesteinen.« Courgette überflog rasch ein, zwei Kapitel. Als sie auf eine Abbildung stieß, auf der sie so etwas wie einen in Stein eingegrabenen Fisch entdeckte, hörte sie zu blättern auf und studierte fasziniert ihren Fund.
    »Was ist das denn?« fragte Hogshead, der mit leeren Händen von der Bücherwand heruntergeklettert war.
    »Steinbutt!« quiekte Ch’tin.
    »Was?«
    »Versteinerungen«, erklärte Courgette. »Hier, siehst du? Die sind alle vor ewig langer Zeit gestorben, sind dann verschüttet worden und haben im Gestein einen Abdruck hinterlassen. Wie Preßformen oder so was. Muscheln zum Beispiel oder Vögel, und da: ein Fisch.«
    »Sieht komisch aus. Hat ja viel zu viele Flossen!«
    »Das ist ein Coelacanthide. Hier steht, daß er vor ungefähr einhundert Millionen Jahren gestorben ist.«
    »Wundert mich nicht. Mit diesem Haufen Flossen hat er wahrscheinlich nie schnell genug wegschwimmen können.«
    »Stinken ganz schön inzwischen wird er«, witzelte Ch’tin. Er rümpfte einen Körperteil, der Courgettes Vermutung nach die Nase war.
    »Ihr seid albern!« Sie riß sich von ihrer Lektüre los. »Hast du etwas gefunden?« fragte sie Hogshead.
    »Nein. Ich versteh das einfach nicht! Ich hab alles abgesucht. Sie müssen hier irgendwo sein, in einer Bibliothek dieser Größe muß es doch magische Bücher geben!«
    »Auch nicht da drüben – in der Abteilung Zauberkunst?«
    »Nein, da gibt es bloß Anleitungen für Taschenspielertricks und solche Sachen. Aber keine echte Magie, nichts Ernsthaftes.«
    »Wo dann sie sind, wenn auf den Regalen nicht?« sinnierte Ch’tin.
    »Das wollten wir ja herausfinden. Ich habe jedes von diesen verstaubten Bücherregalen abgesucht, Zentimeter für Zentimeter – keine Spur! Nichts!«
    »Nicht hier sie sind dann«, resümierte der Wurm weise.
    »Aber ich kann einfach nicht glauben, daß es in einem Schloß dieser Größe keine magischen Bücher geben soll! In jedem Schloß gibt es magische Bücher! Das weiß ich von Franck!«
    »Wo dann sie sind, wenn auf den Regalen nicht?« murmelte Courgette und sah Ch’tin argwöhnisch an. Sie hatte das dunkle Gefühl, daß er mehr wußte, als er zugab. Der Wurm begutachtete eine Stelle auf dem Tisch, an der – hätte er solche gehabt – seine Füße gewesen wären.
    »Ja eben, das meine ich doch!« Hogshead starrte vorwurfsvoll auf einen Haufen Bücher, der nicht vorhanden war und sich hartnäckig weigerte aufzutauchen. »In diesen ganzen Regalen steht kein einziges magisches Buch, das auch nur im entferntesten diese Bezeichnung verdienen würde!«
    »Nicht auf … unter!« Courgette bekam leuchtende Augen, plötzlich hatte sie verstanden, warum sie nichts gefunden hatten. »Magische Bücher läßt man auch nicht einfach so rumliegen, damit jeder x-beliebige sie finden kann. Jedenfalls nicht in Regalen.« Ch’tin blickte zu ihr auf. Das Wurmgesicht verzerrte sich grotesk, kurvenförmig gebogene Mandibeln wanderten nach oben, und hinter dem Schutzvorhang der grünen Lippen wurden die harten Kieferleisten sichtbar, die er anstelle von Zähnen im Maul hatte. Courgette erwiderte sein Lächeln, stand auf und lief in eine der finsteren Ecken in der Bibliothek.
    Hogshead kratzte sich den Kopf und spulte die letzten zwei Sätze, die Courgette gesagt hatte, noch einmal zurück.
    »Komm endlich und hilf mir!« rief Courgette, die hinter einer Regalreihe verschwunden war.
    Hogshead nahm den Bücherwurm, steckte ihn in die Tasche und lief los.

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